
Stadtnatur im Wandel - Artenvielfalt in Frankfurt am Main
Hrsg.: Indra Starke-Ottich; Dirk Bönsel; Thomas Gregor; Andreas Malten; Christina Müller; Georg Zizka
2015. 276 Seiten, 229 Abbildungen, 9 Tabellen, 15x21cm, 690 g
Sprache: Deutsch
(Kleine Senckenberg-Reihe, Band 55)
ISBN 978-3-510-61404-2, brosch., Preis: 19.90 €
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Schlagworte
Biotop • Kartierung • Botanik • Tierwelt • Pilze • Biodiversität
Inhalte
- ↓ Inhaltsbeschreibung
- ↓ Bespr.: Berichte d. Bayerischen Botanischen Gesellschaft e.V., 85, 2015
- ↓ Bespr.: HOPPEA 76
- ↓ Bespr.: Der Palmengarten 80/1
- ↓ Bespr.: Tuexenia 36
- ↓ Bespr.: Neilreichia 8 (2016)
- ↓ Bespr.: POLLICHIA-Mitteilungen Band 98 (2017)
- ↓ Bespr.: Botanik und Naturschutz in Hessen 28, Frankfurt am Main 2015
- ↓ Bespr.: Jahrbuch des Nassauischen Vereins für Naturkunde Band 138
- ↓ Inhaltsverzeichnis
Bespr.: Berichte d. Bayerischen Botanischen Gesellschaft e.V., 85, 2015 nach oben ↑
Das kleine Büchlein im Format 15 x 21cm liegt mit einem Gewicht von
690 g unvemutet schwer in der Hand. Es ist Teil der Publikationsreihe
"Kleine Senckenberg-Reihe" des Senckenberg- Instituts in Frankfurt am
Main und offensichtlich als Fortführung und Erweiterung des Bandes 50
derselben Reihe mit dem Titel "Natur vor der Haustür - Stadtnatur in
Frankfurt am Main" aus dem Jahr 2009 konzipiert.
Wie schon aus dem Titel zu erahnen ist, wendet sich das Buch in erster
Linie an naturverbundene Menschen, die großes Interesse an Flora und
Fauna in Frankfurt haben und sich idealerweise auch in dieser Stadt
auskennen. In unterschiedlicher Ausführlichkeit und Genauigkeit
werden einige Arten und Artengruppen im Kontext der verschiedenen
Kapitel vorgestellt und auf ihre mehr oder weniger große Bedeutung für
die Artenvielfalt von Frankfurt beleuchtet.
Inhaltlich gliedert sich das Buch grob in 2 Abschnitte, einen sehr
speziellen, zum Teil mit wissenschaftlichem Anspruch verfassten Teil
sowie einen ähnlich umfangreichen Abschnitt, der eher an einen
botanisch-zoologischen Reiseführer erinnert. Der Leser erhält daher
kein nur botanisch ausgerichtetes Werk, wenngleich die Pflanzenwelt
als Grundlage allen Daseins einen bedeutenden Raum einnimmt. Vielmehr
geben die Autoren lehrreiche Erläuterungen zu den zahlreichen
Interaktionen zwischen Pflanzen, Tieren und Pilzen, die nach dem Stand
der Wissenschaft weder Tier noch Pflanze sind.
Der spezielle Teil beginnt mit kleineren Essays verschiedener Autoren
über "Stadtnatur im Wandel". Verschiedene Neophyten stehen im
Mittelpunkt und es werden Ursachen für das "Kommen und Gehen von
Pflanzen" besprochen, wie es in einer Kapitelüberschrift heißt. In
einem weiteren Abschnitt erfährt man Interessantes zu verschiedenen
Tiergruppen (u. a. Libellen, Schmetterlinge, Fische) und dem
Feldhamster. Die Texte der einzelnen Verfasser zeugen von großem
Wissen und auch Begeisterung für "ihre" Gruppe, einzelne Arten werden
hinsichtlich Habitatansprüchen, Gefährdung, Schutzmöglichkeit und
teilweise recht interessanten Besonderheiten vorgestellt. Teilweise
finden sich allerdings schwer lesbare Passagen, die besser in
ökologischen Gutachten aufgehoben sind (z.B. die ausführliche
Erläuterung, wie, wann und wo man Schmetterlinge in optimaler Weise
fangen kann). Mit ebenfalls großer Ambition ist das Kapitel über Pilze
verfasst, deren teilweise erstaunlicher Lebenszyklus mit erkennbarem
Vergnügen geschildert wird.
