Schon der Titel stellt Fragen. Was verbirgt sich hinter dem
Wortungetüm ergasiophygophytisch und gibt es Gehölze, die gegenüber
dem Klima unsensibel sind? Der erste Begriff beschreibt aus
Anpflanzungen verwilderte Pflanzen. Als klimasensitive Gehölze wurden
solche bestimmt, die mindestens eine Ellenbergzahl von 7 für
Temperatur aufweisen und einer Winterhärtezone (mittlere
durchschnittliche Mindesttemperatur) von −20,5–17,8 °C zugeordnet
werden. Es werden darunter also Gehölze mit hohem Wärmebedarf und nur
mäßig ausgeprägter Frosttoleranz verstanden.
Der Fokus der Arbeit ist das Ruhrgebiet und hier sind es nur Wälder
auf natürlich entwickelten Böden. Letztere Bedingung schränkt die Zahl
der Untersuchungsflächen erheblich ein. Insgesamt wurden 114 Flächen
untersucht. Wälder auf veränderten Böden, so genannte
Industriewälder, bleiben unberücksichtigt. Abiotische Faktoren werden
detailliert untersucht, der Zusammenhang zur Fragestellung ist dabei
aber nicht immer einsichtig.
Es wurden immergrüne und „klimasensitive“ Gehölze untersucht, die aus
Kultur verwildert sind. Insgesamt waren das nur 16 Arten, wobei nur 5
Arten eine Abundanz von mehr als 10% aufwiesen und näher untersucht
wurden: Juglans regia, Prunus laurocerasus, Castanea sativa, Aucuba
japonica und Euonymus fortunei. Eine Liste aller verwilderten Gehölze
fehlt leider. Häufigkeitsangaben wurden nach einer dem Rezensenten
unverständlich gebliebenen „Pointcentered quarter methode“
ermittelt. Glücklicherweise werden für die einzelnen Gebiete auch
Angaben zu den Häufigkeiten der genannten Gehölze und zusätzlich zu
Taxus baccata, Lonicera pileata und Mahonia aquifolium gemacht.
Juglans regia zeigt seit 2002 eine explosionsartige Verbreitung, wobei
Fruchtreife bereits mit 6 Jahren erreicht werden kann. Stichhaltige
Gründe für diese Entwicklung kann der Autor nicht aufzeigen. Bei
anderen Arten steht die Ausbreitung wahrscheinlich mit verstärkter
Kultur im Zusammenhang.
Auf der beiliegenden CD finden sich Fotodokumentation,
Vegetationsaufnahmen und diverse Analysen. Der Ausdruck der Unterlagen
erfordert einen Plotter.
Die Arbeit beschreibt ein auch anderswo zu beobachtendes Phänomen. Die
gärtnerische Kultur von Gehölzen hat deutliche Auswirkungen auf die
Zusammensetzung der Spontanvegetation. Im Ruhrgebiet ist dieser
Prozess bereits weiter fortgeschritten als anderswo. Den Rezensenten
würde es angesichts der in großen Mengen in Baumärkten verkauften
Gehölze wundern, wenn der Prozess der Einwanderung von Kulturgehölzen
in die Spontanvegetation abgeschlossen wäre. Die gründlich erhobene
Arbeit kann als Grundlage für spätere Folgeuntersuchungen dienen.
Thomas Gregor
Kochia 8: 91–106 (2014)