Neues, größeres Format, mehr Farbdruck, neue Redaktion, vergrößerte
Anzahl der „Corresponding Editors“ und zitiert im Science Citation
Index Expanded – so ist die neue Entwicklung bei Newsletters on
Stratigraphy (NoS) ab Bd. 43, Nr. 1, ganz kurz charakterisiert. Auf
eine gute Aufnahme der Änderungen in der Fachwelt darf man
hoffen. Gerade weil dieser Ausgabe die farbige „Geologic Time Scale
2008“ beiliegt, ist der Farbdruck in diesem Heft mit neun Beiträgen
natürlich besonders willkommen und nützlich.
186a. Erbacher, J.: Editorial – The new face of „NoS“. – S. 1.
186b. Gradstein, F. M.: Foreword. – S. 3-4.
186c. Gradstein, F. M., Ogg, J. G. & Kranendonk, M. van: On the Geologic
Time Scale 2008. – S. 5-13, 2 Abb., 2 Tab.
Die Verf. legen eine aktualisierte Fassung der Geologic Time Scale
2008 mit der internationalen Einteilung und Altersangaben vor. Seit
2000 führte man über 35 chronostratigraphische Einheiten formal
ein. Trotzdem warten noch über ein Drittel 218 Paläontologie allgem.
der nahezu 100 geologischen Stufen des Phanerozoikum auf ihre
international festzugelegende Definition. Für die Mehrzahl der
Stufengrenzen fand die selbe numerische Einteilung Verwendung wie in
der Geologic Time Scale 2004. Ausnahmen gibt es bei den Definitionen
für die Stufengrenzen mit Abweichungen gegenüber den vorhergehenden
„Arbeitsversionen“ (z. B. bei der Basis des Serravallium, des
Coniacium und des Ghizelium, Kasimovium und Serpukhovium). In den
meisten Fällen bewegen sich die numerischen Änderungen bei den
Altersangaben in den Fehlergrenzen der GTS 2004. Für den Gebrauch am
PC-Bildschirm und zur Herstellung maßgeschneiderter Versionen der
Zeitskala für den jeweiligen Benutzer gibt es Time-Scale-Creator, eine
öffentlich zugängliche JAVA-Version zum Herunterladen von der
ICS-Website (www.stratigraphy.org und www.tscreator.com).
186d. Hilgen, F. J.: Recent progress in the standardization and
calibration of the Cenozoic Time Scale. – S. 15-22, 1 Abb.
Seit dem Erscheinen der Geologic Time Scale 2004 gab es erhebliche
Fortschritte bei der Standardisierung und Eichung der GTS für das
Känozoikum (Paläogen + Neogen) und hier besonders beim älteren
Paläogen. Dieser Fortschritt hängt mit der astronomischen Einstufung
von wichtigen Abschnitten des Paläogen und mit den informellen
Vorschlägen zur Definition von GSSPs des Selandium, Thanetium und
Chattium zusammen.
Aufgrund ODP Site 1218 im äquatorialen Pazifik erreichte man eine
Eichung des gesamten Oligozän. Daraus ergab sich eine direkte
Alterseinstufung für die Eozän- Oligozän-Grenze von ~ 33,79
Mill. Jahren, wenn man sie auf das bereits ermittelte Alter von 23,03
Mill. Jahre für die Grenze Oligozän-Miozän in der GTS 2004 bezieht.
Das ermittelte Alter wird durch die Festlegung eines Stratotyps für
die Eozän- Oligozän-Grenze im Profil von Massigniano bestätigt, weicht
aber von dem rückgerechneten Alter der 40Ar/39Ar-Methode für
Aschenlagen im kontinentalen Bereich Nordamerikas ab. Jedoch stimmt
das Alter mit rückgerechneten alternativen Altersangaben dieser
Aschenlagen und mit einer revidierten Alterseinstufung für die Grenze
aus einer Ignimbritfolge in Neu Mexiko überein.
Drei Optionen – mit einer Abweichung von 405.000 Jahren – gibt es für
die Einstufung des gesamten Paleozän. Dadurch liegt die Grenze
Kreide/Tertiär bei 65,28, 65,68 oder 66,08 Mill. Jahren. Für die
Grenze ergibt sich durch Anwendung eines astronomisch neu ermittelten
Alters für den Fisch Canyon-Sanidin-Altersstandard ein Alter nach der
40Ar/39Ar-Methode von rund 66,0 Mill. Jahren. Danach ist die älteste
Angabe ziemlich genau. Jedoch findet sich eine Abweichung bei der Zahl
von 405.000 Jahren im älteren Teil des Paleozän. Deshalb gibt es dafür
momentan keine stabile Zeitskala.