Der zweite Teil stellt im Kapitel "Stadtnatur im Portrait" einige
bemerkenswerte und artenreiche Biotope der Stadt vor mit
Charakterisierung der Lebensräume und Vorstellung einzelner
Arten. Gleichartiges erfährt der Leser auch im folgenden Kapitel mit
dem Titel "Biodiversität erleben", allerdings ist hier den einzelnen
Vorschlägen für einen Spaziergang ein Luftbild mit dem Routenverlauf
vorangestellt. Es soll den Leser ermutigen, sich einige der
interessanten Frankfurter "Kleinode" zu erwandem. Im Schlussabschnitt
wird auf sechs Seiten auf die "Flora von Frankfurt - online"
eingegangen. Das Online-Angebot, mit Unterstützung der Stadt Frankfurt
vom Senckenberg-Institut gepflegt, ermöglicht eine Reihe von
Auswertungen der Daten nach Fundzeit und -gebiet und vielem, das
"über das rein Botanische hinausgeht", wie die Autoren anmerken. Bei
der "Flora von München" gibt es aktuell solche umfangreichen
Möglichkeiten leider nicht.
Wer sich für die Flora und Fauna von Frankfurt interessiert, wird mit
diesem Buch einen guten Einblick in die Artenvielfalt der Stadt
bekommen und sollte es sich kaufen.
S. Springer
Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft e.V., 85 2015
Bespr.: HOPPEA 76 nach oben ↑
Der Titel klingt bescheiden und lässt zunächst an ein Faltblatt einer
Naturschutzbehörde denken. In Wirklichkeit handelt es sich um einen
ausführlichen und fachlich anspruchsvollen Naturführer. Behandelt
werden die Organismengruppen Gefäßpflanzen, Pilze, Libellen,
Schmetterlinge, Fische sowie der Feldhamster. Es wird auf die
Erforschungsgeschichte dieser Gruppen im Raum Frankfurt am Main
eingegangen, den Verlust und den Zugewinn von Arten sowie die Ursachen
dafür. Entwicklungstendenzen und Maßnahmen des Naturschutzes werden
aufgezeigt und erläutert. Dabei findet keine Beschränkung auf
allgemeine Aussagen statt, sondern alles wird anhand von konkreten
Beispielen aus der Frankfurter Flora und Fauna erläutert. Auch
Fachbegriffe wie „Neoendemit“, „Neomyzet“, „Anökophyt“ oder „lebendes
Fossil“ werden meist anhand eines Beispiels erklärt. In der Regel ist
sowohl der wissenschaftliche als auch der deutsche Name genannt. Viele
der besprochenen Arten sind in Farbbildern dargestellt. Komplette
Artenlisten der Pilze, der Libellen und der Fische im Stadtgebiet von
Frankfurt sind im Tabellenanhang zu finden. Bei den Gefäßpflanzen
werden lediglich Artenlisten näher behandelter Gruppen wie
Ackerwildkräuter oder verwilderte Geophyten gebracht. Hier wird in
einem kurzen Kapitel auf die Online-Flora der Gefäßpflanzen von
Frankfurt am Main eingegangen, deren Funktionen und Besonderheiten
werden an Beispielen erläutert und es wird darauf hingewiesen, dass
dort jederzeit eine komplette und gleichzeitig laufend aktualisierte
Artenliste heruntergeladen werden kann.
In einem größeren Kapitel werden besonders artenreiche und
interessante Bereiche im Stadtgebiet mit ihren wichtigen und
wertgebenden Allen vorgestellt. In einem weiteren Kapitel werden
Wanderungen an der Nidda vorgeschlagen, und es wird auf die dort zu
erwartenden Besonderheiten oder allgemein Wissenswertes
eingegangen. Ein Ausblick auf den Wandel der Natur in Frankfurt in
Hinsicht auf den Klimawandel und die weitere Stadtplanung rundet das
Werk ab.
