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begründet von: Jörg Mutterlose; Bernhard Ziegler:

Allgemeine Paläontologie

[Introduction to Paleobiology I: General Principles of Paleontology]

2018. 6. neu bearbeitete und ergänzte Auflage, VII, 320 Seiten, 242 Abbildungen, 17x24cm, 800 g
Language: Deutsch

(Einführung in die Paläobiologie, Teil 1)

ArtNo. ES181201706, brosch.

Internal article

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Keywords

Ökologie • Fossilien • Stratigraphie • Fossildiagenese • Geologie • Erdgeschichte

Contents

Inhaltsbeschreibung top ↑

Eine aktuelle Darstellung der Grundlagen der Paläontologie, der Wissenschaft von den Lebewesen unserer erdgeschichtlichen Vergangenheit und deren Evolution.
Seit seiner ersten Auflage im Jahr 1972 hat sich dieses Buch als Standardwerk für Studierende der Geo- und Biowissenschaften im Grundstudium bewährt. Es liegt nun in vollständig überarbeiteter 6. Auflage vor. Die Neubearbeitung spiegelt die Weiterentwicklung der Disziplinen der Paläontologie wider und fasst den aktuellen paläontologischen Kenntnisstand in einem Band, exzellent illustriert, zusammen.
Auf eine moderne Synthese der verwandtschaftlichen Verbindungen der Organismen folgt eine Übersicht der Entwicklung des Lebens, beginnend mit den ersten 3,7 Mrd. Jahre alten Lebensspuren bis hin zum Menschen. Zwei weitere Kapitel erläutern das derzeitig gültige Klassifikationsschema und die derzeitigen Vorstellungen von Evolutionsprozessen. Enge Bezüge zur Geologie bieten dann die Ausführungen zu den Fossilisationsprozessen. Stärker ökologisch geprägte Aspekte (Lebensweise, der Einfluss physikalischer und chemischer Faktoren auf die Organismen, das Verhalten von Organismen untereinander) werden vorgestellt. Sie bilden anschließend die Grundlage für das Verständnis paläobiogeographischer Verteilungsmuster, anhand derer die Nutzung von Fossilien zur Rekonstruktion und Interpretation fossiler Lebensräume und deren Umweltbedingungen erläutert wird. Das derzeit heiß diskutierte Thema des Massenaussterbens stellt diese ökologischen Betrachtungen in einen globalen und aktuellen Kontext. Abschließend werden den Spurenfossilien und der Zeitmessung in der Paläontologie eigene Kapitel gewidmet. Ein detailliertes Register und umfangreiche Hinweise auf weiterführende Literatur vervollständigen das Werk.
Das Buch richtet sich sowohl an Wissenschaftler und Lehrer an Schulen und Hochschulen als auch an Studierende der Geologie, Paläontologie und Biologie sowie an alle erdgeschichtlich Interessierten, die sich mit evolutionsbiologischen Fragen beschäftigen.

