Nur wer Land und Leute selber kennt und obendrein die gesamte
fachliche Materie beherrscht, kann so ein wunderbares Buch über einen
deutsch-südafrikanischen Geologen schreiben. Einfühlsam und
treffsicher wird dem Leser das Leben und Wirken eines großen – oder
sollte man sagen des erfolgreichsten – deutschen Geologen
vorgestellt. Es ist das bedeutende Verdienst des Autors, Eberhard
Machens, das so vielschichtige Leben von Hans Merensky so
darzustellen, dass man das Buch mit Begeisterung liest und gar nicht
aus der Hand legen mag. Das ist bei Biographien nicht häufig der
Fall. Sicherlich hat das facettenreiche Leben von Hans Merensky dem
Autor geholfen, ein interessantes und sehr gut zu lesendes Buch zu
schreiben. Obendrein ist es hochaktuell.
Der Zeitpunkt der Veröffentlichung hätte kaum besser gewählt werden
können. Während die Industrie bisher davon ausging und teilweise immer
noch davon ausgeht, dass man zu jeder Zeit beliebige Mengen des
benötigten Rohstoffes, natürlich zu günstigen Preisen kaufen könne,
setzt sich inzwischen die Erkenntnis durch – u. a. angestoßen durch
den unermesslichen Rohstoffhunger von China –, dass man zur Vorsorge
und zum sparsamen Umgang mit den Rohstoffen mehr tun müsse. Man
braucht hier nur auf die steigende Weltbevölkerung, die
wirtschaftliche Entwicklung bisher nicht entwickelter Länder und den
dadurch ausgelösten Bedarf an Rohstoffen hinzuweisen. Wer dieses Buch
aufmerksam liest, bemerkt schnell, dass Rohstoffe etwas anderes sind
als z. B. die Fabrikation von Autos. Allein die Vorlaufzeiten eine
Lagerstätte zu finden und welche Kombination von Eigenschaften, Geld
und natürlich auch Glück dazugehören, sind besonders gut dargestellt.
Merensky war eine Ausnahmepersönlichkeit, in der Eigenschaften in
einer selten anzutreffenden Vollkommenheit vereint und die Basis für
den Erfolg waren. Machens geht in besonders einfühlsamer Weise mit den
menschlichen Eigenschaften von Merensky um und lässt vor unseren Augen
die Entwicklung eines Mannes entstehen, der außerordentlich
erfolgreich geworden ist. Das kam aber nicht von selbst, sondern war
das Produkt aus vielen Eigenschaften, u. a. einer ausgeprägten
Beobachtungsgabe, der keine noch so winzige Kleinigkeit entging, und
die – gepaart mit einer hohen Intelligenz und einem innovativem Denken
– es ihm ermöglichten , Analysen durchzuführen und zu Schlüssen zu
kommen, die bisher nicht üblich waren. Eine wesentliche Eigenschaft
gehört aber auch dazu: Merensky war von seinem Tun überzeugt und sehr
hartnäckig in der Verfolgung seiner Ziele. So hat er für die
Entdeckung der Diamanten in der Oranjemündung 18 Jahre benötigt.
Machens hat es verstanden, dem Leser die Persönlichkeit von Hans
Merensky von seiner Geburt bis zum Tode im Jahre 1952 in allen
wesentlichen Elementen darzustellen und stets die Umwelt mit
einzubeziehen. Merensky war ein hochgebildeter Naturbursche, der in
der Natur lesen und ihre Zusammenhänge erfassen konnte. Sein Vater,
ein brandenburgischer Missionar und Mitglied der Akademie der
Wissenschaften Leopoldina, war sein Lehrmeister in den frühen
Jahren. Hier wurde der Grundstein für seine Persönlichkeit und seinen
Erfolg gelegt.
Machens stellt dem Leser in den ersten drei Kapiteln Hans Merenskys
Jugendjahre in Afrika und seine Ausbildung in Deutschland (in Breslau
und Berlin und anschließender Referendarzeit bis zur Ernennung zum
preußischen Bergassessor) sowie ihn prägende Elemente vor. Dazu gehört
u. a. ein außerordentlicher Drang zur Freiheit, der sich auch dadurch
ausdrückt, dass er am liebsten im Freien war. Merensky wollte
unabhängig bleiben und hat sein Leben lang, Angebote einer Firma zur
festen Anstellung abgelehnt. Auch die größte Not, wie Börsencrash und
damit Verlust seines zu der damaligen Zeit bereits beachtlichen
Vermögens, der erste Weltkrieg und die damit verbundene Internierung
änderten nichts an seinem Wunsch, ein freier Mann zu bleiben.
