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Will man so komplexe, zum Teil biologische Naturerscheinungen, wie es
die Sauerstoffverhältnisse der Seen sind, zahlenmäßig formulieren, so
muß man der Natur Zwang antun! Es handelt sich dann darum, diesen
Zwang nie so weit zu treiben, daß durch ihn ein allzu blasses Schema
geschaffen wird. Das Typische der Einzelfälle soll quantitativ gefaßt
werden; das Individuelle des Einzelfalles ist rein zahlenmäßiger
Erfassung natürlich unzugänglich!
In erster Linie ist der Sauerstoffgehalt der trophogenen und der
tropholytischen Schicht des Sees in einem gegebenen Zeitpunkt zu
berechnen. Wir müssen uns also vor allem klar werden, wo wir die
Grenze beider Schichten anzusetzen haben. Die trophogene Schicht ist
die Schicht eines Sees, in der auf Grund der Lichtverhältnisse die
Assimilationstätigkeit der grünen Pflanzen möglich ist. Soweit es sich
um die benthonische Flora handelt, fällt somit die untere Grenze der
trophogenen Schicht mit der unteren Grenze des Litorals in unserem
Sinne zusammen. Indessen liegt diese Grenze bekanntlich von See zu
See, je nach der Durchsichtigkeit seines Wassers, verschieden
tief. Doch kann man für unsere größeren, windbewegten baltischen Seen
im allgemeinen die 10-m-Tiefe als untere litorale Grenze ansetzen, und
das gleiche kann man, ohne allzu schematisch zu verfahren, für die
Seen des Alpengebietes tun; das pflanzliche Leben, das sich unterhalb
dieser Tiefe abspielt, ist jedenfalls im allgemeinen verschwindend
gering gegenüber dem Pflanzenleben der oberen Schichten. Auch für die
nordamerikanischen Seen und andere gilt dies.
Wenn allerdings kleine Seen ganz windgeschützt liegen, vor allem
Waldseen, dann verschiebt sich oft diese Grenze weit nach oben; dann
können wir sie bei 5 m, ja bei 2—3 m Tiefe finden. Wir behandeln auch
solche Fälle, jedoch gesondert, und werden ausdrücklich auf sie
aufmerksam machen. Typische Humusgewässer scheiden wir, wie schon aus
dem Titel dieser Studie hervorgeht, aus unserer Betrachtung aus, da
für sie ausreichende Untersuchungen nicht vorliegen.