
Pflanzengeographische und ökologische Bewertung der Flechtenflora Mecklenburg-Vorpommerns
[An assessment of the plant geography and ecology of the lichen flora of Mecklenburg-Vorpommern State (Germany)]
1999. 1. Auflage, V, 391 Seiten, 25 Abbildungen, 9 Tabellen, 335 Verbreitungskarten, 14x22cm, 760 g
Langue: Deutsch
(Dissertationes Botanicae, Band 307)
ISBN 978-3-443-64219-8, brosch., Prix: 46.00 €
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Bespr.: Gleditschia,Bd. 28(2000), Nr. 1-2,S. 145/146 Haut de page ↑
Wie immens die seit 1980 geleistete floristisch-lichenologische Arbeit ist, belegt der Vergleich der älteren Angaben zur Flechtenflora M-V und der Ergebnisse der seit 20 Jahren erfolgten Untersuchungen. Lediglich aus dem Nordwesten des Gebietes lagen früher eine Reihe von Herbarbelegen und Literaturangaben vor, während weite Teile des Landes jedoch ein lichenologisches "terra incognita" bildeten. Diese weißen Flächen haben eine deutliche Ausdünnung erfahren. Hierzu flossen in die vorliegende Arbeit neben der kritischen Auswertung der Literatur und eigenen Erhebungen auch zahlreiche Daten anderer Lichenologen und lichenologisch Interessierter ein. Dazu trugen u. a. die seit 1996 jährlich stattfindenden Kartierungstreffen bei. Außerdem erfolgte eine Auswertung von ca. 2000 Herbarbelegen. Insgesamt wurden ca. 36700 (!) Rasterdatensätze verarbeitet.
Nach einer kurz gehaltenen Schilderung der naturräumlichen Verhältnisse des Bundeslandes (Großlandschaften, Boden, Klima, potentielle natürliche Vegetation), der historischen lichenologischen Erforschung des Gebietes und der angewandten Methodik schließt sich der Hauptteil der Arbeit an. Auf 328 Seiten wird ein Überblick über die bisher in M-V festgestellten 523 Flechtenarten sowie der 19 Arten lichenicoler oder fakultativ lichenisierter Pilze gegeben. Hervorhebenswert ist in diesem Zusammenhang, dass neben den nachgewiesenen Sippen auch die in der Literatur aufgeführten und auf eine Fehlbestimmung zurückgehenden Sippen genannt werden. Dass die Erfassung der Flechtenflora M-V damit noch nicht zu Ende ist, beweist die als Anhang wiedergegebene Auflistung zahlreicher Neufunde nach Abschluss des Manuskriptes.
Leider müssen zum gegenwärtigen Zeitpunkt immerhin 95 Flechtenarten als in M-V ausgestorben betrachtet werden (=18%) und nur etwa ein Drittel wird als ungefährdet eingeschätzt. Dies unterstreicht ausdrücklich die z. T. drastischen Rückgangstendenzen bei zahlreichen Taxa und die Notwendigkeit, weitere Informationen über die Ökologie der einzelnen Arten zu ermitteln.
Die Anordnung der Sippen in der vorliegenden Arbeit folgt sowohl systematischen als auch alphabetischen Gesichtspunkten. Den systematisch gruppierten Ordnungen wird eine Übersicht der im Gebiet vorhandenen Familien und Gattungen (mit der zahlenmäßigen Ausweisung der in M-V nachgewiesenen Taxa) vorangestellt. Dem schließen sich z. T. sehr kurze Ausführungen zu den einzelnen Gattungen an, auf die man in dem einen oder anderen Fall auch hätte verzichten können. Sowohl die Anordnung der Familien als auch der dazugehörenden Gattungen und Arten erfolgt dann alphabetisch. Um das Werk ein wenig benutzerfreundlicher im Sinne einer Flora zu gestalten, wäre es überlegenswert gewesen, einer durchgängigen alphabetischen Anordnung der Sippen den Vorzug zu geben. Dies würde die stete Benutzung des Gattungsindex (S. 367) ersparen. Die Ausführungen zu den Ordnungen bzw. Gattungen hätte man dann in einem der alphabetischen Anordnung vorangestellten Kapitel vereinigen können.
Aufgeführt werden bei jeder Sippe der Erstnachweis und die letzte publizierte (!) Angabe aus dem Gebiet, das ökologisch-soziologische Verhalten in M-V, die Gefährdung in diesem Bundesland und in der BRD sowie Angaben zur Hemerobie und zum Status der Arten. Während die Einschätzung der Hemerobie sich weitgehend am ökologisch-soziologischen Schwerpunkt der einzelnen Arten orientierte, erfolgten die Angaben zum Status in Anlehnung der Einstufungen für die Phanerogamen des Gebietes durch FUKAREK & HENKER (1983). Dadurch war es möglich, wesentliche Hinweise auf den Natürlichkeitsgrad der Flechtenflora M-V zu erhalten. Bei den Ausführungen zum ökologisch-soziologischen Verhalten der Arten wird eine Kurzcharakterisierung der jeweiligen Biotope und der besiedelten Substrate gegeben. Gelegentlich treten hierbei Überschneidungen hinsichtlich der Standorts- und Substratangaben auf. Hin und wieder werden bei den Standortsangaben besiedelte Substrate genannt, die dann bei den Substrat- angaben fehlen (z. B. Microcalicium subtile). Von den bisher in M-V festgestellten Taxa werden immerhin 333 Sippen mit einer Verbreitungskarte wiedergegeben, in die eine zeitliche Staffelung der Nachweise eingearbeitet ist. Infolge der wenigen, z. T. nur historischen Nachweise aus dem Gebiet, erübrigt sich bei den anderen Arten in der Regel deren Abdruck. Beim Betrachten einiger Karten fällt eine Fundpunktkonzentration im Nordwesten M-V auf, während in anderen Teilen des Bundeslandes zumeist nur ein zerstreutes Vorkommen der jeweiligen Sippe ausgewiesen wird oder für das Taxon über weite Strecken des Landes entsprechende Einträge fehlen. Besonders ausgeprägt ist dies bei verschiedenen epiphytischen Sippen, wie Buellia griseovirens, Hypogymaia tabulose, Melanelia exasperatula, M. Iaciniatula, Parmelia tiliacea, Pseudevernia furfuracea und verschiedene Ramalina-Sippen. Hier ist zu vermuten, dass entsprechende Kartierungslücken existieren. Bei Physcia stellaris (S. 234) ist unabsichtlich die Karte von Physcia adscendens nochmals abgedruckt worden.
