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Gegenüber dem umfassenden Know-How, Pulver über Sinterverfahren zu verarbeiten, liegen die Kenntnisse über die grundlegenden Mechanismen des Sinterns weit zurück. Vor etwa drei Jahrzehnten haben Frenkel und vor allem Kuczynski die komplexen Vorgänge an einfachen Modellen aus zwei Teilchen quantitativ beschrieben. Der Erfolg dieses für die Physik typischen Vorgehens führte im weiteren Verlauf dazu, daß das Zweiteilchenmodell für die Aufklärung von Sintervorgängen nicht nur als wesentlich, sondern als ausreichend betrachtet wurde. Die oft kritiklose Übertragung auf Pulverhaufwerke führte zu einigen groben Fehlschlüssen und zu Problemen bei der Anwendung theoretischer Vorhersagen auf technische Prozesse. Etwa seit Mitte der Sechziger Jahre stagnierte diese Modellentwicklung auch in theoretischer Hinsicht.
Die in diesem Band zusammengefaßten Ergebnisse jahrelanger Forschungsarbeiten stellen nun einen bedeutsamen Durchbruch in der Aufklärung von Sintermechanismen dar. Die bisher vernachlässigte Umordnung in unsymmetrischen Teilchenanordnungen erweist sich als entscheidend für das Verständnis der Vorgänge beim Sintern metallischer, keramischer und amorpher Pulver. Die Übertragung der theoretischen und experimentellen Untersuchungen an Modellsystemen auf technische Sinterprozesse tritt damit in ein neues Stadium. Unter anderem wird dadurch die Bildung großer Poren und die Anisotropie der Schrumpfung bei Formkörpern, die in der betrieblichen Praxis eine erhebliche Ausschußursache darstellen, erklärt.
Es ist zu erwarten, daß diese Ergebnisse über ein vertieftes, grundlegendes Verständnis zu einer besseren technischen Beherrschung von Sintervorgängen führen werden.