Bespr.: Arbeitskreis Paläontologie Hannover 46 (2018) top ↑

Das Buch stellt in aktualisierter und sehr gut verständlicher Form die wesentlichen Grundzüge der Paläontologie dar. Als Standardwerk für Studierende der Geowissenschaften umfasst es unter anderem die Entwicklung des Lebens, Evolution, Fossilisation, Klassifikationsschemata, Paläoumweltrekonstruktionen und die Massenaussterben.
Nach den ersten Ausgaben, verfasst von Prof. Ziegler, hat Prof. Mutterlose mit der vorliegenden Auflage eine umfassende Neubearbeitung und Aktualisierung vorgenommen. Gegenüber der ersten Fassung aus 1972 ergaben sich umfangreiche Erweiterungen, wobei Erkenntnisse der Geo- und Biochemie, der Molekularbiologie und anderer Wissenschaften einflossen. Methoden und Ansätze haben sich in den vergangenen 45 Jahren erheblich weiterentwickelt. Jedes Kapitel endet mit Literaturhinweisen, wobei auch Neuerscheinungen aus den letzten Jahren Aufnahme fanden.
Dem Werk sind die Erfahrungen des Verfassers aus jahrzehntelanger Lehre und Forschung wie auch die Erfahrungen aus der Betreuung von Studierenden bei ihren Abschluss- oder Promotionsarbeiten anzumerken. Das preiswerte Buch können wir auch als Einführung in die Paläontologie für Fossiliensammler ohne Vorkenntnisse empfehlen. Die Abbildungen sind einprägsam, die Verwendung von Fachbegriffen wurde eingeschränkt bzw. eine Erläuterung beigefügt.
Als Nachschlagewerk für vieljährige Sammler mit einem Spezialgebiet ist das Buch ebenfalls geeignet – und wer Fragen beantworten soll, wie das absolute Alter von Gesteinen bestimmt wird, wie Fossilien überhaupt erhalten bleiben oder wie die unterschiedlichen Konkretionen entstanden sind, wird in diesem Buch die Antworten finden. Es wird auch erklärt, welche Erkenntnisse aus Fossilien gewonnen werden können – wie Rückschlüsse auf die Temperatur oder den Salzgehalt erfolgen und wie Bewegungs-, Ruhe-, Weide- oder Wohnspuren interpretiert werden können. Andere Abschnitte widmen sich den üblichen Zerfallsvorgängen und den besonderen Umständen, die zu außergewöhnlich guter Erhaltung von Fossilien führen.
Spektakuläre Fotos wird man in dem Buch nicht finden – hierfür bietet das Internet genug Möglichkeiten. Dafür bietet das Buch auf mehr als 300 Seiten geballte Information auf aktuellem Stand.

Lutz Kaecke

Arbeitskreis Paläontologie Hannover 46 (2018), Seite 71-72

Bespr.: ekz-Informationdienste ID bzw. IN 2018/34 top ↑

Seit dem Erscheinen von B. Zieglers dreibändigem Standardwerk zur Paläontologie (1972, hier nicht besprochen; lag nicht zum direkten Vergleich vor) hat sich die Paläontologie in vielen Bereichen weiterentwickelt und neue Methoden sind hinzugekommen. Der Autor J. Mutterlose, Professor an der Uni Bochum, hat nun den 1. Band dieses Standardwerks, die Allgemeine Paläontologie, komplett überarbeitet und auf den aktuellen Wissensstand gebracht. Themen sind u.a. die Gliederung des Organismenreiches (phylogenetische Stammbäume), die Entstehung und Entwicklung des Lebens im Lauf der Erdgeschichte, Evolution, Fossilisation, Paläobiologie, Paläoökologie, Lebensgemeinschaften der Meere und der Festländer, Paläobiogeografie, Rekonstruktionen klassischer Fossillagerstätten (z.B. Chengjiang, Holzmaden, Messel), Massenaussterben, Spurenfossilien. Mit anschaulichen Zeichnungen, Stammbäumen und Diagrammen. Der Titel behandelt nur Teile von "Paläontologie" von B. Ziegler (BA 7/08), ersetzt dieses Buch also nicht vollständig. Nach "Leben der Vorzeit" von W. Oschmann (ID-B 32/18) bei weiterem Bedarf gern empfohlen.

Ingrid Rall-Haiss

ekz-Informationdienste ID bzw. IN 2018/34 (20.08.2018)