Der neogene Anteil der Zeitskala blieb relativ unverändert, wie man es
von einer astronomischen Zeitskala erwartet, wenn die
zugrundeliegenden Daten im wesentlichen richtig sind. Trotzdem gibt es
nennenswerten Fortschritte bei der Erarbeitung einer marinen
Standard-Isotopenstratigraphie und Astrochronologie. Zusätzlich
definierte man den GSSP des Serravallium formal und in Übereinstimmung
mit der Mi3b-Isotopenverschiebung, die die Schlußphase des
klimaVerschiedenes, neue Zeitschriften 219 tischen Wechsels im
Mittel-Miozän kennzeichnet. Von einer neogenen Sichtweise ausgehend
schlug man die Wiedereinführung von Stratotypen für die Einheiten
weltweit vorhandener Stufen und eine formale Definition von
astronomischen Zyklen als formale chronostratigraphische Einheiten
eines untergeordneten Ranges (Chronozonen) vor. Dies alles läßt auf
eine ziemlich genaue und hochauflösende Unterteilung und Einstufung
des gesamten Känozoikum hoffen.
186e. Hilgen, F. J., Aubry, M.-P., Berggren, B., Couvering, J. van,
McGowran, B. & Steininger, F.: The case for the original Neogene. –
S. 23-32, 4 Abb.
2004 strich man das Quartär als formale chronostratigraphische Einheit
bewußt und keinesfalls spontan aus der Geologic Time Scale
(GTS). Folglich erstreckt sich das Neogen bis zur Jetztzeit. Dieses
Vorgehen beruhte auf einer starken und langjährigen Tradition bei der
Untersuchung besonders der marinen stratigraphischen Überlieferung.
Die ursprüngliche Definition des Neogen durch HÖRNES (1853) schloß
stratigraphische Einheiten ein, die man heute altersmäßig zum
Pleistozän rechnet und die bezüglich ihrer Obergrenze nicht eindeutig
sind. Trotzdem gab es das Konzept eines erweiterten Neogen in einer
Anzahl von Zeitskalen, ohne daß man dies allgemein anwandte, bis es
marine Stratigraphen übernahmen, als sie die stratigraphische Abfolge
des Känozoikum im tiefermarinen Bereich in der Mitte des
20. Jh. erforschten.
Das erweiterte Neogen als solches findet sich in der ursprünglichen
Festlegung und nachfolgenden Abänderungen aller
Standard-Mikrofossilzonierungen mit neogenen Zonen bis zur
Jetztzeit. Darüberhinaus akzeptierte man das erweiterte Neogen auch
beim DSDP/ODP-Programm und integrierte es in allgemein gebräuchlichen
magnetobiochronostratigraphischen Zeitskalen und in bekannten
Handbüchern über die Erdgeschichte. Auch die Wirbeltierpaläontologen
übernahmen dies ebenso. Das Konzept eines erweiterten Neogen stand
ferner in Empfehlungen zur Definition der Pliozän-Pleistozän-Grenze
(Grenze Tertiär/Quartär) beim Internationalen Geologischen Kongress
1948 in London.
Vollständige marine Abfolgen eignen sich am besten für die formale
Definition weltweiter chronostratigraphischer Einheiten für die
Standard-GTS. Natürlich ist das Neogen ein hervorragendes Beispiel für
diesen marinen Standard, stimmt aber nicht mit der vorherrschenden
kontinentalen Quartär-Gliederung überein. Tatsächlich revolutionierte
die genaue Untersuchung des marinen Neogen das chronostratigraphische
Denken in den letzten Jahrzehnten, führte schließlich zu einer
stabilen neogenen Zeitskala auf astronomischer Grundlage mit einer
vollintegrierten Magnetobiochronostratigraphie aufgrund Korrelationen
erster Ordnung. Dieses moderne Vorgehen führte zudem zu einer
Wiederbetonung der Nützlichkeit eines Stratotypus- Konzepts, zu der
potentiellen Einführung von astronomischen Zyklen als formale
chronostratigraphische Einheiten untergeordneten Ranges (Chronozonen)
und zur der Ermittlung der astronomischen und Radioisotopenzeit. Aus
allen diesen Gründen sollte der Begriff Neogen an ein erweitertes
Konzept von 23-0 Mill. Jahren gebunden sein. Wenn darüberhinaus die
Nomenklatur geologisches Denken, Ver220 Paläontologie allgem.
