Abstract
Schichtlücken und Diskordanzen im Dogger
[Stratigraphic gaps and disconformities in Dogger times]
Westermann, G.

Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft Band 109 Heft 2 (1958), p. 271 - 273
published: Feb 28, 1958
DOI: 10.1127/zdgg/109/1958/271
ArtNo. ESP171010902003, Price: 15.00 €
Kurzfassung
Entgegen allgemeiner Annahme bestand im Dogger nirgendwo ruhige und lückenlose (i. S. paläontol. Nachweisbarkeit) Sedimentation. Es finden sich neben Hiati und größeren Aufarbeitungen auch Diskordanzen, die nur orogenen Bewegungen zugeschrieben werden können. Eigene Aufsammlungen des Paläontologen sind zu diesen Zwecken erforderlich, besonders zur Erkennung von Kondensationen und Aufarbeitungen. Untersuchungen des Verf. in NW-Deutschland und N-Spanien sowie Literaturstudien führen zu folgenden Ergebnissen: 1. NW-Deutschland Bajocien (einschl. Aalenien): Die sinon-tolutaria-Scht. (wohl scissum-Zone) liegen im Raum Bielefeld (Althoff 1936), Verden, Quakenbrück vielfach mit Basalkonglomerat über Oberlias, beckenrandlich auch über Trias. Unter einem häufig ausgebildeten Grenzfossillager der sauzei-Zone scheint ein Teil der sowerbyi-Zone (laeviuscula-Subz. ) hier und da zu fehlen. Die humphriesianum-Zone folgt bei Warzen/Alfeld direkt über hoher sowerbyi-Zone, während in dem nur 1, 5 km entfernten Gerzen mindestens 15 m sauzei-Zone dazwischenliegt. Hier, wie anscheinend in ganz NW-Deutschland, ist ein viermaliger Biofazieswechsel der Ammoneenfauna ausgebildet, der wohl epirogenetisch bedingt ist. Mit der blagdeni-Subzone erfolgt eine vielfach bis zur Emersion führende Verflachung. Die subfurcatum-Zone ist regelmäßig, vielfach nach Hiatus oder Kondensation der basalen phaulus-Subzone, aber lokal sehr unterschiedlich transgressiv bis hinunter zur sauzei-Zone (Osnabrück). Diese Bewegungen sind der englischen Vesulphase synchron und auch hier nicht überall nur epirogenetischer Natur. Weitere Immersionen bis zu lokalen Transgressionen liegen jeweils etwa an der Basis von garantiana- und parkinsoni-Zone. Bathonien: Infolge Nichtauffindung vieler Leitfossilien ist die Zonengliederung bislang unmöglich gewesen. Während die „Württembergicaschichten“ auf das Unt. -Bathonien fixierbar waren, konnten die „Aspidoidesschichten“ dem gesamten Mitt. - + Ob. -Bathonien entsprechen. Die Auffindung eines Basalkonglomerates (Hellern) der „Aspidoidesschichten“, das einer fast weltweiten Transgression des Ob. -Bathonien zu entsprechen scheint, sowie die Festlegung der discus- (Sub-P)Zone (Hildesheim) im oberen Teil führen zu einer Koordination der tieferen „Aspidoidesschichten“ mit der aspidoides-Zone bei einem Hiatus des Mitt. -Bathonien. Callovien: Das bislang als „Macrocephalen-Scht. “ nicht näher untergliederte Unt.-Callovien ist auffallend unterschiedlich mächtig und fehlt manchmal ganz. An seiner häufig konglomeratischen Basis findet sich überall bereits eine Fauna der koenigi-(Sub-)Zone, so daß die macrocephalus-Tone selber bestenfalls nur noch in Umlagerungen nachweisbar erscheint. Die calloviense-Zone (s. str. ) ist wiederum durchweg der in ganz Europa nachweisbaren Immersion bis Transgression der jason-Zone zum Opfer gefallen. Ihr Basiskonglomerat ist häufig als Belemnitenschlachtfeld (Hildesheim), z. T. infolge Aufarbeitung auch als Eisenerz ausgebildet (Wiehengebirge, Wittekindsflöz, pars?). Im Ob. -Call. zeigen sich nur lokale Aufarbeitungen. An der Dogger-Obergrenze befindet sich fast überall ein die mariae- und cordatum-Zonen zum Großteil einnehmender Hiatus, dem die Transgression der Heersumer Scht. unter häufiger Wiederaufarbeitung bis hinunter zum Mitt.-Call. (Porta Westf., persönl. Mitt. cand. geol. G. Lutze) folgt. Es resultiert ein durch Hiati und Aufarbeitung verursachter Schichtenausfall von 3 bis 10 der insgesamt 20 Standardzonen des Dogger. 2. Vergleich mit anderen mobilen Schelfgebieten. In S-Deutschland, Frankreich, Gr.-Britannien und der Iberischen Halbinsel sind sowohl fast alle Transgressionen und Inundationen mit den nordwestdeutschen als auch orogene Bewegungen (deutliche Winkeldiskordanzen!) einander synchron. 3. Vergleich mit stabilen Schelfgebieten. Die Doggerablagerungen Polens, des Baltikums, europ. Rußlands, der Arktis, Sibiriens und Ostafrikas zeigen bis 70% Hiati, aber nur wenige Aufarbeitungen. Orogene Bewegungen sind nur in der „Donetzphase“ Rußlands nachweisbar, die wahrscheinlich in das obere Mitt.-Bajocien zu stellen und der Vesulphase dann fast synchron ist. Die Transgressionen erfolgen fast alle mit denen des mobilen Schelf zonengleich. 4. Vergleich mit Geosynklinal-Gebieten. Während die tethydische Tektogenese dem mobilen Schelf auffallend synchron verläuft, ähnelt der pazifische Gürtel im Dogger dem stabilen Schelf. Auffallend sind die zu Zeiten anderwärtiger orogenetischer Phasen erfolgenden großen Regressionen.