Bespr.: Fossilien 2018/5 top ↑

Paläontologie als Wissenschaft ist eng mit vielen anderen biologischen und geologischen Disziplinen vernetzt. Bernhard Ziegler, ehemaliger Direktor des Stuttgarter Naturkundemuseums und Professor für dieses Fach an der Universität Stuttgart, hatte seine langjährige Erfahrung als Hochschullehrer und sein Zeichentalent in einem deutschsprachigen Lehrbuch zusammengefasst, das immerhin 5 Auflagen erlebte, in mehrere Sprachen übersetzt wurde und zu einem „Klassiker“ wurde. Die nunmehr 6. Auflage aus der Feder des an der Universität Bochum tätigen Paläontologen Jörg Mutterlose basiert zwar auf Zieglers Grundlagenwerk und greift viele seiner einprägsamen Abbildungen auf, ist jedoch nicht nur stark überarbeitet, sondern auch um vieles ergänzt, was in Zieglers Vorlage aus verschiedenen Gründen noch fehlte. Manches war dem Invertebratenpaläontologen suspekt und war deswegen höchstens knapp angerissen worden, wie die kladistische Systematik oder Themen aus der biologisch geprägten Wirbeltierpaläontologie. Manche Methoden, wie Isotopen- oder DNA-Untersuchungen, sind erst in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer weiter perfektioniert worden und sind in der überarbeiteten Fassung berücksichtigt. Auch stratigraphische Methoden werden jetzt besser aufgeschlüsselt und erläutert. Erdgeschichtliche Trends und das in den letzten Jahren immer populärer gewordene Thema Massensterben fehlen ebenfalls nicht. Andere Themen sind zeitlos und konnten fast unverändert übernommen werden. In den vorigen Auflagen enthaltene Fehler wurden nach bestem Wissen ausgemerzt und einer ganzen Reihe von Spezialisten vor der Drucklegung zur Durchsicht vorgelegt. Die ergänzten Abbildungen orientieren sich überwiegend an Zieglers Stil. Das Buch ist zwar durchgehend schwarzweiß, kommt aber aufgrund der Verwendung eines hochwertigeren Papiers wesentlich frischer daher wie die vorigen Auflagen, die eine starke Neigung zum Vergilben hatten. Der Preis ist für ein Lehrbuch dieses Umfangs sehr günstig. Jeder ernsthaft Geowissenschaften Studierende sollte sich mit diesem Grundlagenwerk auseinandersetzen. Aufgrund des kompakten, schnörkellosen, gut verständlichen Stils und der bewussten Vermeidung vieler unnötiger Fachbegriffe ist das Buch auch für andere erdgeschichtlich interessierte Leser sehr gut brauchbar.

Günter Schweigert

Fossilien 2018/5

Bespr.: Der Steinkern Heft 36 (Ausgabe 1/2019) top ↑

Die von Jörg Mutterlose überarbeitete 6. Auflage des oben genannten Buches richtet sich an Wissenschaftler, Studenten sowie erdgeschichtlich Interessierte. Zu Letzteren ist der Autor der Rezension als Fossiliensammler zu zählen, er bewertet das Buch daher besonders im Hinblick auf dessen einfache Verständlichkeit und (trotzdem) fundierte Wissensvermittlung an interessierte Laien und Sammler.
Das in 14 Kapitel gegliederte Werk liefert einen sehr gelungenen Überblick über die Grundlagen der Paläobiologie. Es eignet sich gleichermaßen zum direkten Durchlesen wie auch als Nachschlagewerk.
Grundsätzlich ist der Text gut verständlich. Die Darstellung erfolgt nach dem Prinzip: so komplex wie nötig, aber so einfach wie möglich. Dies gilt auch für die qualitativ hochwertigen Zeichnungen und Tabellen, die jeweils einen echten Mehrwert bieten. Ein Beispiel: Auf Seite 46 des Buches werden anhand einer Tabelle die Bausteine des Lebens erläutert, aufgeteilt in Element, Moleküle und Funktion. Sehr gut lesbar, selbsterklärend und von hohem Informationsgehalt.
Wer das ganze Buch aktiv durchlesen (und verstehen) und nicht nur als reines Nachschlagewerk für Hintergründe oder die korrekte Verwendung von Fachbegriffen verwenden möchte, dem nützt etwas Hintergrundwissen in Statistik, dieses ist aber kein Muss. Allerdings fällt es damit leichter Themen wie z. B. Variationsbreite und Artabgrenzung oder auch evolutive Prozesse nachvollziehen zu können.
Der Autor ist zu jeder Zeit klar und präzise in seiner Ausdrucksweise und schafft es so, die komplexen Grundlagen der Paläobiologie auf 320 Seiten zu komprimieren. Dabei wird nicht nur auf die Vergangenheit Bezug genommen (Entstehung des Lebens, damalige Umweltbedingungen, Evolution, Fossilisation), sondern es werden auch Grundzüge der Paläoökologie erläutert (Lebensweise, Einflussfaktoren auf das Verhalten von Organismen). Dies zeigt bestens auf, wie breit die Paläontologie aufgestellt ist und wie nützlich das Verständnis diverser Fachbereiche ist, um diese facettenreiche Wissenschaft besser nachvollziehen zu können.
Insgesamt möchte ich das Buch wirklich jedem paläontologisch Interessierten ans Herz legen. Aus meiner Sicht durfte ich hier ein absolutes Standardwerk lesen und rezensieren, das jeder – vom Laien bis zum Profi – mit Gewinn studieren kann, dem Autor ist es also gelungen, all seine Adressaten zu erreichen.
Sehr gut – bitte mehr Bücher dieser Art!

