Die malerische Insel Elba ist mit etwa 223 km2 Fläche die größte der
sieben Perlen im Toskanischen Archipel. Sie liegt knapp 20 km vom
italienischen Festland entfernt im Mittelmeer. Im Winter leben etwa
32.000 Einheimische in acht Gemeinden: Portoferraio (gleichzeitig auch
die Hauptstadt der Insel), Campo nell'Elba, Capoliveri, Marciana,
Marciana Marina, Porto Azzurro, Rio Marina und Rio nell'Elba. Elbas
höchste Erhebung ist der Monte Capanne mit 1.019 m. Die Insel hat(te)
aufgrund ihrer reichen Eisenerzvorkommen eine wechselvolle Geschichte
mit verschiedenen Herrschern. Zumindest einen kennt jedes Kind aus dem
Geschichtsunterricht in der Schule: Napoleon I. wurde am 3. Mai 1814
unter Beibehaltung seines Kaisertitels nach Elba verbannt. Er regierte
den damals souveränen Staat bis zum 26. Februar 1815 und richtete
durch seine umfangreichen Reformen – Reorganisierung von Verwaltung,
Polizei und Gesundheitswesen; Ausbau von Straßen und Wasserversorgung;
Förderung von Landwirtschaft, Fischfang und Erzgewinnung – und seinen
kostspieligen Hofstaat (beinahe) ein finanzielles Desaster an. Lange
Zeit war die Erzgewinnung und Verhüttung der größte Wirtschaftsfaktor
auf Elba. Ab den 1950er Jahren ersetzte der aufblühende Tourismus
allmählich die rückläufige Eisenerzgewinnung und -verhüttung und ist
heute der wichtigste Wirtschaftszweig Elbas. 1982 schloß man die
letzte Eisenmine.
Die Insel Elba ist bei Mineraliensammlern wegen ihrer schönen
Mineralstufen, z. B. von Hämatit, Pyrit, Amblygonit und ihren
Typusmineralien wie Hydromolysit (Rio Marina), Elbait, Dachiardit,
Pollucit (San Piero in Campo) usw. bekannt. Bei deutschen Urlaubern
ist die Insel wegen ihrer Bilderbuch-Landschaften, schönen Strände und
Sehenswürdigkeiten ein beliebtes Ferienziel. Gegenwärtig steht die 190
Paläontologie allgem. Ferieninsel u. a. wegen ihrer einzigartigen
Geologie in der World Heritage List der UNESCO und ist Teil des Parco
Nazionale Arcipelago Toscano. Das hat zur Folge, dass ein Großteil der
Insel unter Naturschutz steht und das Sammeln von Mineralien und
Gesteinen streng verboten ist.
WOLFGANG FRISCH und seine Mitautoren geben in ihrem Führer einen
umfassenden Einblick in die Geologie der Insel Elba. Hinzu kommen gut
recherchierte Informationen über Elbas Geschichte, Klima, Fauna und
Flora. Die geologischen Erscheinungen werden mit einfachen Worten
eingängig beschrieben, manche Begriffe zusätzlich erläutert, sodass
der Führer, gewisse geologische Grundkenntnisse vorausgesetzt,
gleichzeitig zum Lehrbuch wird. W. FRISCH, M. MESCHEDE und
J. KUHLEMANN geben nicht nur schon veröffentlichte
Forschungsergebnisse wieder, sondern bereichern das Werk mit eigenen,
bisher unveröffentlichten, wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Den ersten Teil des Führers bilden: 1. Einführung; 2. Geschichte und
Kulturgeschichte Elbas; 3. Klima und Reisezeit; 4. Flora und Fauna;
5. Einführung in die Geologie Elbas; 6. Tektonische Gliederung und
Schichtfolgen; 7. Der obermiozäne Magmatismus und die Gleitdecken;
8. Kontaktmetamorphose; 9. Die Entstehung der Erzlagerstätten
Ostelbas; 10. Elba – Typlokalität für acht Mineralarten, und 11. Die
Geomorphologie als Ausdruck des geologischen Aufbaus.
Den zweiten und größten Teil des Führers machen die geologischen
Exkursionen (12. Kapitel: Die geologischen Exkursionen) mit 40
Exkursionspunkten aus. Den dritten und letzten Teil bilden die
zitierte Literatur, ein kurzes Stichwortverzeichnis und ein kurzes
Ortsverzeichnis.
Der erste Teil ist informativ und spannend geschrieben und ermutigt
auch den Fachunkundigen zum Weiterlesen. Im Exkursionsteil stößt der
Laie und der Bachelor-Student dann des öfteren an seine Grenzen. Viele
(nirgendwo erklärte) Fachausdrücke und manche sprachlich unbeholfene
Formulierung erschweren die Lektüre und verlangen nach einem
Fachwörterbuch. Deshalb ist der Fachunkundige gut beraten, wenn er
sich schon vor der Abreise nach Elba mit dem geologischen Führer und
den topografischen oder Straßenkarten beschäftigt.
Im Führer ist jeder Exkursionspunkt so detailliert beschrieben –
manchmal auch etwas umständlich, dass man ihn ohne große Probleme
finden müsste. Neben kleinen Lagekärtchen stehen auch die
GPS-Koordinaten zur Verfügung. Farbige geologische Profile,
Landschafts- und Aufschlußfotos, Detailansichten von Pflanzen, Tieren
und Gesteinen sowie farbige Dünnschliffbilder finden sich in der Mitte
des Buches vereint, während die Texte Schwarzweiß-Grafiken und
schematische Routenkarten enthalten. Die 40 Exkursionsrouten sind so
angelegt, dass nicht nur geowissenschaflich interessante Aufschlüsse
berücksichtigt werden, sondern auch landschaftlich reizvolle Orte,
kulturelle Sehenswürdigkeiten und Badestrände zur Erholung einladen.
Der vorliegende geologische Führer eignet sich einerseits für alle
Fachleute und Studenten der Geowissenschaften, andererseits für
interessierte Laien, Sammler und Feriengäste. Wegen des bereits
genannten Sammelverbots verzichten die Autoren ausdrücklich auf Tipps
und Fundortbeschreibungen von Mineralien. Museen, Sammlungen,
Expeditionen 191 Neben der genannten Interessentengruppe sollten auch
öffentliche Büchereien, Universitätsbibliotheken und Fachbibliotheken
diesen Führer in ihren Bestand aufnehmen.
Anm. d. Rezn.: Da das Sammeln nahezu überall verboten ist, sollte man
die Aufschlüsse besser ohne Hammer betreten. Einheimische berichten
von „Aufpassern“, die alle Gruben und Minen nach Touristen absuchen,
die das Sammelverbot mißachten, und von „erwischten Sammlern“, deren
Ausweise man beschlagnahmt hatte. Laut Internet
(http://www.mineralien-basel.ch/Beitraege/elba.htm) kann man auf einem
eingezäunten Gelände des Abbaus Bacino bei Rio Marina gegen Gebühr und
unter Aufsicht nach Mineralien(stufen) suchen. Zutage käme aber
praktisch nur zweitklassiges Material.
A.SCHMITT-RIEGRAF
Zentralblatt Geo. Pal. T. II Jg. 2009 H. 1-2