Image de couverture de:  - Der Westerwald Naturgeschichte eines rheinischen Mittelgebirges

Der Westerwald

Naturgeschichte eines rheinischen Mittelgebirges

Hrsg.: Hermann Josef Roth; unter Mitwirkung von: Kremer, Bruno P.

2022. XV, 188 Seiten, 130 Abbildungen, 9 Tabellen, 18x25cm, 730 g
Langue: Deutsch

ISBN 978-3-510-65528-1, gebunden, Prix: 34.80 €

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Regionale Geologie • Rheinisches Schiefergebirge • Mittelgebirge • Landschaft

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Inhaltsbeschreibung Haut de page ↑

Der Westerwald ist der rechtsrheinische Teil des Rheinischen Schiefergebirges und erstreckt sich über die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen.

Seine verschiedenen Teillandschaften präsentieren neben ihren zahlreichen Baudenkmälern auch vielfältige Naturschönheiten.

Ein mehrköpfiges Autorenteam, mehrheitlich im Westerwald zu Hause, hat sich viele Jahre lang intensiv mit den naturgeschichtlichen Besonderheiten der Region befasst und stellt in den Einzelbeiträgen dieses Buches landeskundliche Streifzüge durch die aktuelle Kulturlandschaft, durch Geologie und Paläontologie ebenso wie durch Flora und Fauna vor. Erstmals wird auch eine würdigende Zusammenschau der zahlreichen forschungsgeschichtlichen Impulse vorgestellt, die im Westerwald ihren Ursprung hatten.

Dieses Buch bietet ein facettenreiches Bild einer Mittelgebirgsregion, die bislang unverdient nur wenig im Mittelpunkt stand, aber auf jeden Fall erlebniswert ist. Rund 140 teils farbige Abbildungen und Photos lockern die Texte auf und bieten eindrucksvolle Ansichten von Geologie und Landschaft des Westerwaldes.

Es spricht daher nicht nur Fachleute der Bio- und Geowissenschaften an, sondern richtet sich auch an alle naturgeschichtlich Interessierte und Freunde der deutschen Mittelgebirgslandschaften.

Rezension im NR-Kurier-Ihre Internetzeitung für den Kreis Neuwied am 12.2.2022 Haut de page ↑

Herausgegeben wurde das Grundlagenwerk von dem profunden Westerwaldkenner Hermann Joseph Roth unter Mitwirkung von Bruno P. Kremer aus Linz und weiteren Fachleuten. Der Sammelband darf sich rühmen, die erste das Gesamtgebiet des Westerwaldes umfassende „Naturgeschichte“ zu sein. Die Autoren hoffen jedoch auf daran anschließende Forschungen.

Roth und Kremer sprechen bewusst von „Naturgeschichte“ oder „Naturkunde“ und stellen der üblichen Spezialisierung einen interdisziplinären Ansatz entgegen. Dabei haben sie die herkömmliche Sammelbezeichnung eingeengt auf Lebens- (Botanik, Zoologie) und Erdwissenschaften (Geologie, Paläontologie), samt Hinweisen auf mineralogische und klimatische Erscheinungen sowie ökologische Zusammenhänge.

Eine Karte aus dem 11. Jahrhundert bezeichnet mit „Westerwald“ ein paar Länder westlich des Königshofes von Herborn. Seit mehr als hundert Jahren wird der Westerwald als Schiefergebirgsflügel zwischen den Flüssen Rhein, Sieg, Lahn und Dill kartiert. Der westliche oder „Rheinwesterwald“ ist ein rund 40 Kilometer langes Talterrassenband des Rheins sowie sein angrenzendes Hinterland vom Siebengebirge bis zum Rheintal. Der Vorderwesterwald schließt das wellige Hochland zwischen dem Rheinwesterwald im Westen, dem Siegtal im Norden, dem Oberwesterwald im Osten und dem Montabaurer Westerwald im Süden ein. Zum südlichen oder Unterwesterwald gehört auch das rund 120 Quadratkilometer große, bedeutende Kannenbäckerland.