KAUTZ, R. (2019): Buchvorstellung: Allgemeine Paläontologie: Einführung in die Paläobiologie Teil 1, in: Der Steinkern - Heft 36, S. 8.

Bespr.: Zentralblatt f. Geol. u. Pal. Teil II, 2018, 3/4 top ↑

Die überarbeitete und ergänzte „neue“ Allgemeine Paläontologie wird als modernes Lehrbuch dem Anspruch einer aktuellen Einführung in die Paläontologie im ganzen Umfang gerecht und stellt darüber hinaus die Aktualität dieser Disziplin der „alten Lebewesen“ und ihres Beitrags zu den derzeitigen Diskussionen über Klimawandel und Artensterben dar.
Einer allgemeinen Einführung, die kurzgefasst die Wissenschaftgeschichte von der Fossilienkunde zur Paläontologie mit ihren unterschiedlichen Arbeitsgebieten skizziert, folgt eine Übersicht der einzelnen Organismengruppen und der Entwicklung des Lebens von den ersten 3,7 Milliarden Jahren alten organischen Lebensspuren bis hin zum Menschen. In den folgenden Kapiteln werden Taxonomie und Klassifikation sowie Grundlagen und aktueller Wissensstand von Evolutionsprozessen anschaulich illustriert erläutert. Ein eigenes Kapitel ist der Taphonomie einschließlich der Kurzdarstellung unterschiedlicher Fossillagerstätten gewidmet. Hier hätten bereits die später im Kapitel Paläoumweltrekonstruktionen als Fallbeispiele erwähnten klassischen Fundstellen wie Holzmaden, Solnhofen, Messel und andere integriert werden können. Der Lebensweise fossiler Organismen und den vielschichtigen ökologischen Aspekten sind zwei eigene Kapitel gewidmet, welche auch die allgemeinen Grundlagen und Zusammenhänge heutiger Systeme anschaulich vermitteln. Diese Kapitel leiten dann zur Paläobiogeographie und den Methoden der Paläoumweltrekonstruktion über, beides Bereiche wo in jüngster Zeit ein enormer interdisziplinärer Kenntnisgewinn und Wandel in der Integration und Anwendbarkeit paläontologisch-sedimentologisch-geochemischer Untersuchungen zu beobachten ist. Es folgt ein Kapitel zu Massenaussterben mit kurzer Darstellung der viel diskutierten „Big Five“ und einem Blick auf das mögliche sechste Massenaussterbeereignis in der Gegenwart. Dieses Kapitel wäre bestens als abschließendes Kapitel des vorliegenden ersten Teils der Einführung in die Paläobiologie geeignet gewesen. Die beiden noch folgenden Kapitel zu Spurenfossilien und Zeitmessung wirken am Ende etwas losgelöst und hätten zum Einen als Teil der Paläoumweltrekonstruktionen (Spurenfossilien) abgehandelt bzw. zum Anderen in die Darstellung der Entwicklung des Lebens (Zeitmessung und Fossilien) integriert werden können. Den Schluss bilden Angaben zur verwendeten Literatur und ein umfangreiches Sach- und Namensregister.
Hervorzuheben ist die hohe Qualität der Abbildungen und Graphiken, wenn auch ausschließlich schwarz-weiß. Jedes Kapitel schließt mit Hinweisen zur weiterführenden Literatur und nützlichen Internet-Quellen ab. Grau hinterlegte Textboxen werden in einzelnen Kapiteln genutzt, um Information zusammenzufassen (z.B. Kapitel 2: Gliederung des Organismenreiches mit Angaben zur Taxonomie und Reichweite der einzelnen Gruppen) oder auf besondere Aspekte hinzuweisen und diese unabhängig vom Haupttext näher zu erläutern (z.B. Kapitel 3: Entwicklung des Lebens mit Erläuterung zur biologischen Artenvielfalt; Kapitel 5: Evolution mit Erläuterung zu Hox-Genen; Kapitel 11: Paläoumweltrekonstruktionen mit Darstellung der Diversität ökologischer Räume und Erläuterung des Begriffs Funktionsmorphologie; Kapitel 12: Massenaussterben mit Diskussion des kontrovers diskutierten sechsten Massensterbens in der Gegenwart; Kapitel 14: Zeitmessung mit Erläuterungen zur angewandten Biostratigraphie, biosteering). Die Erklärung der aus dem Lateinischen und Griechischen abgeleiteten Namen der Gruppen (Domänen) und deren Organismen erscheinen überaus hilfreich. Denn altsprachliche Kenntnisse, die wohl hauptsächlich nur noch an humanistischen Gymnasien vermittelt werden, fehlen allgemein in zunehmendem Maße. So stellen Fossilnamen u.a. für Studierende „komplizierte“ Worte ohne Bedeutung dar.
Zusammengefasst beurteilt bietet der erste Teil der „neuen“ Allgemeinen Paläontologie im Hinblick auf die Interdisziplinarität der Paläobiologie einen interessanten neuen Lese- und Lern- bzw. Lehrstoff.
Dieser neuen und sechsten Auflage ist damit abschließend eine breite Leserschaft zu wünschen, die neben Lehrenden und Studierenden, Bio- und Geowissenschaftlern auch insbesondere interessierte Laien einschließen soll. Die Paläontologie ist als Lehre von den alten Lebewesen heute aktueller und interdisziplinärer denn je. Mit dem Verständnis des „Alten“ können Prognosen über das weitere Schicksal unseres blauen Planeten gestellt werden, und somit empfiehlt sich die Vergangenheit als wichtiger Schlüssel für die Zukunft.

