Abstract

Exkursion in die Mukronatenkreide von Beckum am 15.8.1952

[Field trip to mucronata-bearing Cretaceous deposits near Beckum, Germany, August 15, 1952]

Giers, R.

Kurzfassung

Zweck des Ausfluges war die Einführung in die bisher unbekannte Schichtenfolge der Mukronatenkreide des östlichen Beckens von Münster und ihre besonderen Faziesverhältnisse. Die Exkursion erreichte am Nachmittag des Vortages die Hochfläche von Stromberg, deren höchste Teile von Konglomeraten der tiefsten noch B. mucronata (neben A. quadratus) führenden Schichten gebildet werden. Die etwa 35 m mächtigen Stromberger Schichten sind schlecht aufgeschlossen. Am Ostrand des Ortes Stromberg konnten auf einem Bauplatz Proben der verschiedenen Gesteine des Schichtpackens gezeigt werden. Am 15. August wurde das Normalprofil der Beckumer Schichten in dem Bruch des Zementwerkes „Anna“ in Neubeckum studiert. Über einem fast banklosen mächtigen Packen grauer Mergel der Stromberger Schichten als Liegendem sind hier etwa 18 m Beckumer Schichten aufgeschlossen. Die in der Überschau als Wechsellagerung von einer Reihe von Mergelkalksteinbänken mit mächtigen grauen Mergelpacken erscheinende Schichtfolge erwies sich bei eingehender Untersuchung in ihrem Aufbau als recht vielgestaltig. Die Bänke, auch die Bankpacken, sind im ganzen Gebiet in ganz bestimmter Zahl vorhanden, alle von individuellem Gepräge, in den Bankpacken meist Plänerkalk ähnlich mit 70 bis 90% CaCO3. Über den Bankpacken folgt ein eigenartiges Gestein, die „Flocken“ (Haferflocken) der Arbeiter, wahrscheinlich eine Kalkalgenbildung meist nur von Mergelhärte, aber hohem Kalkgehalt. Eine feste Bank schließt es oben ab, und nun beginnt ein neuer Sedimentationsabschnitt, der vom grauen Mergel wieder über einen Bankpacken zu Flockengestein führt. So gliedert sich das ganze Profil der Beckumer Schichten in der Beckenmitte auf. In der Schichtfolge überwiegen die grauen Mergel; sie erscheinen in Lagen zwischen den Bänken der Packen und in bis mehrere m mächtigen Packen. Die kalkreichen Bänke machen kaum ein Drittel aus. Eine nördlich streichende Verwerfung mit 20 cm starker Strontianitkluft fand besondere Beachtung. Bevor den interessanten Abweichungen in den Randgebieten nachgegangen wurde, wurde der Zeitersparnis halber ein Besuch des Bosenbergbruches bei Vorhelm eingeschaltet, der die Vorhelmer Schichten (Varizone) aufschließt. Das Profil zeigt überwiegend Mergel in Einzelbänken und Packen von wesentlich geringerem Gehalt an CaCO3 als in den Beckumer Schichten. In 16 m des Profils erreichen nur 2 Bänke 80%. Als Besonderheit erscheinen in der Schichtfolge glaukonitische Kalksandsteinbänkchen von geringer Mächtigkeit und wenig mächtige stark dunkle tonige Mergellagen. Auffällig ist die sich immer wieder wiederholende Folge: Sandstein, dunkle Mergel, Mergelkalkbank, Sandstein, also zyklische, zuweilen auch nur rhythmische Aufeinanderfolge. Von dem Fossilreichtum der mergeligen Schichten — sie haben allein 10 Ammonitenarten geliefert — gaben nur die zahlreichen Inoceramen einen Begriff. Die Fahrt führt dann nach Beckum zum Studium der Randprofile der Bekkumer Schichten. Weil am Wege liegend, wurde der Kreuzbergbruch besucht, in dem an einer Störung Vorhelmer Schichten, rings von Beckumer Schichten umgeben, aufgeschlossen sind. Außer der faziellen Ausbildung interessierten hier die Störungserscheinungen. Der Bruch gehört einer mehrere km breiten, etwa nördlich gerichteten Störungszone an.