Ton, das „Weiße Gold“ verlieh der Region zwischen Höhr-Grenzhausen und Staudt ihren Namen. Die Tone sind aus der Verwitterungsrinde des Unterdevons hervorgegangen. Die devonischen Ablagerungen hat den Westerwald zu einem der klassischen Gebiete für die geologische Devonforschung werden lassen, reiche Fossilfunde wie die berühmte „Stöffelmaus“, das „Kohlenschwein“ oder Nashornteile ergeben ein lebendiges Bild. Zudem hatte die Region mineralische Lagerstätten wie die Siegerländer Spateisensteine, die abgebaut wurden. Von der A3 aus gut sichtbar ist noch der Förderturm der Grube Georg bei Willroth.

Bei der Betrachtung der Klimadaten spricht Roth mit Blick auf das ständig zitierte Marschlied vom kalten Wind von „meteorologischem Rufmord“, da der Westerwald im Vergleich zu anderen mittelrheinischen Gebirgen gut abschneidet. Auch bioklimatisch wird der größte Teil als reizmild bis schonend gesehen, nur die höchsten Teile gelten als reizstark, die Tallandschaften von Rhein und Lahn als teils belastend. Der Klimawandel hat auch den Westerwald erfasst, man rechnet mit einer Erhöhung der durchschnittlichen Jahresmitteltemperaturen von 1,5 bis 5,0 Grad bis Ende des Jahrhunderts. Flora und Vegetation haben in den letzten zehn Jahren dramatische Veränderungen erfahren, intensive Land- und Forstwirtschaft ließen viele Pflanzen und nachfolgend auch Tiere verschwinden. Buchenwald stellt die wichtigste Waldgesellschaft dar.

Sämtliche Gewässer streben dem Rhein zu, die Wied ist mit 102 Kilometern vom Quellgebiet auf der Westerwälder Seenplatte bis zur Mündung in Neuwied der längste Wasserlauf. Die von Menschen angelegten Fischteiche der Westerwälder Seenplatte bieten feuchteliebenden Pflanzen- und Tiergesellschaften Lebensraum. Insbesondere eine reichhaltige Vogelwelt ist zu sehen. Floristische Besonderheiten wie das Alpen-Hexenkraut, der Französische Streifenfarn, der Lungenenzian oder das atlantische Torfmoos erfreuen Botaniker.

Der Westerwald zeichnet sich durch eine kulturhistorisch bedingte Vielfalt der Grünlandgesellschaften aus, die in Eifel und Hunsrück nicht erreicht wird. „Die Arnika besitzt an der Fuchskaute ihre größten Vorkommen im gesamten Rheinischen Schiefergebirge.“ Besonderheiten wie das Katzenpfötchen oder die Sparrige Binse sind allerdings als Folge der Forstwirtschaft verschwunden. Wärmeliebende, submediterrane Pflanzen findet man insbesondere im Mittelrheintal, Lahntal und den Seitentälern: zum Beispiel Elsbeere, Franzosenahorn, Bocks-Riemenzunge und Helmknabenkraut.

Die Westerwälder Wirbeltierfauna ist durch die vorhandene Pflanzenwelt infolge der Böden und des Klimas bestimmt. In den artenreichen Mischwäldern leben Fledermausarten, Wildkatze, Baummarder und Siebenschläfer. Die wärmebegünstigten Flusstäler, Tongruben und Steinbrüchen bieten Zaun-, Mauereidechse und Schlingnatter Lebensraum. Für den Westerwald sind mindestens 455 Wirbeltierarten belegt, davon sind 70 Prozent Vögel. Mehrere Wölfe, ein einzelner Biber sowie eine Hufeisennase konnten nach etlichen Jahrzehnten Abwesenheit wieder entdeckt werden. Der Westerwald wurde 2018 zum ersten Wolfspräventionsgebiet für Rheinland-Pfalz ausgewiesen.

Naturkundliche Forschungen wurden durch die Landeshochschule der Grafschaft Nassau-Dillenburg, die „Hohe Schule zu Herborn“ (1584-1817) begünstigt. Roth portraitiert Otto Brunfels, Johann Jakob Dillenius, Johann Daniel Leers, Catharina Helena Doerrien, Johann Philipp Sandberger, Maximilian Prinz zu Wied und andere verdienstvolle Forscher. Der Autor betont die Wichtigkeit der naturkundlichen Vereinigungen für die Erforschung des Westerwaldes. Die Region war wiederholt Namensgeber für Gesteine und Versteinerungen wie die „Ems-Schichten“.