Abgerundet werden die Informationen zu den einzelnen Arten durch die aus einer umfangreichen Literaturrecherche zusammengestellten Angaben zur Gesamtverbreitung der Sippen und der Aufstellung einer daraus abgeleiteten zonalen Arealdiagnose. Aufgrund unzureichender Kenntnisse zum Vorkommen zahlreicher Taxa widerspiegeln diese Ausführungen den derzeitigen Kenntnisstand und sind z. T. noch mit Unsicherheiten behaftet. Trotzdem vermitteln sie bereits in dieser Form eine Vorstellung vom wahrscheinlichen Gesamtareal der einzelnen Arten. Aufgrund fehlender Literaturangaben bei seltenen (?), leicht zu übersehenen oder taxonomisch schwierigen Sippen wird z. T. auf die Angabe einer zonalen Arealdiagnose verzichtet. Besonders auffällig ist dies bei den Gattungen Thelidium und Verrucaria. Eine kurze statistische Auswertung der Flechtenflora M-V nach dem Status der Arten, ihrer Substratbindung, dem Natürlichkeitsgrad und ihrer Gefährdung schließen sich dem Hauptteil der Arbeit an. Ausdrücklich wird hierbei auf den Biotopschutz als Maßnahme für den Erhalt einer reichhaltigen Flechtenflora mit ihren zahlreichen gefährdeten Arten hingewiesen. Dem folgt eine pflanzengeographische Analyse der Lichenoflora, in deren Mittelpunkt eine anhand von Beispielen vorgenommene Arealtypenzuordnung der in M-V nachgewiesenen Flechten steht. Ein 24 Seiten umfassendes, umfangreiches Literaturregister beschließt die Arbeit.
Trotz der genannten kleinen Anmerkungen kann das vorliegende Werk als rundum gelungen bezeichnet werden. Es wird mit Sicherheit seinen Platz in der lichenologischen Literatur Deutschlands finden. Jeder, der sich ernsthaft mit der floristisch-geobotanischen Flechtenkunde in Deutschland beschäftigt, wird dieses Werk nicht missen wollen. Es kann deshalb jedem Interessierten nur wärmstens empfohlen werden.
Volker KUMMER, Potsdam
Gleditschia,Bd. 28(2000), Nr. 1-2,S. 145/146
Inhaltsverzeichnis Haut de page ↑
1 Einleitung 1
2 Das Untersuchungsgebiet
2.1 Naturräumliche Ausstattung 1
2.2 Immissionsbelastung der Luft 7
2.3 Lichenologische Erforschung 9
3 Methodik
3.1 Auswertung der Literatur und Herbarien 10
3.2 Aktuelle Kartierung und ökologisch-soziologische
Charakteristik der Arten 11
3.3 Untersuchung der Gesamtverbreitung 17
4 Verzeichnis und Darstellung der Flechtenarten
4.1 Arthoniales 18
4.2 Caliciales 40
4.3 Dothideales 60
4.4 Gyalectales 63
4.5 Lecanorales 65
4.6 Leotiales 270
4.7 Lichinales 272
4.8 Ostropales 273
4.9 Patellariales 276
4.10 Peltigerales 277
4.11 Pertusariales 290
4.12 Pyrenulales 302
4.13 Teloschistales 305
4.14 Trichotheliales 324
4.15 Verrucariales 325
4.16 Ascomyceten-Gattungen unklarer Stellung 333
4.17 Agaricales 340
4.18 Lichenicole und fakultativ lichenisierte Arten 341
5 Ökologisch-soziologische Analyse
5.1 Status und Natürlichkeitsgrad 346
5.2 Substratbindung 348
5.3 Flechtengesellschaften und ihre Gefährdung 350
5.4 Soziologische Bindung 351
6 Gefahrdung und Naturschutz
6.1 Gefährdete Biotope 353
6.2 Anthropogen bedingte UrsachenkompleKe 354
6.3 Organismenspezifische Faktoren 355
7 Pflanzengeographische Analyse
7.1 Einführung 357
7.2 Das Areal als Ausdruck der Umweltbedingungen 358
7.3 Organismenspezifische Faktoren 359
7.4 Ausbreitungstendenzen 360
7.5 Gliederung in Arealtypen 362
Index der Gattungen 367
Literaturverzeichnis 368