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Das mathematische Grundwassermodell hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als Standardwerkzeug bei der Klärung und Abbildung hydrogeologischer Vorgänge in der Grundwasserbewirtschaftung und Altlastenbearbeitung etabliert. Die Entwicklung war zunächst geprägt von der mathematischen Prozessbeschreibung und ihrer Umsetzung in numerische Modelle. Heute stehen auf dem Markt eine Vielzahl an erprobten, gut handhabbaren Softwareprodukten zur Simulation von Grundwasserströmung und Stofftransport zur Verfügung.
Das Hydrogeologische Modell als unverzichtbare Grundlage für ein mathematisches Modell stand im Schatten dieser Entwicklung, waren doch die Parameter der Grundwasserströmung beschrieben und die grundlegenden Prozesse des Stofftransportes weitgehend bekannt. Erst seit einigen Jahren richtet sich der Blick wieder verstärkt auf die Entwicklung von ortsspezifischen, realistischen und in sich stimmigen konzeptionellen hydrogeologischen Systemvorstellungen. In diesen werden einerseits die komplexen Untergrundverhältnisse abstrahiert, vereinfacht und schematisiert, andererseits die wesentlichen systemsteuernden Größen bewahrt, um eine adäquate Beschreibung durch ein mathematisches Modellsystem (z.B. numerisches Grundwasserströmungsmodell) zu ermöglichen.
Gerade die mathematisch ausgereifte Entwicklung, in Verbindung mit den vielfältigen Darstellungsmöglichkeiten von Modellprogrammen läßt oftmals vergessen, daß die hydrogeologischen Grunddaten und die Kenntnis ihrer standortspezifischen Systemzusammenhänge die wesentliche Grundlage für Qualität eines "Grundwassermodells" ist.
Der vorliegende Leitfaden stellt eine Arbeitshilfe zur Strukturierung von Arbeitsprozessen in der Erkundung und Sanierungsplanung dar. Die Arbeitsprozesse sind darauf gerichtet, bzgl. der Gefährdungsabschätzung Sachverhalte soweit aufzuklären, dass eine behördliche Entscheidung hinsichtlich einer Einbindung oder alleinigen Nutzung von "Monitored Natural Attenuation" (MNA) im Rahmen der Sanierung getroffen werden kann. Oft liegen neben Ergebnissen von Orientierenden und Detail-Untersuchungen bereits Erkenntnisse aus laufenden hydraulischen Sanierungen vor. Um Sachverhalte im Einzelfall aufzuklären, insbesondere um belastbare behördliche Entscheidungen bzgl. der Sanierung bzw. auch des Abbruchs einer Sanierung zu finden, ist ein geordnetes Systemverständnis über die hydrogeologischen Verhältnisse unabdingbar. Die Anwendung des Leitfadens soll dabei helfen, technische Möglichkeiten, wirtschaftliche Aufwendungen und rechtliche Zulässigkeiten für das Grundwasser auf einander abzustimmen.
Der Leitfaden richtet sich daher sowohl an Unternehmen und Auftraggeber als auch an Fachbehörden, Ingenieurbüros und Planer, welche im Bereich der Altlastenbearbeitung tätig sind.