Kurzfassung

Glazialgeologische Untersuchungen am Brúargletscher (Nordrand des Vatnajökull)

[Glacial study of the Brúar glacer (northern margin of Vatnajökull. Iceland)]

Todtmann, Emmy M.

Kurzfassung

Die Untersuchungen wurden 1955 und 1956 am Rand des Brúargletschers, zwischen den Gletscherflüssen Krincilsá und Jökulkvisl, ausgeführt. Damit sind die Untersuchungen des Vorfeldes dieses größten Eislobus des Vatnajökull zu einem gewissen Abschluß gebracht worden. Das schwer zugängliche Gebiet konnte nur mit eigens dafür mitgebrachtem Boot oder mit Pferden erreicht werden. Über diese Gegend gibt es keine geologischen noch andere Schriften. Nur über den mittleren Abschnitt sind einige Beobachtungen von Rektor P. Hannesson, Reykjavik, aus dem Jahre 1933 in einer isländischen Veröffentlichung von 1954 herausgegeben. Über die Beobachtungen des mittleren Abschnitts, über Kringilsárrani, siehe: N. Jb. Geol. u. Paläontol. Abh. 104, Stuttgart, Febr. 1957. Die Leitlinie in diesem östlichen Abschnitt ist wie in Kringilsárrani die Endmoräne von 1890. Außerhalb wurde keine Endmoräne gefunden, die eine Fortsetzung einer älteren Endmoräne im westlichen Saudágebiet hätte sein können. Innerhalb der 1890er liegen Endmoränen, die eine etwas geringere Eisausdehnung als die 1890er anzeigen. Das sind zwei überfahrene Stauchendmoränen von 1810 sowie eine Satzendmoräne, die etwas jünger als die 1890er ist. Eine besondere Stellung nehmen die Randlagen von 1938 und ? 1931 ein, die einen auf lokaler Schneeansammlung beruhenden Vorstoß im östlichsten Randgebiet bis zur Jökulsá á Brú begrenzen. Diese Endmoränen bestehen aus Gletschertoteis mit Grundmoränendecke oder aus Grundmoräne, Geröll und Toteis, z. T. gestaucht. Sie erreichen z. T. stattliche Höhe. Ein kleiner, neu aufgefundener Sander von 1 1/2 km Länge am östlichen Moränenrand bestätigt das Bild der geringen Sanderentwicklung am gesamten Rand des Brúarjökull. Wie in Kringilsárrani überziehen auch hier die Grundspaltenwälle das ganze Gebiet, etwa. 30 qkm, über Anhöhen und Senken innerhalb der 1890er hinweg. Die ehemalige Fließrichtung des Eises ist zu erkennen, aber auch quer und schiefwinklig dazu verlaufende Rücken treten vielfach auf. Einzelne Tümpel weisen auf noch vorhandenes, verschüttetes Gletschereis hin. Die Rücken sind im bewegungslosen Gletscher durch Einpressen von Grundmoräne in Grundspalten des Gletschers gebildet. Nach gleichen Vorkommen in Spitzbergen erhielten diese Formen nach K. Gripp den Namen „Austauschkammerung“. Im statu nascendi wurden sie am Eisrand innerhalb der 1938er beobachtet. Besonders auffallend streichen hier schnurgerade, niedrige, bis 25 cm hohe Grundmoränenwällchen in der ehemaligen Fließrichtung des Eises dahin. Sie ziehen unter spitzem Winkel auf die höheren Grundspaltenwälle hinzu, und genau in derselben Richtung verlaufen sie auf der anderen Seite weiter. Offenbar entstanden sie im letzten Stadium des vorrückenden Eises von 1938, die Fließrichtung anzeigend, während die höheren Wälle mehr von der Form des Untergrundes abhängen. Diese Verzahnung von 2 Typen von Grundspaltenwällen habe ich an keinem anderen Gletscher gefunden. Frostbodenformen treten zurück. Vermutlich ist der Boden zu trocken. Der Eisrückgang hat weiter angehalten. Seit 1945 (nach dem Luftphoto der USA. ) ist er rd. 40 bis 800 m zurückgewichen. Am Ostufer der Jökulsa taut eine mächtige Innenmoräne heraus. Sie weist auf einen Rücken, der weiter innerhalb des Gletschers ansteht. Offenbar erstreckt sich die Zone der ? drumlinisierten Buckel wie in Kringilsárrani noch weiter in das Eis hinein. Der Untergrund unter den 1890er Moränenablagerungen besteht wie in Kringilsárrani aus Basalten bzw. doleritischen Basalten. An einzelnen Stellen kommen darunter graue, z. T. rote, felsharte Grundmoränen mit Basaltlagen und -gängen (mit NNE-Streichen) zum Vorschein. Nadi Beobachtungen am Südrand des Vatnajökull von Jón Jónsson, Reykjavik, sind die dort gefundenen Grundmoränen mit Basaltgängen und -lagen als Tillite zu bezeichnen und werden von ihm ins Jungtertiär gestellt. Diese Ansicht gewinnt, nach der letzten Bearbeitung von M. Schwarzbach, sehr an Wahrscheinlichkeit. Eine jungtertiäre bzw. pliozäne Vereisung hatte offenbar schon erhebliche Ausmaße erreicht. Möglicherweise war damals die Temperatur schon bedeutend kühler als in Norddeutschland, so daß sich in Island bereits Vereisungen bilden konnten, aber sich bis hierher noch nicht auszudehnen vermochten. Nun ist der alte Sockel des Vatnajökull wieder zum Vorschein gekömmen, auf dem sich die quartäre Vergletscherung mit eingeschalteten jüngeren Basaltdecken abgespielt hat.