Nach seiner Ausbildung in Deutschland ging Merensky wieder zurück nach
Südafrika und begann dort als beratender Geologe zu arbeiten. In
diese Zeit fällt ein Auftrag einer Rothschild Tochtergesellschaft,
nämlich Friedländer & Co. Merensky sollte die angebliche
Goldlagerstätte einer Firma in Madagaskar überprüfen. Sein Scharfsinn
und seine Beobachtungsgabe führten sehr schnell zu der Erkenntnis,
dass man hier die Existenz einer Lagerstätte vortäuschen wollte. Der
Kauf der Aktien dieser vermeintlichen Goldfirma (Lecompte)
unterblieb. Merenskys Ruf, der vorher schon gut war, wurde hierdurch
ganz erheblich gefestigt. Zu der klaren Aussage, dass es sich um einen
Betrugsfall handeln müsse, haben Fachkenntnis und Beobachtungsgabe
geführt. Die kanadische Firma BRE-X Minerals war also nicht die erste,
die eine Lagerstätte vorzutäuschen versuchte, es gab schon Vorgänger!
Machens unterlässt es an keiner Stelle, die menschlichen und
fachlichen Qualitäten, deren Anlage und deren Entwicklung so
darzustellen, dass sich ein gutes und vollständiges Bild von Merensky
in den unterschiedlichen Lebensabschnitten ergibt. Auch die Härten,
die er als Auslandsdeutscher durch unsinnige und ohne Ansehung der
Person erfolgte Anwendung von Beschlüssen im fernen Europa durchstehen
musste, wurden für Merensky fast lebensgefährlich; es dauerte mehrere
Jahre, bis er wieder voll arbeiten konnte. Zum Glück jedoch überstand
er die Internierung ohne Langzeitprobleme, wozu ihm seine
Bescheidenheit, aber auch Kontaktfreudigkeit halfen sowie die
Freundschaft der Farmer, die sich durch sein ganzes Leben zog. Sie
halfen ihm, die erste Zeit nach der Internierung zu überstehen.
Der eigentliche Durchbruch kam mit der Entdeckung der
Platinlagerstätten im Bushveld. Auch hier konnte er besser im „Buch
der Natur“ lesen, als Geologen vor ihm. Er zog eben andere
Rückschlüsse und kam dem Platin auf die Spur. Dieser Entdeckung folgte
die Entdeckung der Diamantenlagerstätte im Namaqualand, auf die er
bereits im Jahre 1908 hingewiesen hat. 18 Jahre später wurde der
Nachweis erbracht und Merensky wieder ein wohlhabender Mann. Die
Entdeckungen gingen weiter, Gold im Oranje Freistaat, Chromerze im
Bushveld. Noch heute sind diese Lagerstätten Hauptlieferanten für den
Weltmarkt. Nach dem zweiten Weltkrieg entdeckte Merensky noch als
75-jähriger die Phosphatlagerstätte Phalaborwa.
Nach den Diamantenfunden kaufte sich Merensky die Farm Westfalia, die
zu seinem Lebensmittelpunkt wurde. Hier setzte er sich jedoch nicht
zur Ruhe, sondern betrieb Landwirtschaft und versuchte die
Bodenerosion zu bekämpfen. In vielen landwirtschaftlichen Experimenten
fand er Möglichkeiten zur Verbesserung, man konnte auch in diesem
Gebiet von einem kreativen Farmer sprechen. Merensky war ein
Allroundgenie.
Dies kommt besonders im letzten Kapitel des Buches zum Tragen, indem
Machens die Persönlichkeit von Hans Merensky und sein Lebenswerk
würdigt. Merensky hatte Fähigkeiten, die selten anzutreffen sind, er
hat sie zum Wohle seiner zweiten Heimat Südafrika eingesetzt und weit
vorausschauend die Leitlinien seiner Stiftung festgelegt, die heute
noch erkennbar und wirksam sind.
Das gesamte Buch zeichnet sich durch eine klare Linienführung und
saubere Trennung von Erläuterungen und Hintergrundinformationen in den
Textboxes aus; auch die Literaturhinweise sind eine Fundgrube für
diejenigen, die noch mehr wissen möchten. Insgesamt jedoch kann nur
festgestellt werden, Merenskys Persönlichkeit hätte man nicht besser
darstellen können.
Für diejenigen, die im Rohstoffbereich tätig sind, sollte diese Buch
eine Pflichtlektüre sein, für diejenigen, die Geschichtsinteressen
haben, ist dieses Buch ein spannender Roman, kurzum wer Freude an
einem guten Buch hat, sollte nicht zögern, sich den Spaß des Lesens zu
erlauben.
Ich wünsche dem Buch eine sehr weite Verbreitung, denn diese hat es
sehr verdient.
Prof. Dr. Peter Kausch, (Brühl)
Der Anschnitt 64/2012, H. 4