Annette E. Götz, University of Portsmouth, School of Earth and Environmental Sciences

Zentralblatt f. Geol. u. Pal. Teil II, 2018, 3/4

Bespr.: Naturwissenschaftliche Rundschau 71. Jg., Heft 6, 2018 top ↑

Generationen von Studenten der Geowissenschaften sind mit „dem Ziegler“ als deutschsprachigem Standardlehrbuch der Allgemeinen Paläontologie groß geworden. Professor Bernhard Zieger, der 2013 verstarb, konnte im Jahre 2008 noch die 5. Auflage der „Allgemeinen Paläontologie“ vollenden. Nun hat sich Jörg Mutterlose, Professor für Paläontologie an der Ruhr-Universität Bochum, der anspruchsvollen Aufgabe gestellt, das traditionsreiche Werk weiterzuführen und es dabei grundlegend zu überarbeiten.
Bereits der erste Blick ins Buch zeigt, dass hier ein Wagnis geglückt ist. Der Verfasser hat es geschafft, die Aspekte zu erhalten, die das klassische Werk von Bernhard Ziegler ausgezeichnet haben, und es zugleich von dem etwas angestaubten Konzept befreit und mit Verve in das 21. Jahrhundert katapultiert.
Die mittlerweile kaum mehr überschaubaren Forschungsfelder der modernen Paläontologie auf nur 320 Seiten adäquat darzustellen, ist fraglos eine hochkomplexe Aufgabe. Dementsprechend sind die einzelnen Kapitel gedrängt, wobei es dem Autor gelungen ist, auf überflüssige Details zu verzichten.
Kurz und knapp, in elliptischer Form, werden in den ersten beiden Kapiteln die wichtigsten Organismengruppen vorgestellt, ebenso wie die Entwicklung des Lebens auf der Erde. Daraufhin werden Grundlagen der Taxonomie und Klassifikation sowie der Evolution behandelt. Dieser Darstellung folgt ein Kapitel zu verschiedenen Aspekten der Fossilisationslehre (Taphonomie). Paläobiologische Fragestellungen zur Lebensweise, Aut- und Synökologie der fossilen Organismen werden in drei weiteren Kapiteln recht ausführlich behandelt. Der Rest des Buches widmet sich der Paläobiogeographie, der Paläoumweltrekonstruktion, den Themen Massenaussterben, Spurenfossilien und der Bedeutung der Fossilien für die Geochronologie.
Erst ein Vergleich mit früheren Auflagen lässt erkennen, wie viel Mühe der Verfasser sich gegeben hat, den Großteil des Textes umzuschreiben und modernen Forschungsansätzen und -ergebnissen Rechnung zu tragen, ohne dabei die „klassische“ Paläontologie zu vernachlässigen. Hiermit sind die meisten der wichtigen Aspekte der modernen paläontologischen Forschung abgedeckt. Neben traditionellen paläontologischen Domänen wie der Systematik und der Biostratigraphie legt der Verfasser besonderen Wert darauf, die Relevanz der Paläontologie auch im Hinblick auf drängende Probleme der Gegenwart, wie den Klimawandel und das „sechste Massenaussterben“ des „Anthropozäns“ zu betonen. Angesichts der schwindenden Vertretung des Faches, nicht nur an deutschen Universitäten, ist dieser aktuelle Bezug sicherlich ein besonders wichtiger Aspekt.
