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Über Windschliffe in der Heidelberger Schloßruine

Häberle, D.

Kurzfassung

Es ist eine bekannte Tatsache, daß der Wind auch im humiden Klima unter bestimmten Umständen eine abschleifende und damit eine gesteinszerstörende Kraft entfalten kann. Einen solchen Vorgang hat z. B. R. Beck an den Schrammsteinen in der Sächsischen Schweiz nachgewiesen, aber dabei an der Hand von Abbildungen auch nachdrücklich hervorgehoben, daß der Wind gegenüber der normalen Verwitterung eine sehr untergeordnete Rolle spielt und seine Tätigkeit wesentlich in einer oberflächlichen Korrasion besteht. Aber nicht allein am anstehenden Gestein, sondern auch an älteren Gebäuden, namentlich an Ruinen lassen sich derartige Erscheinungen beobachten. So bildet z. B. E. de Martonne eine Stelle aus den Ruinen von Beaux (Provence) ab, wo unter dem Einfluß des Mistral sogar gitterförmige Gebilde aus dem Mauerwerke herausgearbeitet worden sind, die denen in der Wüste vollständig gleichen. Voraussetzung dafür ist allerdings, daß ein starker Luftstrom mitgeführte Sandkörner mit großer Gewalt gegen eine Fläche peitscht und so gewissermaßen als Sandgebläse wirkt. Ganz eingehend und anschaulich beschreibt K. Futterer einen derartigen Vorgang von der Wandfläche einer Schießscharte im dicken Turm des Heidelberger Schlosses. An dieser treten mehrere aneinandergereihte, kesselförmige Vertiefungen auf, deren Entstehung ohne Zweifel auf die wirbelnde und korrodierende Wirkung eines sandbeladenen Luftstromes zurückzuführen ist.

Keywords

humid • verwitterung • mistral • windschliff • heidelberg • germany