Trotz der Auswahl und Beschränkung auf einen bestimmten Umfang an
Organismengruppen und Themen bietet das Werk eine Fülle an fundierten
Informationen und Details. Das Buch ist von Fachleuten auf hohem,
sachkundigem Niveau geschrieben, liest sich aber keineswegs
„trocken“, sondern lädt zum Schmökern ein. Für an Flora und Fauna
Interessierte, die in Frankfurt am Main unterwegs sind, ist das Werk
nur zu empfehlen. Außenstehende, für die Frankfurt eine Großstadt mit
einem noch größeren Flughafen ist, in der Natur keinen Platz hat,
werden eines Besseren belehrt und lernen diese Metropole von einer
ganz anderen Seite kennen.
Wolfgang Diewald, Straubing
HOPPEA 76
Bespr.: Der Palmengarten 80/1 nach oben ↑
Seit 1985 beschäftigt sich die Arbeitsgruppe Biotopkartierung mit dem
Arteninventar (Pflanzen, Tiere, Pilze) im Stadtgebiet von Frankfurt am
Main. Neben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abteilung Botanik
des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums haben auch viele
Ehrenamtliche in unzähligen Stunden zur Erfassung der Artenvielfalt
der Stadt beigetragen. Ihnen ist dieses Buch gewidmet. Im Laufe der
Jahrzehnte hat sich die Stadtnatur sichtbar verändert. Anhand von
alten Aufzeichnungen und Herbarien lässt sich rekonstruieren, dass
seit dem Jahr 1800 bis heute mehr als 400 Pflanzenarten verschwunden
sind. Andererseits kommen auch immer wieder neue Neophyten aus fremden
Gebieten hinzu. Am Beispiel von Frühblühern oder Ackerwildkräutern
wird die Veränderung der Flora Frankfurts verdeutlicht.
Da die Publikation einen umfangreichen Überblick über die Natur in
Frankfurt geben will, sind außer den Pflanzen auch den Pilzen sowie
Tieren eigene Kapitel gewidmet. Für diejenigen, die sich vor Ort in
besonders artenreichen Gebieten Frankfurts umschauen wollen, bietet
das Buch gute Anregungen. Vorgestellt werden z. B. der Heiligenstock,
das Harheimer Ried, die Nidda-Ufer und die Schwanheimer Wiesen. Natur
erleben kann man u. a. sehr gut an der Nidda mit ihren Altarmen oder
an der Wörthspitze, an der die Nidda in den Main mündet.
Die meisten der hier vorgestellten Standorte sind sehr gut zu Fuß oder
mit dem Fahrrad erreichbar, gehören sie größtenteils ja auch in den
gut erschlossenen Frankfurter Grüngürtel. Es lohnt sich, nicht nur in
die Ferne zu schweifen, sondern auch auf kleinen Ausflügen innerhalb
Frankfurts die Velfalt der Natur kennenzulernen. Wer es genauer
wissen will, dem wird im letzten Kapitel die aussagekräftige
Informationsquelle "Flora von Frankfurt-online" vorgestellt. Das Buch
ist sehr gut ausgestattet und mit schönen Bildern illustriert, sodass
der Leser inspiriert wird, gleich loszuziehen und die Natur vor der
Haustüre zu erkunden.
Hilke Steinecke
Der Palmengarten 80/1
Bespr.: Tuexenia 36 nach oben ↑
Anlass des vorliegenden Buches war das 30-jährige Jubiläum der Biotopkartierung in Frankfurt am Main. Eine Arbeitsgruppe von Senckenberg hat sich seit 1985 mit der Erfassung der Biotope mit ihrer Flora und Fauna befasst. Eine erste Darstellung der recht vielfältigen Biotopausstattung der "grünen Stadt" und ihres zugehörigen naturnäheren Umfeldes erfolgte bereits früher (Ottich et al. 2009; s. Besprechung in Tuexenia 30:508). Neben den sechs genannten Autoren sind jetzt 11 weitere Mitarbeiter an den zahlreichen Beiträgen beteiligt, teilweise auch aus Studien der Universität stammend. Im neuen Band lässt sich mehr über die Artenvielfalt und deren Veränderungen in verschiedenen Lebensräumen aussagen. Einen Schwerpunkt bilden Flora und Vegetation, dazu Libellen, Schmetterlinge, Fische und Feldhamster und schließlich recht ausführlich die Pilze. In leicht verständlicher Form werden allgemeinere Fragen und Grundlagen mit speziellen Ergebnissen verbunden, überall aufgelockert durch meist kleine Farbfotos von Arten, Vegetations- und Landschaftsausschnitten. Interessant ist z. B. ein Kapitel über Neoendemiten als neu entstandene Sippen aus eingewanderten Arten. In einem eigenen Teil werden vier besonders interessante Gebiete extra vorgestellt: Harheimer Ried, Heiligenstock, Schwanheimer Wiesen und Nidda-Ufer. Zahlreiche Artenlisten im Text und Anhang, auch drei Tabellen zur Graslandvegetation zeigen die aktuelle Situation. - Vor allem für Gebietsbewohner und -besucher mit naturkundlichen Interessen bietet das handliche Buch (19,90 €) einen guten Einstieg in viele Fragen von Natur und Naturschutz. Direkt erlebbar werden sie durch drei vorgeschlagene Spaziergänge an der Nidda ("Biodiversität erleben"). Im abschließenden Ausblick wird auch der Klimawandel angesprochen. Gerade in Großstädten dürfte er sich stärker bemerkbar machen, wobei wiederum dem Stadtgrün und der grünen Umgebung viel ausgleichende Wirkung zukommen sollte.