Ein naturkundliches Literaturverzeichnis, ein Register und eine Vorstellung des Naturhistorischen Vereins der Rheinlande und Westfalens (NHV) schließen das Werk ab.

Das 187-seitige, facettenreiche Buch enthält 130 Abbildungen und neun Tabellen und gehört zwingend in die Hand jedes Natur- und Westerwald-Freundes.

Helmi Tischler-Venter

Rezension im Zentralblatt für Geologie und Paläontologie II, 2021, Heft 5/6 Haut de page ↑

Eine aktuelle landschaftlich-naturräumlich-naturgeschichtliche Übersicht des Westerwalds, dem rechtsrheinischen Teil des Rheinischen Schiefergebirges zwischen Rhein, Lahn und Sieg, wird von neun Autoren unterschiedlicher Fachrichtungen vorgelegt. Dabei zeichnen die einzelnen Kapitel ausgehend von der heutigen Landschaft und ihres Schutzes über Geologie, Paläontologie, Böden, Klima und Gewässer bis zur Tier- und Pflanzenwelt und Forschungsgeschichte einschließlich der dieser Region entstammenden Namen von Gesteinsserien, Mineralien, Fossilien, Pflanzen und Tieren sowie Flur- und Ortsbezeichnungen, einen sehr weiten naturkundlichen Bogen. Westerwälder Namen, vor allem in den Geowissenschaften, z.B. für Minerale (Bieberit, Dembachit, Eleonorit, Herbomit, Siegenit und Staffelit) sowie Fossilien (Muscheln wie Cornellites siegeniensis und Posidonia becheri, Trilobiten wie Otarionella greifensteinense und Westenvalddiscus poschmanni oder der Urkrebs Archegonus aequalis herbornensis) dokumentieren die nationale wie internationale Bedeutung dieser Mittelgebirgsregion in der Wissenschaftsgeschichte.

Die Autoren setzen in ihren Beiträgen eigene Akzente, welche eine breite Leserschaft ansprechen und darüber hinaus eine sehr abwechslungsreiche Lektüre bieten. Diese Heterogenität ist in einem kompakten Übersichtswerk gerechtfertigt, spiegelt sie doch die Vielfalt der Themen in einer anschaulichen Darstellung der Region wider. Geben einzelne Kapitel, z.B. zur Geologie, eine Übersicht mit aktuellen wissenschaftlichen Interpretationen, sind andere Kapitel, z.B. zur Tierwelt, eher beschreibend bzw. dokumentierend. Alle Kapitel sind reich illustriert und der Text für Laien verständlich gehalten. Im Kapitel Lebensspuren im Gestein sind auch Sedimentstrukturen wie Rippelmarken erwähnt, im Unterkapitel Altzeitliche Tierwelt findet man im Sinne allgemeiner Verständlichkeit bereits einen Exkurs in die „Braunkohlezeit“ des Tertiärs. Die „Blätterkohle“ von Rott wird im Unterkapitel Neuzeitliche Fossilfundpunkte mit ausgewähltem Bildmaterial sehr detailliert vorgestellt. Eine kurze Erwähnung finden weitere, teilweise berühmte Fossillagerstätten wie der Ölschiefer von Enspel und das Langenaubach-Breitscheider Riff sowie die Ausgrabungsstätte Gönnersdorf mit jungsteinzeitlichen Funden und Tierdarstellungen. Das Kapitel zur Pflanzenwelt sticht in seiner Klarheit und durch ausgewähltes Bildmaterial besonders hervor und bietet einen umfassenden botanischen Überblick über den regionalen Rahmen hinaus. Ausführliche Tabellen in den Kapiteln Wirbeltierfauna und Vogelwelt belegen die bemerkenswerte Artenvielfalt der Region, deren nähere Beschreibung den Band aber wohl überzogen hätte.

