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Bei den Arten der Gattung Biatora s. str. handelt es sich um
Krustenflechten mit Grünalgensymbionten und biatorinen Apothecien, die
ehemals den Gattungen Bacidia, Catillaria und Lecidea
zugeordnet wurden. Gemeinsam sind ihnen Asci vom Biatora-Typ und
dünnwandige Sporen ohne aufgelagertes Perispor. Als besonders wichtige
Merkmale der Gattung erwiesen sich ein ein- heitlicher Typ
conidiogener Hyphen und bacilliforme Pycnosporen sowie eine
charakteristische Art der Apothecienentwicklung.
Einige jüngst zu Biatora gestellte Arten werden in der vorliegenden
Arbeit aus der Gattung ausgeschlossen. Bacidia carneoalbida
(MÜLL. ARG.) COPPINS, B. epixanthoides (NYL.) LETTAU, B. tetramera
(DE NOT.) COPPINS und Catillaria sphaeroides (A. MASSAL.) SCHULER
unterscheiden sich in der Apothecienontogenie. Diese Arten gehören
der Gattung Mycobilimbia an. Lecidea al- bohyalina (NYL.) TH. FR. und
L. meiocarpa NYL. haben neben einer anderen Apothecienentwicklung
große, filiforme Pycnosporen und werden aus diesem Grunde von Biatora
ausgeschlossen, obwohl sie dieser Gattung nahe stehen Hypocenomyce
anthracophila (NYL.) P. JAMES & GOTTH. SCHNEID. in GOTTH. SCHNEID. und
H. foveata TIMDAL unterscheiden sich in Thallus- und
Apothecienmorphologie und Inhaltsstoffchemie erheblich von Biatora
s. str Biatora mendax ANZI und B. ocelliformis (NYL.) ARNOLD gehören
dagegen trotz ihrer pigmentierten Apothecien zu Biatora s. str.
Die systematische Stellung der Gattung wird diskutiert, muß aber so
lange un sicher bleiben, wie Artengruppen mit ähnlicher Ascusanatomie
nicht einge hender untersucht sind. Als nächstverwandte Gattungen
werden Adeloleci und Phyllopsora angesehen. Andere
Gattungen mit Asci vom Biatora—Typ wie Bacidia, Cliostomum,
Herteliana, Lecania oder Toninia sind dagegen wahr
scheinlich weitläufiger mit Biatora verwandt. Beziehungen bestehen in
man cher Hinsicht auch zu Micarea. Die Gattung wird vorläufig in der
Familie Bacidiaceae belassen.
Die in Europa vorkommenden 17 Biatora-Arten werden beschrieben
und ein Bestimmungsschlüssel in deutscher und englischer Sprache
vorgelegt. Die wichtigsten Merkmale zur Unterscheidung der Arten sind
das Vorkommen oder Fehlen von Soralen, die Apothecienfarbe,
Sporengröße, Inhaltsstoffchemie und ökoloisches Verhalten.
Die europäischen Biatora-Arten wachsen auf Borke, Moosen oder
Erde, nur sehr selten auch auf Holz. Saxicole Arten sind nicht
bekannt. Im wesentlichen sind die Arten arktisch-alpin oder
subozeanisch verbreitet, eine Gruppe corti- coler Arten ist in ihrer
Verbreitung hauptsächlich auf die Areale von Picea abies oder
Abies alba beschränkt.
Die Arten Biatora aegrefaciens PRINTZEN und B. toensbergii HOLIEN &
PRINTZEN werden neu beschrieben. Neukombinationen werden bei sieben
Arten vorgenommen: B. alborufidula (HEDL.) S. EKMAN & PRINTZEN,
B. circumalbicans (NYL.) PRINTZEN, B. rufidula (GRAEWE in HELLB.)
S. EKMAN & PRINTZEN, B. sphaeroidiza (VAIN.) PRINTZEN & HOLIEN,
B. subduplex (NYL.) PRINTZEN, B. vacciniicola (TØNSBERG) PRINTZEN und
Micarea perparvula (NYL.) COPPINS & PRINTZEN.
Folgende Arten werden lectotypifiziert: Bacidia xylophila MALME,
Biatora areolata KREYER, B. carnulenta TUCK.‚ B. collodea TH. FR.‚
B. fuscescens (b) paddensis TUCK.‚ B. helvola KÖRB. ex HELLB.,
B. hyalina FR.‚ B. poetschiana KÖRB., B. punctella WILLEY in TUCK.‚
Biatorina sphaeroides A. MASSAL., Bilimbia faginea KÖRB., B. mullea
KREMP. ex KÖRB., Catillaria croatica ZAHLBR., Lecidea anomala
f. albohyalina NYL., L. anomala Y minuta SCHAER., L. anomala
e. tenebricosa ACH., L. brachysperma VAIN.‚ L. carneo— albens NYL.,
L. cuprea SOMMERF., L. devertens NYL. in PARRIQUE, L. dia- pensiae
TH. FR.‚ L. elegantula RIEHM., L. enalliza NYL., L. erythrophaea
FLÖRKE ex SOMMERF., L. furfuracella NYL., L. fuscescens var. leprodea
NYL., L. incana ACH. ex SOMMERF., L. insequens NYL., L. interspersula
NYL. in BRENNER, L. limosa ACH., L. margaritella HULTING, L. moestula
NYL., L. perparvula NYL., L. plebeja var. pithyophiloides VAIN.‚
L. propinquata NYL., L. ramulosa TH. FR.‚ L. septentrionalis TH. FR.‚
L. sommerfeltii LYNGE, L. speirococcoides VAIN.‚ L. strasseri
ZAHLBR., L. subalpina ZAHLBR., L. sub- candida H. MAGN.‚ L. uliginosa
ß. L. geomaea ACH., L. vernalis f. subduplex NYL., Lecidella turgidula
var. atroviridis ARNOLD.
Neben einer Beschreibung der Gattung Biatora s. str. und ihrer
europäischen Arten wird eine Liste holarktischer, nicht saxicoler
Arten der ZAHLBRUCKNER’schen Sektionen Lecidea
sect. Biatora, Catillaria sect. Biatorina und
Bacidia sect. Weitenwebera vorgelegt. Diese Liste
enthält Angaben zur Nomenklatur, Typiflzierung und, soweit möglich,
systematischen Stellung von 330 untersuchten Namen. Von 83 weiteren
Arten konnte kein Typusmaterial gefunden oder ausgeliehen werden.