Hartmut Dierschke
Tuexenia 36
Bespr.: Neilreichia 8 (2016) nach oben ↑
Mit Frankfurt am Main verbindet man wohl primär Begriffe wie
Bankenzentrum, Flughafen und Hochhäuser. Doch da wäre auch noch das
(zumindest unter Fachkundigen) weltberühmte Senckenberg Naturmuseum
Frankfurt und die mit diesem verbundenen Forschungsinstitute. Die hier
angesiedelte Abteilung für Botanik und die ihr angeschlossene
Arbeitsgruppe Biotopkartierung ist für dieses kleine, aber sehr feine
Buch verantwortlich. Dreißig Jahre nach dem ersten Durchgang einer das
gesamte Stadtgebiet von Frankfurt am Main (ca. 248 km2) umfassenden
Biotopkartierung und 6 Jahre nach einer Vorgängerpublikation zur
Stadtnatur Frankfurts (Kleine Senckenberg-Reihe 50), liegt nun ein
zweites Buch zum Thema, diesmal mit dem Schwerpunkt „Wandel“, vor.
Das erste Kapitel heißt „Frankfurter Flora im Wandel“ und hat den
treffenden Untertitel „Vom Kommen und Gehen der Pflanzen“. Etwa 400
der ab dem Jahr 1800 in Frankfurt jemals registrierten Farn- und
Blütenpflanzenarten gelten nun als ausgestorben, währenddessen haben
sich rund 200 neue Arten etabliert. Dies lässt sich deshalb so genau
sagen, da glücklicherweise zahlreiche Florenwerke und Herbarbelege für
Frankfurt aus dem 18. und 19. Jahrhundert existieren. Die größten
Verluste mussten mit 124 Arten die stark geschrumpften bzw. weitgehend
trockengelegten Feucht- und Nasslebensräume sowie Bach- und Flussauen
(Verlust der Dynamik durch Kanalisierung) hinnehmen. Änderungen in der
Landwirtschaft, insbesondere die Aufgabe der Bewirtschaftung von
ertragsarmen Standorten und die Intensivierung der anderen Bereiche,
haben in Frankfurt zum Aussterben von 68 Arten geführt. Für weitere 60
Arten bedeutete die Aufgabe der Waldweide im 20. Jahrhundert auch ihr
Ende im Frankfurter Stadtgebiet. Zwei Drittel (20 von 30) der ehedem
in Frankfurt wachsenden Orchideenarten haben im betrachteten Gebiet
aktuell keinen einzigen Fundort mehr. Demgegenüber stehen die ca. 200
Arten, die nun fester Bestandteil der Flora Frankfurts geworden
sind. Spektakulär ist beispielsweise die Massenausbreitung des aus
Südafrika stammenden Senecio inaequidens. Diese Art bildet nun entlang
der Fahrbahn-Mittelstreifen stellenweise so dichte Bestände, dass
diese als „Autobahngold“ bezeichnet werden.
Im zweiten Kapitel, mit dem Titel „Frisch eingetroffen – pflanzliche
Einwanderer“, wird u. a. die Geschichte der Ausbreitung von Epilobium
brachycarpum erzählt. Dieses aus Nordamerika stammende einjährige
Weidenröschen wurde 1993 erstmals in Deutschland und 1999 erstmals in
Hessen registriert. Im Jahr 2009 gab es bereits viele Massenbestände
in Frankfurt am Main, der größte befand sich am Bauerwartungsland des
alten Hauptgüterbahnhofs. Eine Untersuchung zeigte, dass auf diesem 48
Hektar großen Gelände durchschnittlich 38 Exemplare von Epilobium
brachycarpum pro Quadratmeter wuchsen. Jede Pflanze produzierte
durchschnittlich 14.500 Samen. Dies bedeutet hochgerechnet, dass hier
in einem einzigen Jahr (2009) etwa 264 Milliarden Samen dieser
Pflanzenart „produziert“ wurden!
