Beitrag
Ueber Schwankungen in der Intensität der Erdanziehung.
Pfaff, F. W.
Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft Band 42 Heft 2 (1890), p. 303 - 317
veröffentlicht: Jan 1, 1890
Kurzfassung
Whrend ber die Entstehung der Gesteine und Formationen der jngeren Erdperioden fast bei allen Geologen so ziemlich dieselben Meinungen herrschen, gehen diese bei Besprechung des Urzustandes der Erde und der Bildung der ltesten Gesteine stark aus einander. Auch zur Erklrung verschiedener Erscheinungen, wie vulkanische Ausbrche, manche Erdbeben, Hebungen und Senkungen einzelner Theile der Erdoberflche u. s. w., stehen sich zwei vollstndig verschiedene und entgegengesetzte Ansichten, die der Neptunisten und jene der Plutonisten gegenber. Whrend diese, ein Kind frherer Zeiten, bis in dieses Jahrhundert herein herrschte, kam jene erst in der neueren Zeit hauptschlich zur Geltung. Jene Lehre, die der Plutonisten, besagt, dass die Erde im Innern eine noch ihrem feuerflssigen Urzustand gleiche geschmolzene Kugel bilde, und die Erdrinde eine durch die Abkhlung entstandene, im Vergleich zur ganzen Erde dnne Kruste sei. Sie grndet sich auf Beobachtungen, welche ergeben haben, dass die Bodenwrme an allen Orten der Erde mit zunehmender Tiefe, die jedoch unterhalb der durch die Sonnenwrme noch beeinflussten Tiefe liegen muss, eine, wenn auch nicht berall gleiche Zunahme zeigt. Da nun aber an vielen Stellen der Erde noch heutzutage geschmolzene Massen aus der Tiefe an die Oberflche gelangen, so weist jene berall mit der Tiefe zunehmende Erdwrme auf ein berall geschmolzenes Erdinnere hin. Fragt man nun auch bei den Neptunisten nach, so hrt man, dass diese von einem feuerflssigen Zustande im Innern der Erde nichts wissen wollen. Sie erklren, dass jene allgemein zunehmende Erdwrme viel zu schwankend sei, um jene Schlsse zu rechtfertigen, und sich auf verschiedene in der Erde stattfindende chemische Vorgnge zurckfhren lasse. Ebenso seien die geschmolzenen Laven durch in gewissen Tiefen vorkommende Verbrennungen organischer Stoffe zum Schmelzen gebracht und ausgepresst worden. Der Hauptunterschied dieser beiden Lehren beruht also darauf, dass jene behaupten, der grsste Theil der Erde sei jetzt noch gluhtflssig, diese, er sei fest und starr.