Original paper

Geologische Beobachtungen auf Sylt nach der Dezemberflut 1909

Wolff, Wilhelm

Kurzfassung

Am 3. Dezember 1909 tobte in der Nordsee ein ungewöhnlich heftiger Südweststurm, der das Wasser an der friesischen Küste zu selten gesehener Höhe emportrieb. Zwar widerstanden ihm die festen Seedeiche der Marsch und der Marscheninseln, und auch die Halligen, auf denen die Sturmflut bis zur Höhe der Werften stieg, kamen dank der Steinböschungen und Lahnungen, mit denen sie in neuerer Zeit gepanzert sind, glimpflich davon. Aber an den unbedeichten Dünenküsten und Diluvialkliffs entstand an manchen Orten beträchtlicher Schaden. Längs der Westküste von Sylt, wo das Hochwasser immerhin um 70 cm hinter der letzten großen Flut vom 6. Dezember 1895 zurückblieb, wurde die mühselig angesammelte und mit Strandhafer bepflanzte Vordüne zwischen Westerland und Kämpen bis auf wenige Reste fortgerissen. Das Westerländer Kliff und das von Wenningstedt bis Kämpen sich erstreckende Rote Kliff mit seinen losen tertiären und diluvialen Bodenmassen wich unter dem Ansturm der Wogen in wenigen Stunden fast überall merklich zurück, stellenweise um mehrere Meter. Am größten war der Küstenabbruch nördlich vom Kliffende, wo die Diluvialschichten unter den jüngeren Strandbildungen versinken und die weichen Dünen allein den Ansturm aufnehmen müssen. Sie haben, soweit die ersten Nachmessungen erkennen lassen, bis zu 14 m verloren.

Keywords

Geologie • Sylt • Germany • Dezemberflut