Im darauffolgenden Kapitel „Neoendemiten – Evolution vor der Haustür“
werden Artbildungsprozesse bei den Staudenknöterichen (Fallopia spp.),
den Nachtkerzen (Oenothera spp.) u. a. besprochen. Es folgen Kapitel
über eingebürgerte Geophyten in den Friedhöfen Frankfurts und über
Ackerwildkräuter in Frankfurt. Nach einigen zoologischen Abschnitten
(Libellen, Schmetterlinge, Fische, Feldhamster) folgt ein reich
bebildertes Kapitel über die noch unzureichend erforschten Pilze im
Stadtgebiet von Frankfurt am Main; knapp 1000 Arten wurden dennoch
schon nachgewiesen. Anschließend werden vier naturschutzfachlich
wertvolle Gebiete mit ihren Lebensräumen und ihrer Pflanzenwelt
vorgestellt. Immerhin beherbergt Hessens größte Stadt mittlerweile
sieben Naturschutzgebiete und laut des GrünGürtel- Beschlusses der
Stadtregierung aus dem Jahr 1991 gelten rund 8000 Hektar Frankfurts
als zu bewahrende Lebensräume.
Im Kapitel „Biodiversität erleben: Spaziergänge am Fluss“ werden drei
unterschiedliche Wanderungen entlang des zweitgrößten Flusses in
Frankfurt, der Nidda, mit den hier typischen und leicht zu sehenden
Arten und Lebensräumen vorgestellt. Im Kapitel „Ausblick: Wandel und
Wachstum“ folgen Überlegungen zur weiteren Stadtentwicklung („Balance
zwischen Beton und Natur“) und zu den Auswirkungen des
Klimawandels. In den Anhängen findet man Artenlisten und
Vegetationsaufnahmen, die den einzelnen Kapiteln zugeordnet sind.
Wer Interesse an der Flora von Frankfurt am Main und deren Wandel im
Laufe der Jahrhunderte gefunden hat, kann sich unter
www.flora-frankfurt.de viele interessante Informationen
zusammensuchen. So lassen sich hier Verbreitungskarten für einzelne
Arten für bestimmte Zeiträume (sieben zeitliche Perioden sind
verfügbar!) online erstellen. Als veränderbare Hintergrundlayer kann
man beispielsweise die Bebauungen aus den Jahren 1900, 1955 und 2008
oder das Gewässernetz auswählen. Insgesamt ist dieses Buch eine gut
aufbereitete Zusammenfassung zahlreicher Forschungsergebnisse
(darunter auch etliche Diplomarbeiten). Es ist mit viel Fachwissen
geschrieben, dennoch leicht lesbar, abwechslungsreich und sehr
anschaulich!
Norbert Sauberer
Neilreichia 8 (2016)
Bespr.: POLLICHIA-Mitteilungen Band 98 (2017) nach oben ↑
Seit 1985 untersucht die Arbeitsgruppe Biotopkartierung der Abteilung
Botanik des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt
die Artenvielfalt in Frankfurt am Main im Auftrag des
Umweltbundesamtes. Aktuelle Ergebnisse werden im vorliegenden Band
dargestellt. Sie zeigen, welche Veränderungen in der Natur zu
beobachten sind und wodurch sie hervorgerufen werden. Die Rolle von
Einwanderung und der überaus raschen Entstehung neuer Arten im urbanen
Raum wird aufgezeigt.
