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Anders als die vorausgegangenen Bände 9 und 15 ist dieser nicht nur
als “kritischer Begleitband” zur “Süßwasserflora” konzipiert. Vielmehr
enthält er eine umfangreichere kritische Betrachtung möglichst vieler
Taxa der Achnanthaceen. Dies betrifft weniger die vorwiegend im Meer
vorkommende Gattung Cocconeis mit den ihr nahestehenden Gattungen als
die “Große Gattung” Achnanthes. Sie steht in der Rangfolge der
artenreichsten Gattungen an einer der ersten Stellen. Verbreitungs-
schwerpunkte liegen im Süßwasser und Brackwasser der Meeresküsten.
Identifizierungsprobleme erschweren nicht nur in Einzelfällen die
taxonomische Arbeit, sondern wirken sich auch negativ auf
nachgeordnete Diziplinen in Wissenschaft und Praxis aus. Abgesehen von
der regional beschränkten Flora von Patrick & Reimer (1966), die nur
31 Taxa behandelt, liegt der letzte Versuch einer (Teil) Revision
durch Hustedt länger als 55 Jahre zurück. Die Zahl der Taxa hat sich
seitdem weiter stark vermehrt. Daraus resultierte ein wachsender
Verlust an Übersicht, so daß eine erweiterte Revision dringend
erforderlich war. In vielen Fällen glaubten wir, uns auf Protologe und
vorausgegangene Bearbeitungen nicht allein verlassen zu dürfen, so daß
relativ umfangeiche vergleichende Studien am Typenmaterial nötig und
zum großen Teil auch durchgeführt wurden. Soweit es die zahlreichen
Taxa Hustedts betrifft, ersetzt dankenswerterweise die photographische
Dokumentation von Simonsen (1987) ein direktes Typenstudium in den
allermeisten Fällen. Danach bleiben aber doch noch zahlreiche Taxa,
besonders von diesbezüglich sehr produktiven Autoren wie
z.B. Cleve-Euler, Foged oder Cholnoky zukünftigen Nachforschungen
überlassen, zumindest photographische Dokumentationen nach dem Vorbild
von Hustedt/Simonsen wären sehr hilfreich. Wie uns Prof. Nils
Lundquist vom Naturhistorischen Reichsmuseum Stockholm mitteilte,
dürfte der allergrößte Teil der Typen von A. Cleve-Euler (z.T. auch
von P.T. Cleve) jedoch unwiederbringbar verloren sein. Danach bleiben
zumindest alle ihre merkmalsarmen Taxa faktisch unbewiesene und jetzt
unbeweisbare Hypothesen vermuteter Sippen.
Die hier vorgelegte monographische Bearbeitung erreicht somit einen
“fortgeschrittenen Zwischenstand”. Wir haben uns dabei besonders
konzentriert:
1) auf die Klärung der Identität “klassischer” Taxa, die in der
Literatur immer noch am häufigsten genannt werden,
2) auf andere Taxa, die vorwiegend aus europäischen Binnengewässern
bekannt sind.
Zusätzlich wurden aber möglichst viele weitere Taxa aus Übersee und
aus den Meeren mit in die Diskussion einbezogen. Der begrenzende
Faktor in diesem Bemühen war der zeitliche Aufwand und die Kostenfrage
im Zusammenhang mit dem Aufsuchen der Typen an ihren verschiedensten
Aufbewahrungsorten. Weitergehende Nachforschungen werden noch viele
Arbeitsjahre beanspruchen. Wir wollten jedoch den am Zwischenstand
interessierten Hydrobiologen die bisher erreichten Ergebnisse nicht
vorenthalten. Die hier vorgelegte monographische Bearbeitung ist also
ein Kompromiß zwischen Wünschenswertem und Sachzwängen. Es erscheint
uns sinnvoll — gleichsam als Sofortmaßnahme — zuerst bei möglichst
vielen Gattungen den Großteil der für die Forschung “zugänglichen”
Taxa nach dem neuesten Stand der Erkenntnisse kritisch zu überprüfen;
gemeint ist, sie “biologisch zu erhärten” oder in Frage zu stellen
oder als Synonyme zu demaskieren. Dieses Ziel halten wir für
vordringlich im Interesse anderer Forschungsdisziplinen, die auf einer
zuverlässigen taxonomischen Basis aufbauen müssen. Erst danach sollten
wir uns darauf konzentrieren, die Taxa möglichst vollständig kritisch
zu bearbeiten.