Cover image of:  - Senckenbergs verborgene Schätze Über das Sammeln und Forschen

Senckenbergs verborgene Schätze

Über das Sammeln und Forschen

Hrsg.: Sabine Mahr; Thorolf Müller; Birgit Walker

2015. 136 Seiten, 1 Abbildung, 101 Fotos, durchgehend farbig, 22x20cm, 610 g
Language: Deutsch

(Kleine Senckenberg-Reihe, Band 56)

ISBN 978-3-510-61405-9, brosch., price: 14.90 €

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Keywords

Museum • Wissenschaftliche Sammlung • Entwicklungsgeschichte • Artenvielfalt

Contents

Inhaltsbeschreibung top ↑

Bei der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung wird seit Jahrhunderten gesammelt, um den Geheimnissen der Natur auf die Spur zu kommen. Was, wie und warum Wissenschaftler sammeln, erzählen sie zum Teil selbst und gewähren dabei Einblicke in ihre Tätigkeit. Die Sammlungen mit insgesamt mehr als 38 Millionen Objekten der unbelebten und der belebten Natur dienen als Grundlage für vielfältige Forschungsarbeiten. Sie erlauben zum Beispiel fundierte Rückschlüsse auf die Entwicklungsgeschichte unserer Erde. Aber auch die Artenvielfalt der Welt lässt sich an den Sammlungsbeständen ablesen und erforschen – nicht umsonst ist Biodiversität das Schlüsselwort bei Senckenberg. Beim Blick hinter die Kulissen lassen sich besondere Schätze entdecken, die der Öffentlichkeit bislang verborgen blieben. Viele davon haben ihre eigene spannende Geschichte. Einige werden in diesem Buch zum ersten Mal erzählt.