Der Tierwelt (Libellen, Schmetterlinge, Fische und Feldhamster) und
den Pilzen im Stadtgebiet sind eigene Kapitel gewidmet. Das Kapitel
„Stadtnatur im Porträt“ stellt naturnahe und besonders interessante
Lebensräume vor. 229 farbige Abbildungen illustrieren die
Artenvielfalt in einer exemplarisch stehenden Großstadt und
erleichtern – trotz ihrer teilweise geringen Größe – durchaus das
eigene Entdecken und Wiedererkennen. Im Anhang stehen umfangreiche
Listen der gefundenen Arten, die in diesem Buch erstmals zum ersten
Mal in dieser Vollständigkeit publiziert werden. Neben genaueren
Angaben zu den Fundorten enthalten diese Listen auch Aussagen über den
derzeit geltenden gesetzlichen Schutzstatus. Schließlich beschreibt
das Buch ausführlich drei geführte Spaziergänge am Fluss und lädt
damit alle Großstädter, Naturfreunde und Neugierige dazu ein, die
erstaunliche Artenvielfalt der Region zu erkunden. Umfangreiche
Hinweise auf weiterführende Literatur im Internet und in Bibliotheken
runden das Werk ab.
Die Autoren beschränken sich nicht auf eine nüchterne
Bestandsaufnahme, sondern erläutern an zahlreichen Beispielen, wie und
warum gerade im urbanen Raum eine so große Dynamik in der Entwicklung
der Lebensräume zu beobachten ist. Etwa am Beispiel des Feldhamsters,
der vielerorts sein historisches Image als „Schädling“ kaum loswird
und dessen Lebensräume bedenkenlos überplant werden, kann gezeigt
werden, dass Tier- und Pflanzenarten Indikatoren für negative
Veränderungen in unserer Landschaft sind. Die Autoren beziehen häufig
eindeutig Position, besonders, wenn es um aussterbende Arten geht.
Bei der Beurteilung der exemplarisch behandelten Neophyten
(Kurzfrüchtiges Weidenröschen, Japanisches Lippenmäulchen) sind sie
etwas zurückhaltender und plädieren für weitere Beobachtung von deren
Ausbreitung. Die Rolle der Neozoen wird für die Libellen als Anzeiger
für den Klimawandel und für die Fische als Folge der Vernetzung von
Flussgebieten beleuchtet. Besonders erfreulich ist, dass die in
Naturführern so häufig vernachlässigten Pilze auf 23 Seiten
umfangreich dargestellt werden. Auch kundige Naturbeobachter können
hier viel Neues erfahren.
Stellt man sich als Rezensent eine beliebige Frage nach Themen der
Stadtökologie, die man behandelt wissen möchte – man findet
entsprechende Aussagen in diesem Band. Schließlich erfreut das Buch
durch sicherlich einem kompetenten Lektorat zu verdankende, leicht
lesbare Diktion.
Peter Diehl, Worms
POLLICHIA-Mitteilungen Band 98 (2017)
Bespr.: Botanik und Naturschutz in Hessen 28, Frankfurt am Main 2015 nach oben ↑
Seit 1985 führt die Arbeitsgruppe Biotopkartierung der Abteilung
Botanik des Senckenberg-Naturmuseums und Forschungsinstituts im
Auftrag der Stadt Frankfurt im sechsjährigen Turnus Kartierungen
durch. 2009 erschien „Natur vor der Haustür“ als erstes Buch der
Frankfurter Stadtnatur und präsentierte die Vielfalt der Lebensräume
der Stadt. Als Fortsetzung stehen im neuen Buch (in den ersten beiden
Kapiteln zu Flora und Fauna) Veränderungen im Mittelpunkt. Dank der
seit dem 18. Jahrhundert betriebenen floristischen Erforschung
Frankfurts können sowohl Verluste als auch Gewinne der lokalen Flora
quantifiziert werden. Nicht nur die indigenen sondern auch die
archäophytischen Pflanzen Frankfurts mussten in den letzten beiden
Jahrhunderten Verluste von mehr als 25% hinnehmen, wobei der Rückgang
im 20. Jahrhundert wesentlich deutlicher ausfiel als der im
19. Jahrhundert. Auch wenn sich die Zahl der Neophyten im gleichen
Zeit-raum mehr als verdreifacht hat, ist die Gesamtbilanz negativ und
Frankfurt weist heute 10% weniger Pflanzenarten auf als im
18. Jahrhundert.
Neben jüngsten Einwanderern werden im Florenkapitel auch Neoendemiten,
Ver-wilderungen auf Frankfurter Friedhöfen und insgesamt 173
Ackerwildkräuter mit ihren Vorkommen auf fast 1550 Probeflächen
tabellarisch und textlich erwähnt (noch werden nahezu 24% der
Stadtfläche – vor allem im Westen und Norden der Stadt –
landwirt-schaftlich genutzt).
