Field trip guide
Exkursion D; Stratigraphie des Buntsandsteins bei Marburg
[Field trip D; Bunter stratigraphy near Marburg]
Kutscher, V.

Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft Band 111 Heft 2 (1959), p. 279 - 280
2 references
published: Nov 2, 1959
DOI: 10.1127/zdgg/111/1959/279
ArtNo. ESP171011102003, Price: 15.00 €
Kurzfassung
Die halbtägige Exkursion in die Lahnberge bei Marburg hatte zum Ziel, die Abfolge des Mittleren Buntsandsteins, der hier in der Hessischen Senke, unfern dem Ostrand des Rheinischen Schiefergebirges, in einer von der Beckenausbildung abgewandelten Fazies vorliegt, zu zeigen. Die stratigraphische Gliederung des Buntsandsteins ist in den letzten Jahren allgemein stark gefördert worden. Dies gilt auch für das Marburger Gebiet. Der Mittelbuntsandstein erreicht hier eine Mächtigkeit von etwa 200 m. Die weitere Verfolgung des Buntsandsteins über das Kartiergebiet von Lang hinaus nahm das Hessische Landesamt für Bodenforschung vor: 1957 kartierten Kupfahl, Laemmlen, Rösing und Thews die Buntsandsteinanteile auf den Blättern Niederwalgern, Marburg a. d. Lahn und Wetter. Da ein direkter Anschluß an die Beckenfazies nicht vorgenommen, somit die Parallelisierung mit der dortigen Abfolge noch nicht möglich ist, wurden die von Lang verwendeten Einheiten und Namen vorerst beibehalten. Der von Gunzert (1958) vorgeschlagenen Parallelisierung kann nicht zugestimmt werden. Die Exkursionsroute begann im Kaffweg, an dessen Fuß der Untere Buntsandstein noch gerade angeschnitten wird. Entlang des steilen Kaffweges, über das „Hansenhaus rechts“, den alten Kirchhainer Weg aufwärts bis zur Hochfläche der Lahnberge, bei Bauerbach endend, wurden in einer Reihe von Aufschlüssen die erkennbaren Stufen des Mittelbuntsandsteins vorgeführt und besprochen. Der Stubensandstein im unteren Teil des Kaffweges besteht aus einer 10—12 m mächtigen Sandsteinfolge, die örtlich mit 1—2 mm großen Sandkörnern versehen ist. Darauf folgt der Avicula-Sandstein, zusammengesetzt aus dünnplattigen, quarzitischen, sehr festen fleischroten Sandsteinen, die nach oben von dünnen Tonsteinlagen durchsetzt werden. Avicula murchisoni wurde gegenüber dem ATVer-Haus gefunden. Stubensandstein und Avicula-Sandstein wurden von früheren Bearbeitern in den Unteren Buntsandstein verwiesen. Die geringe Mächtigkeit und die etwas vom Typus des Stubensandsteins abweichende Beschaffenheit mögen dazu Anlaß gegeben haben. Im oberen Teil des steilen Kaffweges folgt der ~ 20 m mächtige Formsandstein; er besteht aus klotzigen, gelbgrauen bis gelbbraunen Sandsteinbänken mit recht grobem Korn und bildet eine deutliche Geländekante. Der überlagernde, rund 40 m Mächtigkeit erreichende Formsand konnte in guten Aufschlüssen beim „Hansenhaus rechts“ und im alten Kirchhainer Weg besichtigt werden. Auffallend sind die ihm anhaftenden recht bunten Farben (gelb, orange, braun, grau, grün) und eine gleichmäßige Schichtung. Beim Aufstieg von der Abdeckerei zum Plateau der Lahnberge wurde das mächtigste Glied des Mittleren Buntsandsteins: der Marburger Bausandstein (~ 90 m) gequert. Er wird bevorzugt aus rotbraunen, festen, mächtigen Sandsteinbänken aufgebaut; hierzu treten Geröllagen (vorwiegend Quarz, untergeordnet Kieselschiefer und Quarzite). Er ist der Lieferant für viele Steingebäude Marburgs gewesen. Überdeckt wird der Marburger Bausandstein durch die 10—15 m mächtige Rötelzone, die örtlich Anlaß zur Gewinnung von Material für grobkeramische Zwecke gegeben hat. Aufgesucht wurden kleine Tongruben bei der Höhe 327, 5. Abgeschlossen wird der Mittlere Buntsandstein durch den 40—50 m mächtigen Bauerbacher Sandstein. Die westlich des Ortes Bauerbach aufgesuchten Steinbrüche weisen ihn als einen typisch violett bis violettgrau gefärbten, mit starker Anhäufung von Glimmer auf den Schichtflächen versehenen gleichförmigen Sandstein aus. In verschiedenen Lagen beherbergt er Gerölle, ebenso rote Tonsteine. Die vorwiegend sandigen Ablagerungen des Mittleren Buntsandsteins werden schließlich von dunklen, violettroten und grünen Tonen des Röts, denen quarzitische Sandsteine zwischengelagert sind, abgelöst. Nach Osten hin zum Amöneburger Becken schließen sich die Rötschichten an die Lahnberge an, zumeist jedoch von jüngeren Quartärschichten bedeckt und damit der direkten Beobachtung entzogen. Zum Abschluß der Exkursion wurde, rückblickend auf die gesehene Schichtenfolge, der Versuch gemacht, diese mit denjenigen der übrigen Buntsandsteingebiete Hessens zu parallelisieren. Auch hier scheint eine 4fache Wiederkehr von Grobsandschüttungen, die jeweils einen Zyklus oder Rhythmus einleiten, vorzuliegen. Für endgültige Aussagen reichen die bisher bekanntgewordenen Befunde jedoch noch nicht voll aus.
Keywords
field trip • marburg • bunter • hessian depression • hessische senke