Ein Titel, der bereits beim ersten Durchblättern Lust auf viel
Kalifornien macht, der offensichtlich nicht (nur) vom Geologen für
Geologen geschrieben wurde, sondern für ein breiteres Publikum, das
allerdings bereit sein muss, in das Thema einzusteigen und sich mit
ihm auseinander zu setzen. Sehr viele (213!) erläuternde, meist
farbige Karten, Profile, Blockbilder, Stratigraphien und
Photographien, sowie ein auf den interessierten Laien zugeschnittenes
reichhaltiges Glossar erleichtern dies. Für die entsprechend
interessierten Geographielehrerinnen und –lehrer aber auch eine
Herausforderung, sich mit dem aktuellen Wissensstand der geologischen
und tektonischen Entwicklung weiter Teile unserer Erde auseinander zu
setzen, auch um unser oft sehr europazentriertes (und unterrichtetes)
Weltbild im Unterricht zu relativieren.
Hierfür sind die ersten 45 Seiten der „Geologischen Übersicht“ eine
wunderbare Erkenntnisquelle. Dass es auch schon eine Geschichte vor
Pangäa gab, es einen Superkontinent Rodinia gab, der – vor 1,8
Mrd. Jahren allmählich entstand, vor 900 Mio. Jahren wieder
auseinanderbrach, dessen östlicher Teil (Laurentia) im Karbon mit dem
südlichen Gondwanaland kollidierte, so dass der Superkontinent Pangäa
entstand, wird kurz aber eindrucksvoll geschildert. Und erst jetzt, ab
der mittleren Trias, setzt das ein, was in unseren Schulbüchern als
die Geburt der uns heute bekanten Erdteile gelehrt wird. Dass hierbei
am damaligen Westrand des nordamerikanischen Teils (durch die Öffnung
des Atlantiks und der damit stattfindenden Westbewegung Nordamerikas)
seit der Jurazeit eine ozeanische Platte von der Größe des heutigen
Pazifiks (Farallon-Platte) samt ihrem ozeanischen Rücken fast restlos
subduziert wurde (die westlich des Rückens liegende ozeanische Platte
ist die heutige Pazifische Platte) bestimmt bis heute – zusammen mit
der Anlagerung von Terranen - weite Bereiche der tektonischen
Situation der heutigen amerikanischen Westküste.
Die in diesem Zusammenhang so bedeutende S. Andreas-Verwerfung wird
ebenfalls in dieser „Geologichen Übersicht“ auf rund 20 Seiten
besprochen.
Den größeren, rund 200 Seiten umfassenden Teil des Führers nimmt die
Darstellung der einzelnen geologischen Sehenswürdigkeiten ein,
gegliedert in diejenigen der Basin Range (Ostrand des südlichen
Kaliforniens), des Death Valley, der Transverse Range (die ost-west
verlaufenden Gebirge nördlich von Santa Barabara und L.A.). der Mojave
und der Peninsular Ranges (südlich von L.A.). Allem voran gestellt ist
eine Karte mit der ungefähren Lage sowie eine Tabelle mit den
Koordinaten und Seitenzahlverweisen der 95 dargestellten geologischen
Sehenswürdigkeiten, so dass sie wohl wirklich nicht zu verfehlen
sind. Jede Gruppe von Sehenswürdigkeiten der einzelnen Gebiete wird
noch mit einem kleinen Kapitel zur jeweiligen geologischen Geschichte
sowie der Besonderheiten dieser Gebiete eingeleitet. Die Wege zu den
Aufschlüssen, zu besonderen Landschaftserscheinungen, zu Parks oder
auch Museen werden genau beschrieben – inclusive Eintrittsgeldern,
Parkplatz oder besonderer notwendiger Ausrüstung (z.B.:
Gummistiefel). Da kann dann eigentlich nichts mehr schief gehen!
Ein ausnahmslos aus 155 englischsprachigen Titeln bestehendes
Literaturverzeichnis, gegliedert nach den jeweiligen Kapiteln des
Buches, ein Glossar sowie ein Sach- und Ortsregister runden das Werk
ab. - Ein kleines, 1-seitiges Amuse-Gueule den in Bälde erscheinenden
Band II (Norden und Westen) betreffend rundet schließlich dieses
äußerst gelungene Werk ab.
Jeder, der sich theoretisch oder praktisch auf Reisen mit diesem Raum
beschäftigt, kommt an diesem Titel nicht vorbei, der außerdem schon
allein wegen seines Formates in jede Jackentasche passt und für seinen
Preis eine ungeheuere Fülle an Informationen textlicher und
bildnerischer Art liefert!
H. Gaigl
Schulgeographie Nr. 68, November 2013, Seite 49