Original paper
Bentonit-Lagerstätten
Müller, Ferdinand

Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft Band 105 Heft 1 (1954), p. 146 - 146
published: Apr 1, 1954
DOI: 10.1127/zdgg/105/1954/146
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Kurzfassung
In seiner 1897 eťschienenen Studie führte W. C. Knight für das in den 80er Jahren vorigen Jahrhunderts bei Fort Benton im Staate Wyoming der USA. aufgefundene, in Wasser stark quellfähige Gestein den Namen „Bentonit“ ein, der sich allgemein durchgesetzt hat. Es ist klar, daß ein derartiges Material großes. .wissenschaftliches und technisches Interesse wachrief und in schneller Folge die mannigfachsten praktischen Anwendungen nach sich zog. Bis in die 30er Jahre dieses Jahrhunderts blieb sodann dieser Bentonit von Wyoming Monopol. 1926 wiesen die Amerikaner C. S. Ross und E. V. Shannon nach, daß der Bentonit als wesentlichen und bestimmenden Anteil das Mineral Montmorillonit enthält. Letzteres ist schon seit 1847 bekannt und nach einem Vorkommen bei Montmorillon im Dept. Vienne in Mittelfrankreich so benannt worden, wo es als Hauptkomponente einer zu Bleichzwecken benutzten Erdart erkannt worden war. Der Anstoß zu einer neuen Entwicklung ist nun von Deutschland ausgegangen und schließt sich an sehr eingehende Materialuntersuchungen von K. Endell und U. Hofmann sowie deren Mitarbeiter an, denen ein weitgehender Einblick in die Kristallstruktur des Montmorillonits auf röntgenographischem Wege gelang: sie haben nachgewiesen, daß in Deutschland Gesteine vorkommen, die ebenso reich sind an Montmorillonit wie der Wyoming-Bentonit und demnach als echte Bentonite zu gelten haben. Sie erkannten ferner, daß im amerikanischen Bentonit Na-Ionen austauschfähig in das Kristallgitter des Montmorillonits eingebaut sind, - während die deutschen Bentonite hauptsächlich Ca-Ionen enthalten. Auf derartige Erkenntnisse geht die Erzeugung der deutschen Bentonite zurück, die aus natürlich vorkommenden Ca-Bentoniten durch Ionenaustausch zu Na-Bentoniten formiert werden: z. B. Tixoton und Geisenheimer Aktivbentonit. Endell und Hofmann fanden auf dem gleichen Wege Montmorillonit in vielen Tonmergeln, Fullererden, feuerfesten Tonen und Tonböden. Nach Erscheinen dieser grundlegenden Rohstoffarbeiten wurden in den 30er Jahren und zu Anfang der 40er Jahre in verschiedenen Ländern Bentonite entdeckt, wie z. B. Italien, Nordafrika, Griechenland, anderen Teilen der USA., Rußland, Japan, Rumänien. Bentonit-Lagerstätten sind aus vielen geologischen Formationen bekannt: der Wyoming-Bentonit gehört z. B. zu den Benton-Schichten der oberen Kreide am Nord- und Westrande der Black Hills in Süd-Dakota, Montana und Wyoming. Es handelt sich dabei um sehr zahlreiche, örtlich begrenzte Einzelvorkommen in mariner Ablagerung. Im Bereich der Alleghany Mountains liegen ebenfalls viele Einzelvorkommen in verschiedenen Horizonten des Ordoviziums. Die wichtigsten deutschen Vorkommen bilden die jungtertiären bayerischen Bleicherden. Ins Tertiär sind auch die italienischen (Insel Ponza und Apenninen), die griechischen (Insel Milos) und nordafrikanischen Vorkommen (Marokko und Algier) zu stellen. Für die ordovizischen Vorkommen in den Alleghany Mountains hat Whitcomb vulkanischen Ursprung einschließlich Ausbruchszentren nachgewiesen. Beim Wyoming-Bentonit ist eine vulkanische Abkunft (untermeerisch abgelagerte Aschen) sehr wahrscheinlich, ohne daß man Ausbruchsstellen bisher kennt. In den Lagerstätten von Marokko und Algier hat de Lapparent in den Bentoniten die gleichen Quarze, Feldspäte und Granate wie in benachbarten Rhyoliten gefunden und den Montmorillonit als Umbildung von vulkanischen Gläsern erwiesen. In der bayerischen Bleicherde, die sich zwar auf sekundärer Lagerstätte befindet, hat Siegl ebenfalls vulkanisches Glas in allen Übergangsstadien bis zum Montmorillonit festgestellt. Bei den Vorkommen der Inseln Ponza und Milos kommt mit den Bentoniten auch gleichzeitig Kaolin vor, ebenso auch in Nordafrika. Man geht also nicht fehl, wenn man Bentonite allgemein als Umwandlungsprodukte von vulkanischen Aschen bezeichnet, bei denen die Glasbestandteile in Mineralien der Montmorillonit-Gruppe umgebildet wurden.