Die dem umfangreichen, thematisch gegliederten Literaturverzeichnis und Orts- und Sachwortverzeichnis folgenden thematischen Übersichtskarten (Lage, Ausdehnung, Flussgrenzen, Teillandschaften, Morphologie, politische Grenzen) hätten vielleicht auch in die einleitenden Kapitel Eingang finden können. In Ergänzung zu den zahlreichen bei der Schweizerbart'schen Verlagsbuchhandlung publizierten Bänden zur Regionalen Geologie der Bundesländer bietet der hier vorgelegte „Westerwald“ erstmals eine umfängliche Darstellung der vielfältigen Naturschönheiten im Dreiländereck Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen und lädt damit naturkundlich Interessierte zu Streifzügen ein. Nicht zuletzt bietet das Buch für den naturwissenschaftlichen Unterricht an Schulen viele regionale Informationen, welche in nächster Nähe erkundet werden können.

Annette E. Götz
annette.goetz@lbeg.niedersachsen.de, Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, Geozentrum Hannover

Rezension in der Bücherrundschau - Buchneuheiten 1 - 2022, S.78/79 Haut de page ↑

Als die Römer in den ersten Jahrhunderten n.Chr. über die Alpen nach Norden vorstießen, waren weite Teile Germaniens von Wäldern bedeckt, die Siedlungsdichte eine sehr geringe. Erst nach dem Abzug und Vertreibung der Römer durch einwandernde Stämme aus dem Osten begann auch eine nachhaltige Veränderung des Landschaftsbildes. Das gilt auch für zahlreiche Regionen entlang des Rheins und damit auch für den seit ca. 1000 so benannten Westerwald, ein deutsches Mittelgebirge, das sich heute über die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen erstreckt. Als rechtsrheinischer Teil des Rheinischen Schiefergebirges wird der Westerwald als Land zwischen den Flüssen Dill im Osten, Lahn im Süden, Rhein im Westen, Sieg im Norden und Heller im Nordosten bezeichnet. Seine verschiedenen Teillandschaften präsentieren neben ihren zahlreichen Baudenkmälern auch vielfältige Naturschönheiten. Diesem Landschafts- und Kulturraum ist ein neuer und bemerkenswerter Band aus dem Verlag Schweizerbart gewidmet.

Ein mehrköpfiges Autorenteam, mehrheitlich im Westerwald zu Hause, hat sich viele Jahre lang intensiv mit den naturgeschichtlichen Besonderheiten der Region befasst und stellt in den Einzelbeiträgen des reich illustrierten Buches landeskundliche Streifzüge durch die aktuelle Kulturlandschaft, durch Geologie und Paläontologie ebenso wie durch Flora und Fauna vor. Erstmals wird auch eine würdigende Zusammenschau der zahlreichen forschungsgeschichtlichen Impulse vorgestellt, die im Westerwald ihren Ursprung hatten.

Dieses Buch bietet ein facettenreiches Bild einer Mittelgebirgsregion, die bislang unverdient nur wenig im Mittelpunkt stand, aber auf jeden Fall erlebniswert ist. Rund 140 teils farbige Abbildungen und Photos lockern die Texte auf und bieten eindrucksvolle Ansichten von Geologie und Landschaft des Westerwaldes. Der hochwertig aufgemachte und aufwendig gestaltete Band richtet sich nicht nur an Fachleute der Bio- und Geowissenschaften, sondern auch an alle naturgeschichtlich Interessierte und Freunde der deutschen Mittelgebirgslandschaften. Das Buch ist ein wichtiges und wertvolles Dokument zu einem Landschafts- und Kulturraum, der in dieser Ausführlichkeit und Tiefe noch nicht gewürdigt wurde. Ein Muss für alle Bibliotheken mit Büchern zu den Landschafts- und Kulturräumen Deutschlands!