ständnis dafür und für die Praxis der Erdgeschichte widerspiegelt,
würde die Begrenzung des Neogen bei 2,6 Mill. Jahren – besonders aus
der marinen Sichtweise – eine künstliche Unterteilung schaffen. Dies
könnte die Historische Geologie jenseits der 2,6 Mill. Jahre an einer
genauen Wiedergabe der Evolution, Ozeanographie, Klima und Tektonik in
den letzten 23 Mill. Jahren hindern.
186f. Anthonissen, E. D.: Late Pliocene and Pleistocene
biostratigraphy of the Nordic Atlantic region. – S. 33-48, 3 Abb., 1
Tab. als Anhang.
Die fehlenden primären und sekundären GSSP-Grenzfestlegungen für das
Pliozän und Pleistozän der Nordsee, der Nordmeere und des nördlichen
Nordatlantik stellen eine Herausforderung für Biostratigraphen
dar. Die vorliegende Untersuchung beleuchtet die besten
biostratigraphischen Näherungen in dieser Region an die
chronostratigraphischen Standardgrenzen des Gelasium und des Unter-,
Mittelund Ober-Pleistozän. Über Korrelation mit wichtigen
DSDP/ODP-Bohrungen und eindeutige magnetostratigraphische Bestimmungen
aus dieser Region ließ sich das Alter von Ablagerungen des flacheren
Wassers in der Nordsee besser festlegen. Der Verf. legt die besten
biostratigraphischen Anäherungen an diese chronostratigraphischen
Grenzen in dieser Region zusammen mit festgelegten Events gemäß dem
Sub-Becken vor. Die besten Näherungslösungen für die Events an den
Grenzen einer jeden vorgegebenen Stelle in dieser Region hängt von
paläozeanographischen und paläobathymetrischen Bestimmungen ab. In den
diskutierten 15 ODP-Bohrungen im Nordatlantik ließen sich nur drei
GSSP-korrelierbare Schlüssel-Events feststellen. Im Litoral bis zum
Bathyal erlaubt das erste verbreitete Auftreten von Neogloboquadrina
pachyderma (linksgewundene Morphotypen) die direkte Korrelation mit
der Basis des GSSP für das Pleistozän in Italien. Das Vorkommen der
benthonischen Foraminifere Cibicides grossus scheint von der
Bathymetrie anhängig zu sein, wobei das letzte Auftreten im oberen
Bathyal liegt. Im flacheren Neritikum der mittleren und nördlichen
Nordsee fällt das letzte Vorkommen von C. grossus mit der Basis des
Pleistozän zusammen. Das ungleichzeitige Auftreten von etlichen
Bioevents in den nördlichen Hohen Breiten dürfte primär auf
unterschiedliche Zusammensetzungen im Oberflächenwasser und eine sich
verändernde Paläobathymetrie zurückgehen.
186g. Sadler, P. M. & Cooper, R. A.: Improved resolution and
quantified stratigraphic uncertainty – time scale of the future. –
S. 49-53, 1 Abb., 1 Tab.
Unter Verwendung automatisierter Vorgänge für die Zusammenstellung und
Eichung von Zeitskalen errichteten die Verf. eine Zeitskala für das
Ordovizium und Silur mit Hilfe des Aussterbedatums von über 1.500
Graptolitenarten in weltweit 214 vermessenen Profilen. Die auf eine
weltweite Skala eingetragenen Aussterbedaten und damit verbundene
radiometrische Altersbestimmungen führten zu einer zehnmal besseren
Auflösung als mit Fossilzonen. Trägt man die Graptolitenzonen in die
Zeitskala ein, kann man die individuelle Fehlerrate für jede Zone in
Mill. Jahren angeben. Bei Zeitskalen mit Conodonten-Bioevents läßt
sich die Zeit skale mit Graptoliten in jüngere oder ältere Perioden
ausdehnern. Dieses Vorgehen bietet unter Einsatz von bereits
vorhandenen biostratigraphischen und radiometrischen Daten eine
wesentliche Verbesserung bei der stratigraphischen Auflösung und
Fehlerabschätzung in paläozoischen Zeitskalen.
