Das vorliegende Buch fasst die Ergebnisse von verschiedenen Projekten
des im Jahr 2005 in Deutschland begonnenen Forschungsprogramms
„Risikomanagement extremer Hochwasserereignisse“, kurz RIMAX,
zusammen. Die Herausgeber betonen dabei, dass damit kein Anspruch auf
Vollständigkeit der Erwähnung aller RIMAX-Projekte erhoben wird,
sondern die Zusammenfassung der Projektergebnisse im
Gesamtzusammenhang der Ziele des Forschungsprogramms angestrebt wird.
Die Europäische Hochwasserrisikomanagementrichtlinie vom November 2007
fordert von allen Staaten der Europäischen Union eine Ermittlung des
Risikos und die Umsetzung von Risikomanagementplänen für gefährdete
Flussgebiete. Vor diesem Hintergrund wurden in RIMAX Methoden zur
Ermittlung des Risikos und zum Umgang mit dem Risiko bei extremen und
daher seltenen Hochwässern entwickelt, die in der Regel hohen
wirtschaftlichen Schaden anrichten.
Nach einem kurzen Vorwort der Herausgeber folgt auf vier Seiten eine
Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse und Aussagen. Betont wird
dabei von den Autoren, das Hochwasserrisikomanagement als
Querschnittsaufgabe zu sehen: Es ist wichtig, das „Wissen über
Gefahren, aber auch Möglichkeiten zur Vorsorge und Bewältigung
gemeinsam – über Disziplin- und Fachgrenzen hinweg – zu erarbeiten und
in die Gesellschaft zu kommunizieren.“ Dementsprechend umfassen die
beschriebenen Projekte eine Bandbreite unterschiedlicher Fachbereiche,
z. B. Meteorologie, Hydrologie/Hydraulik, Geotechnik, Ökonomie,
Kommunikation etc.
Nach der Einleitung in Kapitel 1 mit einer Darstellung der
übergeordneten Ziele in RIMAX und einer generellen Definition der im
vorliegenden Buch verwendeten Begriffe sind die einzelnen Kapitel so
gegliedert, dass vorerst eine Aufzählung der Projekte bzw. der darin
entwickelten Methoden und Modelle erfolgt. Am Ende jedes Kapitels
werden dann zusammenfassend die Hauptergebnisse angeführt. Zusätzlich
sind in Boxen zwischendurch, kurz und zum aktuellen Themenbereich
passend, Beispiele aus einzelnen Projekten herausgegriffen und im
Detail beschrieben.
In Kapitel 2 sind Methoden zur Analyse des Hochwasserrisikos
dargestellt, die von der Einbeziehung von historischen Hochwässern in
die Analyse der Hochwassergefährdung und der Darstellung von
Möglichkeiten der Simulation der Hochwassergefährdung hin zu Methoden
zur Analyse der Hochwasserschadwirkung reicht. Am Ende des Kapitels 2
werden die Methoden aus den vorigen Kapiteln kombiniert und das
Hochwasserrisiko schließlich als Verknüpfung von Gefährdung und
Schaden beschrieben. Zentrale Elemente dabei sind eine Gefahrenanalyse
und eine Szenarienbildung, um alle relevanten Schadensereignisse zu
erfassen und zu bewerten. Bei einem extremen und daher selten zu
erwartenden Hochwasserereignis stellt dies eine große Herausforderung
dar.
Der Hauptteil des Buches (Kapitel 3) beschäftigt sich daher mit den
Möglichkeiten der Umsetzung von Maßnahmen des
Hochwasserrisikomanagements, beschrieben anhand der konkreten
Projektbeispiele in RIMAX. Ein Unterkapitel ist der
Hochwasservorhersage und -warnung einschließlich eines Unterkapitels
über den Umgang mit den dabei auftretenden Unsicherheiten
gewidmet. Die folgenden Unterkapitel beinhalten zahlreiche Beispiele
und Empfehlungen, die in den entsprechenden Projekten erarbeitet
wurden, zu risikobasierten Bemessungs-, Bewirtschaftungs- und
Steuerungsstrategien, zu technischem Hochwasserschutz, dargestellt am
Beispiel von Deichen an Fließgewässern, zu dezentralen Maßnahmen zur
Erhöhung des Wasserrückhalts in den Einzugsgebieten sowie zum
Katastrophenschutz und zur Hochwasserbewältigung, auch bei Versagen
des technischen Hochwasserschutzes. Hierbei wird auch auf Maßnahmen
zur lokalen Sicherung von Schutzgütern und zu Möglichkeiten der
Bauvorsorge eingegangen. Am Ende dieses umfangreichen Kapitels, das
sogleich den Abschluss des fachlichen Buchteiles darstellt,
beschäftigt sich ein Unterkapitel mit Möglichkeiten der Kommunikation
von Risiko an die Öffentlichkeit sowie der Bewusstseinsbildung bei
extremen Hochwässern. Auch diesen Aspekten wird im Buch ein hoher
Stellenwert eingeräumt.
In Kapitel 4 sind die verwendete Literatur und die im Rahmen der
einzelnen Projekte entstandenen Publikationen aufgelistet. Kapitel 5
führt auf drei Seiten die für die einzelnen Kapitel verantwortlichen
Hauptautoren an. Sehr hilfreich für den interessierten Leser ist der
Leitfaden am Ende des Buches in Kapitel 6, in welchem die Projekttitel
(insgesamt 38) und deren Bearbeiter bzw. Ansprechpartner mit
zugehörigen Institutionen erfasst sind, um bei Bedarf Details direkt
nachfragen zu können. Schließlich endet das Werk in Kapitel 7 mit
einem zweiseitigen Stichwortverzeichnis.
Im Rahmen des Forschungsprogramms RIMAX in Deutschland ist in den
letzten sechs Jahren eine Fülle von Arbeiten zum
Hochwasserrisikomanagement entstanden. Für eine Zusammenschau in einem
Werk stellt sich die Herausforderung, eine Übersicht über die
wichtigsten Ergebnisse und Aussagen zu geben, ohne sich in Details der
einzelnen Projekte, die jeweils einer konkreten Fragestellung
nachgehen, zu verlieren. Dies ist den Herausgebern mit diesem Werk
gelungen. Sie schaffen die Balance zwischen einer möglichst
detaillierten Beschreibung der wissenschaftlichen Tätigkeiten
(Entwicklung von Methoden und mathematischen Modellen) in den
einzelnen Projekten und einer beispielhaften Beschreibung der
Ermittlung des Hochwasserrisikos sowie Empfehlungen zu Maßnahmen des
Hochwasserrisikomanagements. Das Buch richtet sich neben Universitäten
und Forschungseinrichtungen auch an verantwortliche Organe in
Verwaltung, Behörden oder Wasserverbänden und ist u. a. auch deshalb
empfehlenswert, weil es gut als Einstieg in die weiterführende
Literatur zum Hochwasserrisikomanagement genutzt werden
kann. Letzteres ist besonders wichtig vor dem Hintergrund der in der
Europäischen Hochwasserrichtlinie geforderten Umstellung auf eine
risikobasierte Betrachtung von (extremen) Hochwässern in Planung und
Betrieb von Hochwasserschutzmaßnahmen in gefährdeten Flussgebieten.
Christian Reszler
Beiträge zur Hydrogeologie 58, 2011 S. 93-94