Herbert Pardatscher-Bestle Innsbruck – Wien - Bozen Vorderrain 11, A-6432 Sautens/Tirol Mobile +43(0)650/6205290 E-mail: herbert.pardatscher@aon.at

Buchbesprechung - Jb. nass. Ver. Naturkde. Bd. 143/2022, S. 195-196 Haut de page ↑

Die verschiedenen Teillandschaften des zum Rheinischen Schiefergebirge ge­hörenden Westerwaldes präsentieren neben zahlreichen Baudenkmälern auch vielfältige Naturschönheiten. Daher erstaunt es, dass es über diese Schätze bisher kein Buch gab, das eine naturräumliche Gesamtschau bietet. Erst jetzt hat sich eine dem Westerwald verbunden fühlende Arbeitsgemein- schaft zusammengefunden, in Anlehnung an mehr oder weniger berühmte ältere Akteure die verfügbaren Informationen über die fa­cet­tenreiche unbelebte und belebte Na­tur dieses rechtsrheinischen Mittelgebirges zusammenzustellen und in diesem Buch in elf Einzelbeiträgen einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

Im einführenden Beitrag erklären die Herausgeber, wie das vorliegende Buch zustande kam und welche Vorstellungen damit verbunden sind. Im folgenden Bei­­trag wird kurz auf die Abgrenzung des Westerwaldes, seine morphologische Gliederung, die geologischen Verhältnisse und auf die abwechslungsreiche Kulturlandschaft eingegangen. Etwas ausführlicher werden das Kannenbäckerland, das Tal der Wied und die Westerwälder Seenplatte mit ihren spezifischen Eigenarten dargestellt. Im dritten Beitrag steht eine wesentliche Zielsetzung dieses Buches im Vordergrund, nämlich für den Schutz der Kulturlandschaft und insbesondere der Natur zu werben. Es wird erläutert, welche Möglichkeiten das moderne Rechtssystem diesbezüglich bietet und welche Strategien in der Praxis zielführend sind wie z. B. gezielte Vernetzung von Lebensräumen, um eine Isolation der Population wildlebender Pflanzen und Tiere zu vermeiden.

Der anschließende vierte Beitrag ist mit 41 Seiten der umfangreichste, er geht im Detail auf die geologische Geschichte des Westerwaldes ein. Der Schwerpunkt liegt auf der Beschreibung der dem Devon und Unterkarbon angehörenden Schichten des variszischen Gebirgssockels unter Berücksichtigung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, dass im nicht mehr zum Westerwald i. e. S. gehörenden nordöstlich anschließenden Lahn-Dill-Gebiet teilweise auch von einer Verfrachtung von Schichtenstapeln in Form alpinotypischer Decken auszugehen ist. Die plattentektonischen Krustenbewegungen äußerten sich auch in einem untermeerischen Vulkanismus, an den die syngenetischen Roteisenerz-Vorkommen aus dem Zeitraum Givet/Frasne gebunden sind, und auch in den vor als auch nach der variszischen Orogenese entstandenen hydrothermalen Ganglagerstätten vom Typ der Siegerland-Spateisensteine. Angesprochen wird auch die Sediment­- entwicklung nach der Heraushebung des Westerwaldes ab dem Perm zu einem orographischen Gebirge und seine damit verbundene Abtragung und seine eben- falls zur Bildung von Erzen führende Verwitterung in einem tropischen Klima. Etwas zu kurz gekommen sind die überwiegend nicht marinen tertiären Sedi- mente in diesem Gebiet mit ihren Braunkohlenflözen. Auch die Beschreibung des tertiären Vulkanismus, der gemeinhin die Vorstellung des Westerwaldes als Vulkanlandschaft prägt, hätte etwas ausführlicher sein können.

Der fünfte Beitrag befasst sich mit Lebensspuren in Gesteinen, mehrheitlich mit pflanzlichen und tierischen Fossilien. Bekannte Fossilfundpunkte werden vorgestellt, besonders ausführlich die berühmte oligozäne Lebensgemeinschaft des Rotter Sees. Im nachfolgenden Beitrag wird ein kurzer Überblick über die das Klima im Westerwald bestimmenden Faktoren wie Niederschlag, Temperatur und Wind gegeben und kurz auf Böden und Gewässer eingegangen.