Bespr.: Zentralblatt für Geologie und Paläontologie II, 2017 Heft 1-2 top ↑

Im vorliegenden Band geht es gleich ein zweites Mal um die „Verborgenen Schätze der Museen“. Auch der Katalog zu den Münchner Mineralientagen 2016 nahm sich des Themas an (Keilmann et al. 2016, Ref. 009). Weil Museen in neuester Zeit häufig für ihre Träger zu teuer oder einfach lästig werden, schloss man manche von ihnen. Beispiele sind das Fuhlrott-Museum in Wuppertal, das Mineralogische Museum und das Geologische Museum der Universität Münster in Westfalen seit 2007, wobei man das letztere zwar seit Jahren wiedereröffnen will, aber wann, ist bis heute nicht ersichtlich. Seitdem (2007) wird um die Finanzierung gestritten. Deshalb stehen die meisten Museen unter großem Rechtfertigungsdruck für ihr Dasein und müssen diesem Druck u. a. durch entsprechende (Werbe)Schriften für die Öffentlichkeit entgegenwirken (z. B. das Staatliche Museum für Naturkunde in Stuttgart mit seinem alljährlichen Rechenschaftsbericht; Kovar-Eder & Schmid 2016, Ref. 027). Bei der Senckenberg Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt am Main liegt der Fall anders: Sie übernahm z. T. große und bekannte Museumssammlungen von solchen Museen als „Zweigstellen“ in ihre Betreuung, die ihren Trägern lästig/zu teuer wurden und die man ansonsten vermutlich aufgelöst hätte (Dresden, Tübingen, Görlitz, Müncheberg und Weimar). Darauf kommt der Direktor der Gesellschaft im Vorwort vorliegenden Werkes gleich zu sprechen, und im letzten Kapitel sind die Außenstellen daher vorgestellt. Dieser Band entstand anlässlich der Ausstellung „Senckenbergs verborgene Schätze“ (2016) im Senckenberg-Museum in Frankfurt am Main als Ausstellungskatalog, ohne dass aber irgendwo (Impressum, Titelseite) darauf hingewiesen wird.
Das Senckenberg-Museum eröffnete bereits 1821 und erhielt als umfangreichen Grundstock seiner Sammlungen die naturwissenschaftlichen Bestände von Wilhelm Peter Eduard Rüffell (1794–1884), wie man in Von Sammlern und Sammlungen erfährt. Mit Sammeln bei Senckenberg setzt man den Leser weiterhin in Kenntnis über das Warum, wie und was wird gesammelt. Selbstverständlich gibt es dazu 17 Geschichten vom Sammeln zu einzelnen, besonderen, ausgewählten Objekten aus historischer Zeit, darunter auch drei fossile. In Wissenschaft und Sammlungen geht man auf die Maßstäbe, Präparation, das DNS-Labor (hier fälschlich DNA-Labor genannt), die kleinste Senckenberg-Sammlung (Dinoflagellaten), die botanische Präparation und die geologische Präparation und deren jeweiligem Personal ein, bei der Präparation auch auf die Außenstelle Dresden. Die Zukunft der Sammlungen ist wichtig, um zu wissen, was mit den 38.600.000 Objekten des Senckenberg (Deutschland: etwa 100.000.000!) derzeit und in der Zukunft geschieht, so beispielsweise die Datenerfassung/EDV- Verwaltung. Großes Thema bei den meisten naturwissenschaftlichen Museen ist heute meist das Schlagwort der Biodiversität (fossil und rezent), unter dem sich Nichtfachleute nichts vorstellen können. Dann stellt man Die sammelnden Standorte Senckenbergs vor, die natürlich nicht selbst sammeln, sondern die darin beschäftigten Museumsleute, die sich an den Standorten Frankfurt am Main (Senckenberg Naturmuseum und Forschungsinstitut), Dresden (Senckenberg Naturhistorische Sammlungen), Görlitz (Senckenberg Museum für Naturkunde), Müncheberg (Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut), Weimar (Senckenberg Forschungsstation für Quartärpaläontologie) und dem hier noch nicht erwähnten Tübingen (Geologisch-paläontologische Sammlungen der Universität) vier Aufgaben widmen sollen: der 1) Biodiversität und zoologisch-botanischen Systematik, 2) Biodiversität und Ökosystemen, 3) Biodiversität und Klima, 4) Biodiversität und „Erdsystem-Dynamik“ (gemeint ist damit die Plattentektonik und die Erdgeschichte). Der Begriff der Biodiversität erscheint dem Leser hier bei Punkt 2)–4) etwas übertrieben und entbehrlich. Eine Begriffserklärung (Glossar), Dank und Impressum schließen den Bildband ab.
So erfreulich es für manchen Museumsträger derzeit erscheint, wenn die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung von der Schließung bedrohte Naturkundemuseen übernahm, gibt es auch Bedenken, wenn sie alle von einem Träger abhängen, der selbst eines Tages finanziellen Kürzungen und deshalb schmerzhaften Sparzwängen unterliegen könnte. Was jedem Wissenschaftler Bauchschmerzen bereiten muss, ist die Bildung eines Museums- und Forschungsmonopols, was vielen Regional- und Universitätsmuseen gar nicht recht sein kann, denn Senckenberg steht auch für gewisse Vorstellungen, die nicht jedes andere Museum mittragen kann oder möchte – das ist der Wermutstropfen an der Sache, den der vorliegende Ausstellungskatalog leider nicht diskutiert. Denn so ist – wenn die Entwicklung mit Museumschließungen derart weitergeht – die Vielfalt der deutschen Museumslandschaft und Forschung zumindest ernsthaft bedroht. Die Vereinigung in einer Hand kann daher keine Allgemein- oder Dauerlösung sein. Zudem ist das Senckenberg von seiner Herkunft her eher ein zoologisch- botanisches Museum, das sich bei den Fossilien nur speziellen Themen wie Messel oder Urmenschen eingehender widmet, d. h. vor allem den Wirbeltieren. Das ist auch dem vorliegenden Katalog zu entnehmen, in dem die Messelgrabungen des Museums zum Bedauern jedes Paläontologen nicht berücksichtig sind. Messel hätte jedoch ein eigenes Kapitel verdient gehabt.
Insgesamt stellt das preiswerte und gutgestaltete Werk die Senckenberg Naturforschende Gesellschaft in günstigem Licht anschaulich der Öffentlichkeit vor. Allerdings ist in den meisten Kapiteln ein wenig zu oft vom Sammeln die Rede und das vor allem in den Überschriften – warum kommt die Forschung hier zu kurz? Ein Universitätswissenschaftler wie der Rez., der selbst 12 Jahre in drei verschiedenen Museen arbeitete und durch seine Berufstätigkeit diverse Museen erlebte, liest die vorliegende Broschüre nämlich durchaus mit etwas gemischten Gefühlen (siehe Absatz vorher). In einer eventuell notwendigen zweiten Auflage wäre zudem der Standort Tübingen zu ergänzen.

Wolfgang Riegraf, Münster in Westf.

Zentralblatt für Geologie und Paläontologie II, 2017 Heft 1-2

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9 Von Sammlern und Sammlungen
19 Sammeln bei Senckenberg
33 Geschichten vom Sammeln
73 Wissenschaft und Sammlungen
111 Die Zukunft der Sammlungen
115 Die sammelnden Standorte Senckenbergs
128 Begriffsammlung
134 Danksagung
136 Impressum