Kurzfassung

Ombrogene Moorbildungen in der Rheinischen Braunkohle

[Precipitation fed mires in the Rhenish brown coal]

Thomson, Paul W.

Bild der ersten Seite der Arbeit: Precipitation fed mires in the Rhenish brown coal

Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft Band 104 Heft 1 (1952), p. 159 - 159

veröffentlicht: Dec 4, 1952

DOI: 10.1127/zdgg/104/1952/159

BibTeX Datei

O

Open Access (Arbeit kann kostenlos heruntergeladen werden)

Arbeit kostenlos herunterladen

Kurzfassung

Wohl kein Forscher hat die Natur der Kohlenlager als fossile Torflager ehemaliger Moore so deutlich erkannt und ausgesprochen wie Henry Potonié. Alle weiteren Forschungen, soweit es sich um exakte Untersuchungen handelt, haben diese Gedankengänge bestätigen und erweitern können. Im Hauptflöz der rheinischen Braunkohle kann man alle Moortypen, von den Seeablagerungen über offene Niedermoore zu waldbedeckten Bruchmooren, erkennen. Während der Stillstandsphasen kam es zu Trockenwaldbildungen, die aber keinen Torf erzeugt haben, sondern nur Fusitlagen und Stubbenhorizonte hinterlassen haben. Der Sequoia-Trockenwald von Kräusel und Gothan ist ein sehr charakteristischer Pflanzenverein besonders des mittleren Tertiärs gewesen, als Braunkohlenbildner hat er aber, wie schon Jurasky richtig erkannt hat, keine Rolle gespielt. Durch Waldbrände und Zersetzung ist hier viel mehr zerstört als aufgebaut worden. Alle diese Moortypen gehören zu den grundwasserbedingten oder topogenen Mooren im Sinne von L. von Post und H. Osvald. Bezeichnend für sie ist die periodische Überflutung, durch deren Dauer der Vegetationscharakter bestimmt wird. Längere Überflutungsdauer hemmt den Baumwuchs und fördert offene Riedgrasmoore. Da die Ernährung von der Seite aus erfolgte, so sind auch die Randzonen begünstigte Lagen und zeichnen sich bei gleicher Feuchtigkeit durch stärkeren Baumwuchs aus. Besonders in den Bruchwaldmooren können wir zahlreiche Vegetationstypen unterscheiden. Während der Taxodiaceen-Nyssaceen-Wald mehr die Randzonen und Initialzonen bevorzugt, spielen die anspruchsloseren Myricaceen-Moore, in denen ich durch Pollen (Poll. brühlensis und Poll. exactus) auch die Cyrillaceen nachweisen kann, in den zentralen und höheren Teilen eine größere Rolle. Topogene Moore von nennenswerten Torfmächtigkeiten können nur dort entstehen, wo ein dauernder Grundwasserspiegelanstieg stattfindet. Ein soldier ist meist, wie auch im Falle der rheinischen Braunkohle, durch tektonische Senkungserscheinungen bedingt. Das topogene Moor hat eine große, klimatische Verbreitung und kann an Flußufern und in Deltabildungen sogar in ariden Gebieten anzutreffen sein, wenn die hydrologischen und tektonischen Bedingungen es gestatten. Im Gegensatz zu diesem Typus finden in humiden Gebieten Moorbildungen statt, die von einem Überschuß der Niederschläge gespeist werden und sich über den Grundwasserspiegel erheben können. Das sind die sog. niederschlagsbedingten oder ombrogenen Moore, deren typische Vertreter die Hochmoore des norddeutschen Küstengebietes sind. Aber auch in wärmeren Gebieten können, wenn die Feuchtigkeitsverhältnisse es erlauben, ombrogene Moorbildungen auftreten, die sich im typischen Falle uhrglasförmig über ihre Nachbarschaft erheben und aus stark sauren Torfen, bei deren Bildung vor allem die Sphagnen (Bleichmoose) und Ericaceen (Heidekrautgewächse) eine große Rolle spielen, gebildet werden. Solche Hochmoore kennen wir aus dem subtropischen Gebiet der Kolchis (Südwestlicher Transkaukasus). Auch aus Sumatra beschreibt E. Pollak ähnliche Bildungen, deren botanische Zusammensetzung natürlich eine andere ist. Innerhalb der dunklen Bruchwaldbänke der rheinischen Braunkohle hat H. Pflug nun geringmächtige Schichtpakete festgestellt, die sich durch eine helle Farbe, reiche strukturlose Grundsubstanz und gut erhaltenes Koniferenholz auszeichnen. Der Vergleich mit meinem Pollendiagramm zeigte, daß in diesen Schichten immer ein stärkeres Auftreten von Sphagnum-, Ericaceen- und Pinus-Pollen zu verzeichnen ist. Es handelt sich somit um hochmoorartige Bildungen, die aber nach kurzer Zeit immer wieder durch die Absenkung von Niedermooren erstickt wurden. Es ist anzunehmen, daß diese Bildungen nur schwach gewölbt waren und auch nur eine geringe horizontale Verbreitung hatten. Die Torfmächtigkeit ist hier in der Braunkohle meist weniger als 50 cm. Es handelt sich hier somit um Initialstadien echter Hochmoore, die wohl infolge der tektonischen Absenkung nicht zur vollen Entwicklung gelangten. Die wichtige Schlußfolgerung aus diesen Tatsachen ist die, daß während der Bildung der rheinischen Braunkohle an der Oligozän-Miozän-Wende im nordwestdeutschen Raume ein soweit humides Klima geherrscht hat, daß diese ombrogenen Moorbildungen möglich waren. Dadurch werden die von H. Weyland für diese Periode auf Grund der Vegetation festgestellten klimatischen Verhältnisse noch genauer präzisiert. Wir können das Klima als humid-lusitanisch bezeichnen und in dem Klima der Westküste der iberischen Halbinsel und der Kolchis ein rezentes Analogon finden.