In den reich bebilderten Beiträgen Nr. 7, 8 und 9 wird der Beschreibung der Pflanzenwelt, der Wirbeltiere (ohne Vögel) und der Avifauna großer Raum gegeben. Ausführlich behandelt werden insbesondere Waldtypen, Offenland-Vegeta­tion und die mitteleuropäische Flora mit ihren zahlreichen Floren­elementen. Im Hinblick auf die Wirbeltiere wird auch Statistik geführt über ausgestorbene, neu eingewanderte und überhaupt im Westerwald lebende Arten, die Übersicht über die jeweiligen Lebensräume ist sehr aufschlussreich. Der Beitrag über die Vö­gel schließt mit einer 9-seitigen Liste der in diesem Gebiet lebenden Vogelarten.

Das zehnte Kapitel versteht sich als eine Würdigung der zahlreichen Impulse für die Erforschung des Westerwaldes in diversen naturkundlichen Feldern, der letzte Fachbeitrag informiert darüber, dass insbesondere Gesteine, Fossilien und Mineralien Bezeichnungen erhielten, die mit dem Westerwald verknüpt sind, z. B. die Muschel Posidonia becheri, benannt nach einem Dillenburger Bergrat.

Das mit einem längeren Literaturverzeichnis endende Buch ist eine Wer- bung für den Westerwald, eine etwas im Abseits stehehende erlebniswerte Mittelgebirgsregion mit vielen landschaftlichen Highlights. Der durch zahlreiche ein­drucksvolle Fotos und sonstige farbige Abbildungen aufgelockerte Text ist trotz einiger ärgerlicher Errata ins­gesamt gut und informativ geschrieben. Das auch als Naturführer zu empfehlende Buch spricht alle an der Natur Interessierte an, nicht nur Fachleute aus den Bereichen Biologie- und Geowissenschaften.

Benedikt Toussaint

Rezension in ZS d. Vereins f. hessische Geschichte u. Landeskunde, Bd. 128/2023 Haut de page ↑

Der Westerwald ist ein rechtsrheinisch gelegenes Mittelgebirge in den deutschen Bundesländern Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Er ist Teil des Rheinischen Schiefergebirges. Von der Kleinteiligkeit seiner Herrschaftsgebiete zeugen heute noch zahlreiche Baudenkmäler, Burgen und Burgruinen. Er besitzt aber auch eine vielfältige Naturschönheit.
Über zehn Jahre hat sich ein mehrköpfiges Autorenteam intensiv mit der naturgeschichtlichen Besonderheit der Region auseinandergesetzt und stellt diese nun in zehn Großkapiteln vor. Nach einer Einführung wird dabei zunächst der Westerwald als Landschaft porträtiert. Danach widmet man sich dem wichtigen Thema des Naturschutzes und der Kulturdenkmalpflege. Anschließend folgt eine ausführliche Darstellung des Westerwaldes aus geologischer Sicht und eine umfangreiche Zusammenfassung der fossilen Funde und Fundplätze. Ergänzt wird dies durch einen Überblick über Böden, Klima und Gewässer, sowie über die sehr vielfältige Pflanzenwelt des Westerwaldes. Im abschließenden Block von vier Hauptkapiteln wird zunächst inhaltlich die Wirbeltierfauna und die Vogelwelt des Westerwaldes beleuchtet, bevor man sich abschließend der naturkundlichen Erforschung des Westerwaldes und der Naturgeschichte widmet. Ein Literaturverzeichnis rundet den Band ab.
Insgesamt wird dem interessierten Leser ein facettenreiches Bild der Geologie, Biologie und der Landschaft eines wenig bekannten Mittelgebirges geboten.
Kassel, Stephan Schwenke

Rezension im Hessischen Jahrbuch für Landesgeschichte, Band 74/2024 Haut de page ↑

Der Westerwald kann etwas vereinfacht als Region zwischen der Sieg im Norden, der Dill im Osten, der Lahn im Süden, und dem Rhein im Westen bezeichnet werden. In verschiedener Weise haben Land und Leute, die sich selbst als „Wäller“ und manchmal als „Basaltköpp“ bezeichnen, Niederschlag in wissenschaftlichen Publikationen gefunden. So widmete sich Leo Sternberg in seinem Werk „Der Westerwald“ von 1924 der literarischen wie kulturhistorischen Seite jenes rechtsrheinisch gelegenen Teils des Rheinischen Schiefergebirges, während die Landesgeschichte des Westerwaldes vom Hellmuth Gensicke von 1958 noch heute als historisches Standardwerk gilt.