Von der Frankfurter Fauna und ihren Änderungen werden mehrere
ausgewählte Gruppen präsentiert. Bei den Libellen (49 Arten an mehr
als 60 Gewässern) sind zu den vermutlich erloschenen sechs Arten die
letzten Nachweise tabellarisch aufgeführt. Bei den Schmetterlingen
beträgt der Rückgang zu der im 19. Jahrhundert nachgewiesenen
Artenzahl nahezu 40% (im Gegensatz zu den anderen Tiergruppen gibt es
keine Gesamtartenliste im Anhang). Von insgesamt 48 bekannten
Fischarten kommen zwar heute noch 40 Arten vor, von diesen sind 11
aber nicht einheimisch (Neozoen). Konnte der Feldhamster im
18. Jahrhundert noch als Ernteschädling gejagt und mit dem Verkauf
seines Fells Geld verdient werden, waren im Jahr 2010 nur an zwei
Standorten des Frankfurter Stadtgebietes Bestände nachzuweisen.
Recht breiten Raum (22 Seiten) nimmt das Kapitel Pilze ein, bei dem
der Aspekt des Wandels nicht deutlich wird. Auch bleibt die 998 Arten
umfassende Liste im Anhang (26 Seiten!) unkommentiert.
Unter der Überschrift „Stadtnatur im Portrait“ werden sodann vier
Landschafts-ausschnitte eingehender vorgestellt (Heiligenstock,
Harheimer Ried, Nidda-Ufer und Schwanheimer Wiesen), mit Artenlisten,
Biotoptypen und sogar Vegetationsaufnahmen (im Anhang). Auch hierbei
geht es weniger um Wandel als vielmehr um Vielfalt. Hierauf folgen
drei ausführlich beschriebenen Wanderungen entlang der Nidda und dort
anzutreffende Pflanzenarten. Abgeschlossen wird der Band mit einem
Hinweis auf die Online-Flora von Frankfurt sowie einem 12seitigen
Literaturverzeichnis, in dem auch etliche unveröffentlichte Arbeiten
der Arbeitsgruppe Biotopkartierung sowie Diplom- und Bachelorarbeiten
enthalten sind. Danach folgt ein 62seitiger Anhang mit 11 Tabellen.
Das ganze Werk ist üppig bebildert (insgesamt 229 farbige Abbildungen)
und die Übersicht der Abbildungsnachweise zeigt, dass der überwiegende
Teil der Aufnahmen von Mitgliedern der Arbeitsgruppe stammt. Auf das
eine oder andere Bild hätte verzichtet werden können, vor allem auf
das nur im Kreis Paderborn vorkommende Violette Galmei-Veilchen.
Sylvain Hodvina
Botanik und Naturschutz in Hessen 28, Frankfurt am Main 2015, S. 122-123
Bespr.: Jahrbuch des Nassauischen Vereins für Naturkunde Band 138 nach oben ↑
Band 55 der Kleine(n) Senckenberg-Reihe mit acht Kapiteln und einem
umfangreichen Tabellen-Anhang hat das Thema „Stadtnatur im Wandel –
Artenvielfalt in Frankfurt am Main“ zum Gegenstand. Die von den
Autoren dokumentierte Veränderung von Fauna und Flora über die Zeit
betrifft letztlich auch andere Großstädte bzw. verdichtete urbane
Bereiche.
Ausgehend von einer erstmalig im 18. Jahrhundert begonnenen Erfassung
der Frankfurter Flora und hauptsächlich auf der seit 1985 vom
Forschungsinstitut Senckenberg im Auftrag der Stadt Frankfurt
durchgeführten systematischen Biotopkartierung stellen die sechs
Autoren unter Beteiligung von elf weiteren Spezialisten nicht nur
einen Teil der die im Stadtgebiet vorkommenden Pflanzen und Tiere vor,
sondern legen den Focus hauptsächlich auf spezielle Aspekte der
Stadtnatur, ihre Veränderung und Erhaltung.
Im einführenden Kapitel (Neue Einblicke in die Stadtnatur) gehen die
Autoren kurz auf die Zielsetzung des Buches ein. Im folgenden Kapitel
(Frankfurter Flora im Wandel) wird über die Veränderung der Stadtflora
seit etwa 1800 und die möglichen Gründe informiert und versucht
darzustellen, welche Rolle Einwanderung und Entstehung neuer Arten in
den/im Frankfurter Raum spielen.
