Der Stellenwert statistischer Methoden in den Naturwissenschaften hat
synchron mit der gegenwärtig andauernden explosiven „Radiation“ der
Informationstechnologien eine Blüte erlebt. Dies ist leicht damit zu
erklären, dass zum einen die Verwaltung und Bearbeitung großer
Datenmengen kinderleicht geworden ist und zum anderen
anwenderfreundliche Mathematik- und Statistikprogramme (oft sogar
kostenlos wie z. B. PAST) die Möglichkeit bieten, komplexe Methoden
ohne vertiefte Kenntnis des mathematischen Hintergrundes zu
benutzen. Kurz gesagt: Jeder Ungeübte kann statistische Methoden
anwenden. Dabei ist es erfreulich, dass sich auf dieser Grundlage eine
wachsende Zahl von Naturwissenschaftlern bemüht, ihre
Forschungsergebnisse auf statistisch stabilere Grundlagen zu
stellen. Dies birgt natürlich gleichzeitig die Gefahr, dass man
Methoden falsch oder unangemessen anwendet bzw. Ergebnisse falsch
interpretiert oder uninteressante Daten mit komplizierten
statistischen Methoden scheinbar aufwertet.
Das vorliegende Buch erschien in der 1. Aufl. beim selben Verlag und
vom selben Autor wie 1985 (VI + 231 S., 66 S/W-Abb., 62 Tab.). Jedoch
mit der Absicht verfasst, den zuvor aufgelisteten Gefahren Einhalt zu
bieten, informiert es detailliert und verständlich über die gängigen
Methoden. Dies ist ein anspruchsvolles Unterfangen, da in der
Zwischenzeit gute Bücher in Englisch zu ähnlichen Thematiken verfasst
wurden, allerdings für die biologische (ZELDITCH et al. (2004):
Geometric morphometrics for biologists) (vergl. Ref. 770 und
Zbl. Geol. Paläont. Teil II, 2007 (1-2), Ref. 284) beziehungsweise
die paläontologische Zielgruppe (HAMMER & HARPER (2005):
Paleontological data analysis) (vergl. Zbl. Geol. Paläont. Teil II,
2006 (3-4), Ref. 694).
Auf die Vorworte und das Inhaltsverzeichnis folgt eine 30seitige
Einführung, wo der Verf. verschiedene Grundbegriffe der Statistik
eingehend erklärt. Die beiden folgenden Kapitel widmen sich der ein-
beziehungsweise mehrdimensionalen Stichprobenbeschreibung. Das vierte
Kapitel behandelt theoretische Verteilungen wie Gleich-, Binomial-,
Poisson- oder Normalverteilungen. Schätzverfahren, Fehlerrechnung,
Repräsentanz, Hypothesenprüfungen (Tests) sowie Varianzanalysen sind
die Themengebiete der Kapitel fünf bis neun. In den folgenden Kapiteln
werden Clusteranalysen, Korrelation und Regression, EOF-,
Hauptkomponenten- und Faktorenanalyse, neuronale Netze sowie
Zeitreihenanalysen erläutert. Das Buch schließt mit einer
siebenseitigen Literaturliste, einer Symbolliste, acht
Tabellenanhängen und einem Register.
Sowohl bei der Literatur als auch bei Programmen fielen dem
Rez. folgende Lücken auf: Es fehlen nicht nur die beiden oben
erwähnten Werke von ZELDITCH und HAMMER & HARPER, sondern auch
verbreitete Programme wie PAST oder Matlab, die die Anwendung vieler
im Buch aufgelisteten Methoden leicht ermöglichen.
Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich nach Meinung des Rez. um ein
klassisches deutsches Lehrbuch: Korrekt, anspruchsvoll, umfassend,
aber mit trockenem, wenig ansprechendem Layout und
Fremdwort-gespickten Texten, in denen sich Formeln an Tabellen und
Tabellen an Diagramme reihen. Entsprechend lädt das Buch nicht zum
Schmökern ein, sondern eher zum schnellen Nachschlagen und ebenso
schnellen Wieder-aus-der-Hand legen. Wer Informationen über die 766
Paläontologie allgem. mathematischen Hintergründe statistischer
Methoden sucht, ist mit diesem Buch gut bedient. Menschen, die der
Mathematik eher mit Vorbehalten gegenüber stehen und statistische
Methoden nur als Mittel zum Zweck benötigen, rät der Rez., eher zu
HAMMER & HARPERs „Paleontological data analysis“ zu
greifen. Inhaltlich, fachlich sowie preislich ist das vorliegende Werk
jedoch im deutschen Sprachraum sicherlich unschlagbar.
C. KLUG
Zentralblatt Geo. Pal. T. II Jg. 2007 H. 5/6