Mit der hier zu besprechenden Publikation liegt nun erstmals eine naturgeschichtliche Gesamtschau dieser Landschaft vor. Der Hg. Joseph Roth, der sich bereits in mehreren Publikationen u. a. mit der Mineralogie des Westerwaldes beschäftigte, konnte für diesen Band Fachleute u. a. aus den Bereichen der Ökologie und Zoologie als Beitragende gewinnen. Im ersten Kapitel erwartet den Leser zunächst die Beschreibung des Westerwaldes als Kulturlandschaft, wobei u. a. das Kannenbäckerland und die Westerwälder Seenplatte als Paradebeispiele vorgestellt werden. Im Anschluss werden im Kapitel „Bedrohte und geschützte Landschaft“ die verschiedenen Formen der Kulturfläche von den Streuobstwiesen in den tieferen Lagen bis hin zu den Offenland-Lebensräumen mit ihren großen Gemeindeviehweiden im Hohen Westerwald sowie die Bemühungen diese zu erhalten beleuchtet. Im Anschluss gewinnt der Leser einen tiefen Einblick in den Westerwald als reiche Fundgrube für Fossilien wie in dessen Bodenbeschaffenheit. Breiten Raum werden der Flora und Fauna eingeräumt, wobei v. a. ornithologisch Interessierte hier auf ihre Kosten kommen. Im Weiteren wird ein Überblick zur naturkundlichen Forschungsgeschichte wie zur Namenkunde etwa zu Flur- und Ortsbezeichnungen geboten. Eine Übersicht zur naturkundlichen Literatur zum Westerwald wie ein Register runden den Band ab.

Das vorliegende Werk bietet einen vielseitigen wie interessanten Überblick zur Landschaft und Natur des Westerwaldes. Hervorzuheben sind v. a. zwei Aspekte: Zum einen wird keinem Themenbereich ein Übergewicht eingeräumt, sondern alle werden mit gleicher Ausführlichkeit abgehandelt. Zum anderen schaffen es die beteiligten Autoren, ihre Ausführungen etwa durch Erläuterung der entsprechenden Fachtermini leicht verständlich und damit die Thematik auch einem Laien nahezubringen. Allein ein besseres Lektorat wäre wünschenswert gewesen, denn schon beim Aufschlagen des Buches erwartet den Leser eine ganze Seite mit Errata, was auf den ersten Blick ein wenig abschreckend wirkt. Wenn man jedoch mit der Lektüre beginnt, gewinnt man einen tiefgehenden Einblick in eine interessante wie schützenswerte Naturlandschaft.

Elbtal-Hangenmeilingen, Oliver Teufer

Inhaltsverzeichnis Haut de page ↑

1 Einführung 1

2 Der Westerwald - Porträt einer Landschaft 3
2.1 Klare Binnengliederung 5
2.2 Uraltes Unterlager 7
2.3 Vulkanische Überprägung 8
2.4 Eine weitflächige abwechslungsreiche Kulturlandschaft 8
2.5 Genuine Westerwälder Landschaften 9
2.5.1 Das Kannenbäckerland 9
2.5.2 Im Tal der Wied 13
2.5.3 Paradebeispiel Westerwälder Seenplatte 14

3 Bedrohte und geschützte Landschaft 16
3.1 Naturschutz und Kulturdenkmalpflege 20
3.1.1 Hecken, Raine, Flurgehölze 20
3.1.2 Streuobstwiesen 21
3.1.3 Offenland-Lebensräume 21
3.1.4 Weitere Lebensadern für die Landschaft 22

4 Der Westerwald aus geologischer Sicht 24
4.1 Einführung 24
4.2 Das Grundgebirge 27
4.2.1 Vordevon 27
4.2.2 Devon 27
4.2.3 Karbon (Unterkarbon) 42
4.3 Variszische Gebirgsbildung (Oberkarbon) 45
4.3.1 Gebietseigenes Schiefergebirge 45
4.4 Erzlagerstätten des Westerwaldes 50
4.4.1 Einführung 50
4.4.2 Hydrothermale Ganglagerstätten 52
4.4.3 Erze als Verwitterungsbildungen 55
4.4.4 Bergbau im Westerwald 56
4.5 Das Deckgebirge 57
4.5.1 Sedimententwicklung 57
4.5.2 Vulkanismus im Tertiär 58
4.5.3 Zur heutigen Landschaft 61