Diesen Fragen sind auch eigene Beiträge zu Libellen, Schmetterlingen,
Fischen und Feldhamster im Kapitel 3 (Tierische Besonderheiten in
Frankfurt am Main) und im Kapitel 4 (Überraschende Vielfalt: Pilze in
Frankfurt am Main) gewidmet. In Biotop-Porträts (Stadtnatur im
Porträt) werden anschließend mit dem Heiligenstock, dem Harheimer
Ried, dem Nidda-Ufer und den Schwanheimer Wiesen naturnahe und
besonders interessante Lebensräume vorgestellt. In Kapitel 6
(Biodiversität erleben: Spaziergänge am Fluss) wird zu drei
biologischen Spaziergängen entlang der Nidda eingeladen. Kapitel 7
(Ausblick: Wandel und Wachstum) geht u. a. auf die Folgen des
Klimawandels ein und gibt Hilfestellung für die Stadtplaner, damit
Frankfurt eine „green city“ mit einem gesunden Wohnklima bleibt.
Schließlich wird auf die seit 2009 bestehende Internetplattform „Flora
in Frankfurt am Main (www.flora-frankfurt.de) hingewiesen („Flora von
Frankfurt“ online – was Sie schon immer über unsere Pflanzen wissen
wollten …).
Das Buch endet mit einer umfangreichen Literaturliste, einer
obligatorischen Danksagung, den Anschriften der Autoren, einem
Abbildungsnachweis sowie einem 62 Seiten umfassenden Anhang mit 11
Tabellen, in denen die in Frankfurt vorkommenden Tier- und
insbesondere Pflanzenarten vorgestellt werden. Den Autoren muss an
dieser Stelle nicht nur gedankt werden für ihre subtile Arbeit,
sondern auch für ihre verständliche Sprache, von der nicht nur
Fachbiologen und ebenso auch interessierte Laien (z. B. Schulklassen
im Biologieunterricht) profitieren, sondern hoffentlich auch die für
Stadtplanung und Stadtentwicklung Verantwortlichen. Das gut
geschriebene und reich bebilderte Buch ist seinen Preis wert und kann
nur empfohlen werden.
Jahrbuch des Nassauischen Vereins für Naturkunde Band 138
Inhaltsverzeichnis nach oben ↑
AUS DEM INHALT
NEUE EINBLICKE IN DIE STADTNATUR
FRANKFURTER FLORA IM WANDEL
/ Vom Kommen und Gehen der Pflanzen
/ Frisch eingetroffen – pflanzliche Einwanderer
/ Neoendemiten – Evolution vor der Haustür
/ Farbenfrohe Neuheiten auf Frankfurter Friedhöfen
/ Ackerwildkräuter – Begleiter unserer Kultur
TIERISCHE BESONDERHEITEN IN FRANKFURT AM MAIN
/ Libellen – bedrohte Kunstflieger
/ Schmetterlinge – Vielfalt einst und jetzt
/ Fische – stilles Leben in Frankfurts Gewässern
/ Feldhamster – vom Ernteschädling zur gefährdeten Art
ÜBERRASCHENDE VIELFALT: PILZE IN FRANKFURT AM MAIN
/ Ein Leben im Verborgenen
/ Pilzvorkommen im Frankfurter Stadtwald
/ Wiesenpilze im Stadtgebiet
/ Von Überlebenskünstlern, Neubürgern und lebenden Fossilien
STADTNATUR IM PORTRAIT
/ Der Heiligenstock – wertvolle Biotope rund um Eselsweg und Zollhaus
/ Das Harheimer Ried – Frankfurts jüngstes Naturschutzgebiet
/ Die Nidda-Ufer in Frankfurt – Lebensraum für Neubürger
und gefährdete Arten
/ Die Schwanheimer Wiesen – Frankfurts größte Waldwiese
BIODIVERSITÄT ERLEBEN: SPAZIERGÄNGE AM FLUSS
/ Die Nidda im Norden – von Berkersheim zum Alten Flugplatz
/ Die Nidda und ihre Altarme – zwischen Nied und Sossenheim
/ Die Wörthspitze – wo Nidda und Main sich vereinen
AUSBLICK: WANDEL UND WACHSTUM
„FLORA VON FRANKFURT“ ONLINE – WAS SIE SCHON IMMER ÜBER UNSERE PFLANZEN WISSEN WOLLTEN
LITERATUR
ANHANG