Auch neuere methodische Forschungsansätze, die in den letzten Jahrzehnten unverzichtbares Rüstzeug des modernen Paläontologen geworden sind, von phylogenetischen Merkmalsanalysen zur Rekonstruktion der stammesgeschichtlichen Verwandtschaft bis hin zu Isotopenanalysen, die bei paläoökologischen und paläoklimatologischen Rekonstruktionen vielfach unabdingbar geworden sind, werden angemessen dargestellt.
Natürlich mag man auch den einen oder anderen Aspekt vermissen. So wäre ein Kapitel zur Funktions- und Konstruktionsmorphologie, Biomechanik und, in Zusammenhang damit, zu dem immer wichtiger werdenden Feld der Bionik wünschenswert gewesen, auf dem gerade die Paläontologie seit Jahrzehnten wichtige Beiträge leisten konnte – dies als Anregung für die nächste Auflage des Buches. Auch einige kleine sachliche Fehler haben sich eingeschlichen. So ist beispielsweise die frühe Säugergattung Morganucodon zwar aus verschiedenen Teilen der Welt, wie Europa, China und Nordamerika bekannt, nicht aber aus Südafrika, wie auf Seite 71 zu lesen (wohl aber nahe verwandte Formen). Bei der Fülle des Stoffes sind solche kleinen Ungenauigkeiten aber verzeihlich.
Die mehr als 200 Abbildungen, die sich in ganz wesentlichen Teilen an den oftmals umgezeichneten, sehr gelungenen Illustrationen früherer Auflagen des Buches orientieren und diese mit einigen neuen Graphiken bereichern, sind eine willkommene Ergänzung des gezwungenermaßen oft sehr gedrängten Textes. Besonders wichtige oder komplexe Begriffe werden in eigenen Textfeldern ausführlicher erklärt. Die schöne Ausstattung, das handliche Format, der trotz straffer Darstellung flüssig und eingängig geschrieben Text und der bezahlbare Preis machen das Buch zu einer ansprechenden Lektüre für Studenten der Geo- und Biowissenschaften ebenso wie für Lehrer und Wissenschaftler benachbarter Disziplinen, aber auch für den naturwissenschaftlich interessierten Nichtfachmann, der tiefer in die Materie der modernen Paläontologie einsteigen möchte.
Da an vielen Universitäten die Paläontologie, auch aus Mangel an kompetenten Lehrkräften, mittlerweile so stiefmütterlich behandelt wird, dass die Studenten wohl wenig mehr als eine kurze Einführung in die allgemeinen Grundlagen des Faches vorgesetzt bekommen, erhält ein solche Lehrbuch besonderes Gewicht. Der Verfasser hat sich der daraus ergebenden besonderen Verantwortung gestellt, was ihm eindrucksvoll gelungen ist. Sicherlich wäre auch Bernhard Ziegler mit dieser respektvollen und adäquaten Fortführung seines wichtigen Standardwerkes zufrieden gewesen.

