Ein stimmungsvolles Titelbild zusammen mit dem Titel 'Thailands
vielfältige Landschaften' – da mag man an Reiseliteratur denken, die
sich an die Millionen wendet, die Thailand in den letzten Jahrzehnten
zu einem der Hauptziele des internationalen Tourismus gemacht
haben. Aber war nicht der Autor Karl-Heinz Pfeffer lange Jahre der
Tübinger Lehrstuhlinhaber für Physische Geographie? Der Blick auf den
Innentitel zeigt, worum es ihm geht: Dort findet sich die ergänzende
Unterzeile "Geologie und Relief, Klima, Vegetation und Nutzung".
In dieser klassischen Abfolge demonstriert der Autor überzeugend, wie
vielgestaltig die Naturräume Thailands sind und wodurch sie bedingt
sind. Bei einem Land dieser Größe (514.000 km²) mit bis 2500 m hohen
Gebirgen, ausgeprägten Luv-Lee-Effekten an den Nord-Süd streichenden
Gebirgen, intramontanen Becken und Plateaus und weiten Küstenebenen
eigentlich kein Wunder – aber wer denkt aus unserer europäischen
Touristenperspektive schon daran. Insofern ist das Buch für den
Geographen ein echter Augenöffner.
Es macht Spaß, aus Text und Abbildungen ein differenziertes Bild eines
tropischen Urlaubsparadieses zu gewinnen. Dem kommt auch die
Gestaltung entgegen: Kein textlastiger dicker Wälzer, sondern ein eher
knappes Werk (ohne Apparat 172 Seiten), das aber über 200 meist
farbige und aussagekräftige Fotos, Diagramme und Karten enthält. Deren
Inhalt lässt locker verschmerzen, dass die Qualität des Farbdrucks
nicht ganz optimal ist.
Besonders anerkennenswert auch, dass der Autor daran denkt, dass viele
seiner Leser mit der Topographie des fernen Landes vielleicht nicht so
vertraut sind: Am Beginn eines jeden Hauptkapitels erscheint eine
ganzseitige Landeskarte, in der die Standorte der folgenden Fotos
vermerkt sind. So kann man wirklich zuordnen.
Die Fülle an Abbildungen macht mit der komplexen Geologie, ihrer
plattentektonischen Begründung, der Reliefentwicklung (Turmkarst!),
den Bodenbildungen, der klimatischen Differenzierung, der primären und
sekundären Vegetation in jeweils eingängiger Weise bekannt. Auch wie
der Mensch das Land genutzt hat und wie sich die Landnutzung verändert
hat wird mit sprechenden Fotos und Karten belegt. Sehr knapp fällt
dagegen mit einer Karte zur Entwicklung des Beherbergungsgewerbes auf
der Insel Phuket die Darstellung eines heutigen
Hauptwirtschaftszweiges aus, des Tourismus. Aber das hat der
Untertitel ja auch nicht versprochen.
Fazit: Für jeden Geographen mit dem Ziel Thailand, der mehr wissen
will, als in Reiseführern steht, ist das Buch ein Muss.
W. Nübler
Schulgeographie in Baden-Württemberg Nr. 69, Februar 2014