Unter den Grundwasser-Fachleuten dürfte es nur wenige geben, denen die
Abkürzung ASM noch nicht im Zusammenhang mit Grundwassermodellierungen
begegnet ist. Konzipiert als Lernsoftware und seit 1989 allgemein
zugänglich (in den Kursen von Kinzelbach und Rausch aber auch schon
vorher eingesetzt) stellte das "Aquifer Simulation Model" die erste
Berührung mit numerischen Grundwassermodellen für viele Einsteiger
dar. Auch Fortgeschrittene fanden die Einfachheit von ASM als Anreiz
für kleinere Projekte, die großen Programmpakete liegen zu
lassen. "Einfach" bedeutete, dass bedingt durch die Beschränkungen des
DOS-Betriebssystems und die verwendete BASIC Programmiersprache
Beschränkungen in der Anzahl der Modellspalten und -Zeilen
unvermeidlich waren Andererseits stellte die Zusammenführung
sämtlicher notwendiger Module einer Grundwasser-Modellierung
(Dateneingabe, Berechnung von Strömung und Transport, grafische
Darstellung der Ergebnisse einschließlich Isolinien, Stromlinien und
Konzentrationsverteilungen) unter einer Oberfläche einen Fortschritt
gegenüber anderer Public-Domain Software wie z. B. "MODFLOW" dar.
Es war naheliegend, dieses bewährte Konzept, orientiert an den
aktuellen technischen Möglichkeiten, weiterzuentwickeln. So beträgt
die maximale Modellgröße nun 250.000 Knoten bzw. Zellen, so dass man
zumindest in dieser Hinsicht nicht mehr auf "einfache"
Modellkonfigurationen beschränkt ist. Durch die Verbreitung des
Programms über die nationalen Grenzen hinaus war es nur folgerichtig,
auch die Beschreibung zusammen mit Anwendungsbeispielen als
englischsprachige Veröffentlichung in Buchform allgemein zugänglich zu
machen. Da diesem Buch auch ASM (Version 6.0) auf einer CD-ROM
beigefügt ist, ist eine sofortige Umsetzung des Gelesenen am Computer
möglich. Zum Teil ist das Buch als "step by stop" Anleitung angelegt,
so dass es als Totorial verwendet werden kann. Daneben werden aber
auch die theoretischen Grundlagen des Modells, wie die verwendete
Pasticke Tracking Methode oder die Generierung von korrelierten
Zufallsfeldern, dargestellt.
Im Einzelnen wird nach einem Einführungs-Kapitel zuerst ein einfaches
Beispiel für den motivierten Einstieg durchgespielte. Dann beschreibt
Kapitel 3 die Modell-Umgebung, d.h. welche Editoren funktionieren wie,
welche Aktionen werden durch die Menüpunkte ausgelöst, usw. Das
nachfolgende Kapitel widmet sich insbesondere der
Stofftransport-Modellierung und den entsprechenden Modulen des ASM
Programms. Hilfreiche Modellier-Werkzeuge (too/s) werden in Kapitel 5
dargestellt. Den Abschluss bilden zusammengefasste Musterlösungen für
typische Problemstellungen, wie z. B. eine Wehrunterströmung oder eine
Baugrubenanströmung.
Zusammenfassend kann man feststellen, dass die Funktionalitäten des
Programms, nicht zuletzt auch grafisch ansprechend dargestellt, die
Bedienung des Programms, die sowieso weitgehend intuitiv möglich ist,
nachvollziehbar beschrieben wurden. Das Buch stellt damit auch eine
gute Kursunterlage dar. Ein besserer Einstieg in die Materie der
Gnundwassermodellierung ist dem Verfasser dieser Zeilen derzeit nicht
bekannt.
Ein kleiner Kritikpunkt bleibt anzumerken: Die Gefahren, die gerade
eben aus der leichten Bedienung der Software erwachsen, die wie eine
Textverarbeitung oder ein Tabellen-Kalkulationsprogramm zu handhaben
ist, hätten zumindest in einem Satz erwähnt werden sollen. Für die
verantwortliche Verwendung eines Modells im Sinne eines
Prognoseinstruments für zu erwartende Auswirkungen einer Beeinflussung
eines Grundwasser-Leiters ist nach wie vor Erfahrung nötig, die nicht
per Tutorial verfügbar gemacht werden kann.
H.J. Theis, Koblenz
HW 44 (2000), H. 6, S. 349/350