Dr. rer. nat. Michael Maisch, Tübingen

Naturwissenschaftliche Rundschau 71. Jg., Heft 6, 2018

Inhaltsverzeichnis top ↑

1. Einführung 1
1.1. Von der Fossilienkunde zur Paläontologie 1
1.2. Arbeitsgebiete der Paläontologie 3
2. Gliederung des Organismenreiches 6
2.1. Domäne Bacteria (gr. „Stäbchen“) 6
2.2. Domäne Archaea (gr. „uralt“, „ursprünglich“) 9
2.3. Domäne Eukaryota (gr. „echt“, „Kern“) 10
3. Entwicklung des Lebens 45
3.1. Entstehung des Lebens 45
3.2. Frühes Leben (3,7–2,5 Mrd. Jahre) 47
3.3. Die Sauerstoffrevolution (2,5–2,0 Mrd. Jahre) 48
3.4. Einzelliges eukaryotes Leben 51
3.5. Vielzelliges eukaryotes Leben 52
3.6. Die Lebewelt des Phanerozoikums 53
4. Taxonomie und Klassifikationsschemata 79
4.1. Nomenklatur und Kategorien 79
4.2. Der Artbegriff 81
4.3. Klassifikationsschemata 89
5. Evolution und der Baum des Lebens 96
5.1. Evolutionstheorie 96
5.2. Vielfalt und Vererbung 97
5.3. Evolutionsabläufe 104
6. Fossilisation (Taphonomie) 119
6.1. Der Sterbeprozess (nekrotische Vorgänge) 119
6.2. Einbettung (Biostratinomie) 119
6.3. Fossildiagenese 134
6.4. Grabgemeinschaften (Taphozönosen) 142
6.5. Fossillagerstätten 143
7. Lebensweise 147
7.1. Ernährung 147
7.2. Atmung 153
7.3. Fortpflanzung 153
7.4. Taxiologie 157
7.5. Aquatischer Lebensbereich 157
7.6. Terrestrischer Lebensbereich 166
8. Autökologie 168
8.1. Land­ Meerverteilung, Oberflächengestaltung 168
8.2. Licht 170
8.3. Temperatur 172
8.4. Ozeanströmungen 175
8.5. Gezeiten 179
8.6. Sauerstoff 180
8.7. Salzgehalt (Salinität) 180
8.8. Substrat 184
8.9. Wassertiefe (Bathymetrie) 184
8.10. Niederschlag 187
8.11. Kombination autökologischer Faktoren 190
9. Synökologie 191
9.1. Zusammenleben von Arten (Synökie) 191
9.2. Nahrung, Nahrungsketten 191
9.3. Lebensgemeinschaften (Biozönosen) 193
9.4. Lebensgemeinschaften des Meeres 196
9.5. Lebensgemeinschaften des Festlandes 198
10. Paläobiogeographie 201
10.1. Das Areal 201
10.2. Diversitätsmuster 201
10.3. Ausbreitung 203
10.4. Biogeographische Regionen 209
10.5. Geosphärensteuerung 213
10.6. Paläobiogeographische Fallstudien 216
11. Paläoumweltrekonstruktionen 220
11.1. Fossilien als Umweltindikatoren 220
11.2. Geochemie von Hartteilen als Umweltindikator 224
11.3. Klima und Umwelt 231
11.4. Fallbeispiele 236
12. Massenaussterben (MA) 247
12.1. Aussterbemuster 247
12.2. Ursachen für Massenaussterben 247
12.3. Die fünf großen Aussterbeereignisse 251
12.4. Erholungsphasen 260
13. Spurenfossilien 262
13.1. Benennung und Erhaltung 262
13.2. Typen von Spurenfossilien 262
13.3. Paläoumweltrekonstruktionen 273
13.4. Ichnofazies 274
14. Zeitmessung und Fossilien 277
14.1. Chronostratigraphie 277
14.2. Geochronologie 288
Literatur 290
Sachregister 298
Namensregister 309