Denis Brunsden und E. Mark Lee haben auf 112 Seiten eine Studie über
die Prozessdynamik in großbritannischen Küstenbereichen mit einem
Schwerpunkt im Bereich der Massenbewegungen zusammengestellt. Die
Autoren behandeln mit der Thematik einen für Naturgefahren sehr
sensiblen Raum. Im Kontext der Klimaerwärmung, steigender
Meeresspiegel sowie intensiver anthropogener Nutzung spiegelt sich die
Aktualität dieser Landschaftsräume und die Notwendigkeit
wissenschaftlicher Untersuchungen und Überwachungen deutlich wider.
Die einleitenden Kapitel fokussieren die generelle Prozessdynamik der
Kliffküsten. Dabei geht es vor allem um die sogenannten ``Cliff
Behaviour Units'' als grundlegende Kliffformen und die geologischen
Rahmenbedingungen der unterschiedlichen Lokalitäten. Die auf die
Küsten wirkenden Prozesse werden sehr intensiv unter zeitlichen
Aspekten behandelt. Herausgestellt werden muss in erster Linie die
ausführliche wissenschaftliche Auseinandersetzung der Autoren mit dem
Faktor Zeit in der Kliffentwicklung und die Rolle der
Massenverlagerungen in diesem Prozesssystem. Die Rekonstruktion der
vergangenen geomorphologischen Abläufe wird als Grundvoraussetzung für
die Beurteilung der aktuellen Gefährdung dargestellt. Ein sehr
interessanter Ansatz kann in der weiteren Differenzierung der
Geomorphodynamik gesehen werden. Die Autoren unterteilen die Genese
der Küsten anhand der Begriffe ``Long-term Behaviour'', ``Medium-term
Behaviour'' und ``Short-term Behaviour'' und begeben sich damit auf
unterschiedliche chronologische Ebenen. Mit einer tabellarischen
Übersicht lassen sich die Rutschereignisse, bzw. rutschungsfördernde
Phasen mit klimatischen Veränderungen von 18.000 BP bis heute
korrelieren. Allerdings bleiben Art und Herkunft der Datierungen in
der Zusammenstellung weitgehend unklar.
Die folgenden Kapitel beschäftigen sich mit den räumlichen Aspekten
der Kliffentwicklung, insbesondere auch mit dem Einfluss von
Meeresspiegelschwankungen, klimatischen Veränderungen und wechselnden
Grundwasserverhältnissen. In den Schlusskapiteln finden sich Beispiele
zu den Themenbereichen der Rückverlegung von Kliffabschnitten und den
variierenden Sedimentationsverhältnissen. Zudem werden kurz
Gefährdungsmodelle und die Problematik von Kartierungen angesprochen.
Über die gute inhaltliche Zusammenstellung hinaus überzeugt in diesem
Band die Gestaltung der einzelnen Themenbereiche anhand von aktuellen
Beispielen, Fotos, Querprofilen, Diagrammen und modellartigen
Darstellungen. Eine sehr empfehlenswerte Folge im Supplementband der
Zeitschrift für Geomorphologie!
Birgit Terhorst, Tübingen
Z. Geomorph. N.F. 50/3, S. 422-423