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Willi Hennig 1913-1976 - Die Schaffung einer Wissenschaftstheorie

[Willi Hennig 1913-1973: Creating a scholarly theory]

Kühne, Walter G.

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Entomologica Germanica Band 4 Heft 3-4 (1978), p. 374 - 376

5 references

published: Sep 29, 1978

DOI: 10.1127/entom.germ/4/1978/374

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ArtNo. ESP346000403017, Price: 29.00 €

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Kurzfassung

10 Jahre nach dem Erscheinen seines Hauptwerkes «Phylogenetic Systematics» ist Willi Hennig mit 63 Jahren gestorben. Weshalb bei seiner Würdigung aus einer Fülle von Büchern und mehr als 150 Publikationen ein Werk - Hennig, W. 1966 - herausgestellt wird, ergibt sich aus der Geschichte der Systematik. Der Dialektiker Kuhn (Kuhn, T.S. 1962) unterscheidet zwischen «Normal Science» und «Paradigma forming Science». Die erste ist wissenschaftliches Produzieren entsprechend anerkannter Regeln; mehr als 99% aller wissenschaftlichen Tätigkeit ist «Normal Science». Die zweite, «Paradigma forming Science», manifestiert in wenigen Werken, die theoriebrechend und theorieschaffend sind. Sie entstehen, wenn «Normal Science» so sehr vom Widerspruch durchsetzt ist, daß eine radikale Minderheit von Forschern, die langsam an Zahl und Einfluß zunimmt, das Tolerieren dieser Widersprüche als unerträglich, als unwürdig, als unwissenschaftlich ablehnt. Vor und nach der Bildung der neuen Theorie ist die betreffende Wissenschaft grundsätzlich verschieden. Die neue Theorie ergänzt nicht die alte; sie bildet sich im Schoß der alten Theorie aus deren Widersprüchen. Die neue Theorie ist die Hegel'sche Antithese zur These. Während einer meist kurzen Phase — der Revolution in der Wissenschaft — gibt es keine gültige Theorie. Wissenschaftliche Revolutionen folgten den Werken von Kopernikus, Lyell, Darwin.