Abstract

Die Erforschung der Marburger Umgebung

[Investigation of geology of the surroundings of Marburg]

Kockel, C.W.

Kurzfassung

Obwohl die Deutsche Geologische Gesellschaft sich zum erstenmal seit ihrer Gründung vor 110 Jahren in Marburg versammelt, handelt es sich doch nicht um ein unerforschtes Gebiet. Ende des 18. Jahrhunderts tritt der nordhessische Meißner ins Blickfeld geologischen Interesses: Streit der Neptunisten und Plutonisten und erste Monographie von Schaub 1799. Sonst, also auch um Marburg, spielten damals noch bergmännische Gesichtspunkte die Hauptrolle (Ullmann, Cancrinus, der ältere Klipstein und schließlich K. C. v. Leonhard). Erst die stille Zeit des Biedermeier bringt die erste systematisch-geologische Erforschung auch der Marburger Umgebung, und schon 1825 erscheint ein geologischer Führer von Creuzer, der allerdings das Schiefergebirge recht stiefmütterlich behandelt. Dieses, erforscht von Noeggerath, Stifft, Beyrich, Ferd. Roemer, den Gebrüdern Sandberger u. A. Klipstein, wurde damals durch Sedgwick u. Murchison in den Mittelpunkt internationalen Interesses gerückt. Den Abschluß bildete schließlich v. Dechen’s Karte vom Rheinland und Westfalen 1: 80000, an manchen Stellen noch heute die modernste geologische Kartendarstellung. Daneben lief die Karte von Hessen-Darmstadt 1: 50000, die der Bankdirektor R. Ludwig herausbrachte. Inzwischen hatte überall die Tätigkeit der geologischen Landesanstalten (Kurhessische: Girard, Duncker u. Moesta 1853, Preußische und Großherzogliche Hessen-Darmstädtischen) eingesetzt, die bei uns unter der Führung von A. Denckmann u. Em. Kayser mit seinen Assistenten und Schülern eine ansehnliche Anzahl von Meßtischblättern herausbrachten (um 1900). Dabei werden Denckmann’s Verdienste durch seine schwer auszurottenden stratigraphischen Irrtümer etwas beeinträchtigt. Zu Beginn der 30er Jahre erfolgte unter Kegel’s Führung eine 2. Aufnahme-Kampagne im Schiefergebirge, in der Lahn- und Dillmulde, während dauernd die Aufnahmen in der Hessischen Senke, vor allem durch den unermüdlichen Blanckenhorn, weitergingen. Nach dem 2. Weltkrieg trauten wir uns (nach Westberlin, Clausthal und Frankfurt) an das Schiefergebirge erst mit der von Beckmann in Deutschland eingeführten Conodonten-Methode heran, wobei zu den Göttinger Geologen unter Hermann Schmidt gute nachbarliche Beziehungen bestanden. Im Tertiär der Hessischen Senke lieferten Pollenanalyse und Mikropaläontologie vielfach erst den sicheren Boden für Stratigraphie und Tektonik. Aber auch die Trias (Momberger Graben, Buntsandstein) wurde nicht vernachlässigt.