5 Lebensspuren im Gestein 65
5.1 Als die Pflanzen an Land gingen 66
5.2 Altzeitliche Tierwelt 66
5.3 Altzeitliche Fossilfundpunkte 68
5.3.1 ICE-Trasse 68
5.3.2 Seifen 69
5.3.3 Kroppacher Schweiz 69
5.3.4 Erdbach 70
5.3.5 Herborn 70
5.3.6 Langenscheid 70
5.4 Neuzeitliche Fossilfundpunkte 70
5.4.1 Blätterkohle von Rott 70
5.4.2 Uckerath 74
5.4.3 Dernbach 75
5.4.4 Ruppach-Goldhausen 75
5.4.5 Enspel 75
5.4.6 Winkels 76
5.4.7 Langenaubach 76
5.4.8 Langenaubach-Breitscheider Riff 76
5.4.9 Gönnersdorf 76

6 Böden, Klima, Gewässer im Überblick 78
6.1 Böden 78
6.2 Klima 79
6.2.1 Hoher Westerwald 80
6.2.2 "Meteorologischer Rufmord" 80
6.3 Gewässer 82
6.3.1 Säuerlinge 84
6.3.2 Stehgewässer 85

7 Pflanzenwelt des Westerwaldes 87
7.1 Vegetation 87
7.1.1 Wälder 87
7.1.2 Hauberge als Ersatzwaldgesellschaften 94
7.1.3 Potenziell waldfreie Trockenstandorte 94
7.1.4 Röhrichte, Ufersäume und Wasserpflanzengesellschaften 96
7.1.5 Quellflurgesellschaften 99
7.2 Ersatzgesellschaften des Grünlandes 100
7.2.1 Nieder- und Zwischenmoore 101
7.2.2 Wiesen und Weiden 103
7.2.3 Wachholderheiden und Zwergstrauchheiden 104
7.3 Flora 108
7.3.1 Mitteleuropäisches Florenelement 108
7.3.2 Subozeanisch-Subkontinentales Florenelement 108
7.3.3 Atlantisch-Subatlantisches Florenelement 109
7.3.4 Submediterranes Florenelement 109
7.3.5 Pontisch-Subpontisches und Pontisch-Mediterranes Florenelement 110
7.3.6 Boreal-Montanes Florenelement 111
7.3.7 Präalpines und Dealpines Florenelement 112
7.3.8 Subarktisches Florenelement 113

8 Wirbeltierfauna des Westerwaldes 114
8.1 Artenbilanz. 116
8.1.1 Zuwanderer (Neobiota) 116
8.1.2 Ausgestorbene Wirbeltierarten seit 1800 118
8.1.3 Fische und Rundmäuler 119
8.1.4 Amphibien 122
8.1.5 Reptilien 124
8.1.6 Säugetiere 125

9 Skizzen zur Vogelwelt des Westerwaldes 133
9.1 Bilanz der Arten 133
9.2 Vögel im Lebensraum Wald/Forst 134
9.3 Vögel landwirtschaftlich genutzter Flächen 136
9.4 Vögel der Siedlungen 137
9.5 Vögel an Weihern 137
9.6 Vögel an Bächen 138
9.7 Vögel in Steinbrüchen und Tongruben 138
9.8 Neue Entwicklungen bei Durchzüglern und Gastvögeln 138

10 Zur naturkundlichen Erforschung des Westerwaldes 150
10.1 Botanik 150
10.2 Zoologie 156
10.3 Geologie 158
10.4 Paläontologie 160
10.5 Naturkunde-Vereine 162

11 Naturgeschichte namentlich 164
11.1 Gesteine 164
11.2 Versteinerungen 165
11.3 Mineralien 167
11.4 Pflanzen und Tiere 169
11.5 Flur- und Ortsbezeichnungen 169

12 Naturkundliche Literatur zum Westerwald 171

Register 182

Anhang 185