Die WISMUT GmbH stellte beim Bergamt Gera einen Antrag auf Erteilung einer
wasserrechtlichen Erlaubnis für die Flutung der ehemaligen Uranbergbaubetriebe
in Ronneburg. Die Genehmigungsbehörde schrieb fest, dass nach dem Ende der
Flutung die übertretenden Wässer in die Vorflut des Sprottesystems eine
Grenzkonzentration von 30 µg/L für Nickel zum Schutz der aquatischen
Lebensgemeinschaften nicht überschreiten dürfen. In dieser Arbeit werden
diejenigen Nickel-Konzentrationen abgeleitet, die tatsächlich die aquatischen
Lebensgemeinschaften gefährden, und die Faktoren untersucht, von denen diese
Konzentrationen abhängig sind. Dazu werden die allgemein gültigen und
anerkannten ökotoxikologischen Prüfverfahren der U.S. EPA für Nickel
verwendet, die hauptsächlich die Wasserhärte berücksichtigen. Bei diesen
Verfahren wird die in Säure gelöste Gesamt-Nickel-Konzentration der Gewässer
gemessen. Für die Bestimmung der Wasserhärte werden die Konzentrationen von
Calcium und Magnesium berücksichtigt. Höhere Wasserhärte verringert die
Bioverfügbarkeit des Nickels und setzt damit die Ökotoxizität des Nickels
herab. Kleinere Organismen reagieren gegenüber Nickel-Konzentrationen bei
niedriger Wasser-härte wesentlich sensibler als große. Ferner wurde
nachgewiesen, dass im Sprottesystem der Zusammenhang zwischen der Härte und
den Nickelkonzentrationen signifikant ausgeprägt ist. Die Nickel-Konzentration
nimmt bachabwärts infolge der Ausfällungen und Verdünnungen ab, gleichzeitig
steigt aber die Wasserhärte an, wodurch die Ökotoxizität des Nickels
herabgesetzt wird.
Die Untersuchungen bezüglich der Wasserhärte und der Ökotoxizität des Nickels
zeigen, dass die Besorgnis einer Schädigung der aquatischen
Lebensgemeinschaften oberhalb von 30 µg Ni/L auftritt. Der sichere Wert für
Nickel im Sprottesystem liegt bei 200 µg Ni/L (Median). Durch Verdünnung der
Metallkonzentrationen, der Härte-Erhöhung durch die Verwitterung von Gesteinen
und durch eine denkbare Zugabe von calcium- und magnesiumhaltigen Mineralen in
das Flutungsmedium und/oder das Gewässer wird die Bioverfügbarkeit des Nickels
drastisch reduziert und damit der Ökotoxizität des Nickels
entgegengewirkt. Dadurch wird der MATC-Wert (maximum acceptable toxicant
concentration) des Sprottesystems für unbelastete Wässer und für vorher
belastete Wässer nicht überschritten.
Die ökotoxikologisch abgeleiteten Zielwerte dokumentieren, dass eine
Beeinträchtigung der aquatischen Lebensgemeinschaften nach heutigem
wissenschaftlichen Stand ausgeschlossen ist.