186h. Hellmann, Clausen, C., Abrahamsen, N., Larsen, M., Piasecki,
S. & Stemmerik, L.: Age of the youngest Paleogene flood basalts in
East Greenland. – S. 55-63, 5 Abb.
Sedimente in den Basalten 50 m unterhalb der paläogenen Lavaabfolge
von Kap Dalton in Ostgrönland lieferten Dinoflagellaten des oberen
Ypresium und untersten Lutetium. Die Sedimente unmittelbar über der
Lava enthalten eine Dinoflagellatenvergesellschaftung des unteren
Lutetium. Zusammen mit dem Paläomagnetismus gehört so das Ende der
paläogenen Ostgrönländischen Vulkanprovinz etwa in den Übergang Unter-
bis Mittel-Eozän (Nannoplankton-Chronozone NP13-NP14/ früheste
NP15). Dies sind 6-8 Mill. Jahre weniger als in früheren Bestimmungen.
Nach den neuen Ergebnissen trat der Flutbasalt-Vulkanismus
gleichzeitig mit größeren Intrusionen weiter im Süden auf. Dies
unterstreicht frühere Vermutungen einer bedeutsamen Aufschmelzung
wesentlich später als das Zerbrechen des Festlandes.
186i. Voigt, S., Erbacher, J., Mutterlose, J., Weiss, W., Westerhold,
T., Wiese, F., Wilmsen, M. & Wonik, T.: The Cenomanian – Turonian of
the Wunstorf section – (North Germany): global stratigraphic reference
section and new orbital time scale for Oceanic Anoxic Event 2. –
S. 65-89, 11 Abb., 1 Tab.
Das Cenomanian-Turonian Boundary Event (CTBE) spiegelt sich in einer
der größten Störungen im Kohlenstoffkreislauf der Erdgeschichte
wider. Es ist durch ein weitverbreitetes Vorkommen von anoxischen
Sedimenten im marinen Bereich gekennzeichnet (Oceanic Anoxic Event 2 =
OAE 2). In Wunstorf (Niedersachsen) ist das CTBE durch eine 26,5 m
mächtige Folge von rhythmisch geschichteten, laminierten
Schwarzschiefern, dunklen, bituminösen Mergeln und Mergelsteinen mit
häufigen Makro- und Mikrofossilien entwickelt. Dadurch eignet sich
dieser Fundort im wesentlich als internationales
Standardreferenzprofil für das CTBE. Eine 2006 niedergebrachte Bohrung
erbrachte 76 m gekerntes Mittel-Cenomanium bis Mittel-Turonium. Eine
hochauflösende Kurve anhand des d13C aus dieser Bohrung löst alle
bekannten Charakteristika der positiven d13C-Anomalie des OAE 2 mit
höchster Genauigkeit auf. Im gesamten Mittel-Cenomanium- bis
Mittel-Turonium zeigt diese Kurve zahlreiche kleinere, wahrscheinlich
zyklische positive Ausschläge. Hochauflösende geophysikalische
Methoden und XRF-Kernmessungen führte man zur Gewinnung von zwei
Serien von Gammastrahlenmessungen und Ti-Konzentrationen in der
CTBE-Schwarzschieferfolge durch. Die hierarchische Anordnung
sedimentärer Zyklen und ebenso die Spektralanalyse und Gauss-Filterung
von vorherrschenden Häufigkeiten lieferte Angaben zur
Zyklenhäufigkeit, wie sie für eine kurze exzentrizitätsabhänge
Präzession (100.000 Jahre, 21.000 Jahre) typisch sind.
Diese neue astronomische Zeitskala lieferte eine Zeitangabe von
430.000-445.000 Jahre für die Dauer des OAE 2 und verfeinert die
bisher vorhandenen astronomischen Altersangaben für die englische
Schreibkreide, das Western Interior und das Tarfaya-Becken in
Marokko. Die neuen Altersbestimmungen und die hochauflösenden
Korrelationen mit Kohlenstoffisotopen führen erstmals zu einer
beckenweiten Rekonstruktion der paläozeanographischen Veränderungen
innerhalb der europäischen Schelfmeere während des OAE 2.
W. RIEGRAF
Zentralblatt Geo. Pal. T. II Jg. 2009 H. 1-2