Original paper
Die geologische Bedeutung fossiler Lebensspuren
[Geological relevance of fossil tracks of life]
Seilacher, Adolf

Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft Band 105 Heft 2 (1954), p. 214 - 227
43 references
published: Oct 1, 1954
DOI: 10.1127/zdgg/105/1954/214
ArtNo. ESP171010502006, Price: 15.00 €
Kurzfassung
Die alte Streitfrage: Spur oder Alge, ist heute nicht mehr aktuell. Dafür steht die ökologische Analyse und typenmäßige Einordnung der verschiedenen Spurenfossilien im Vordergrund. Obwohl die Sichtung des in Literatur und Sammlungen weit verstreuten Materials erst begonnen hat, ergeben sich doch für die geologische Auswertung schon einige neue Gesichtspunkte. 1. Die Bedeutung der Spurenfossilien für Tektonik und Sedimentpetrographie Lebensspuren liegen fast immer mit ursprünglicher Orientierung im Gestein. So markieren sie auch in tektonisch gestörter Lage das stratigraphische Oben und Unten der Schichten. Die Äste der Chondriten und die Scheitelbögen von U-Bauten zeigen stets nach unten. Ruhespuren und die meisten Kriechspuren erscheinen auf der Schicht-Oberseite als Rinnen, auf der Unterseite als erhabene Ausgüsse. Aber schon da muß man feiner unterscheiden, denn manche Formen (z. B. Gyrochorte, Abb. 2, Nr. 3) kehren ihr Positiv nach oben und werden vom konkaven Negativ zugedeckt. Auch die ursprüngliche Beschaffenheit des Sediments kann aus manchen Spuren abgelesen werden. Im Buntsandstein greifen kaffeebohnenförmige Ruhespuren (Rusophycus didymus)1) gelegentlich von oben her in Ton-Gallen ein. Die Einschlüsse müssen also zunächst noch plastisch weich gewesen sein, denn Ruhespuren entstehen nur in lockerem Substrat. Allseitig angebohrte Gerölle, wie sie im Muschelkalk oder in der Betakalkbank des Unt. Lias vorkommen, waren dagegen schon vor ihrer Einbettung weitgehend verfestigt. 2. Lebensspuren als Leitfossilien Zur chronologischen Einstufung von Schichtgesteinen eignen sich Spurenfossilien denkbar schlecht. Es sind meist ausgesprochene Dauerformen, die durch viele Formationen hindurch nicht stärker abwandeln, als es bei der außerordentlichen Variabilität dieser Gebilde auch innerhalb derselben Stufe Vorkommen kann.
Keywords
trace fossils • spurenfossil