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1979/80 wurde unter lagerstättenkundlichen Gesichtspunkten der erste Versuch unternommen, den vermuteten magnetischen Störkörper zu erbohren. Die Bohrungen Kirchzarten 1 und 2 wurden auf 417 bzw. 212 m abgetenft, trafen jedoch magnetisiertes Gestein, das die Anomalie erklären könnte, nicht an.
Das vorliegende Heft berichtet in mehreren Beiträgen zunächst über Schritte, die zur Lozierung der Forschungsbohrung Kirchzarten 3 führten. Hierzu gehörten detailliertere Magnetfeldmessungen am Erdboden, eine Erkundung des Schwerefeldes und des Schichtenaufbaus nach dem geoelektrischen Widerstandsverfahren sowie die Abschätzung eines magnetischen Modellkörpers.
Die Bohrung Kirchzarten 3 wurde dann 1981 mit Mitteln des BMFT bis in 998,7 m Teufe ohne technische Schwierigkeiten niedergebracht und zwarwenn man von der 47 m mächtigen Talfüllung absieht durchweg in Paragneisen und Anatexiten des Schwarzwaldkristallins. Bei der magnetischen Vermessung der Kerne konnten starke remanente Magnetisierungen festgestellt werden; der magnetische Störkörper war offensichtlich erbohrt worden. Als Träger der Magnetisierung wurde ausschließlich Magnetkies in Anteilen bis 2,2 Vol.-% identifiziert.
Der Einsatz eines neu entwickelten 3-D-Bohrlochmagnetometers brachte Ergebnisse, die wesentlich zur Deutung der Anomalie beitrugen. In der Teufe von 295 m zeigt das Magnetik-Log sehr klar den Übergang vom unmagnetischen zum magnetischen Gestein. Innerhalb des magnetischen Gesteins zeigen die Störfeldvektoren bis zur Teufe von 720 m eine starke Streuung; ab 730 m bildet sich eine Vorzugsrichtung aus, man hat den Eindruck, die magnetische "Kernzone" sei erreicht worden. Für die Tiefe der Störkörperbasis wurden Werte von minimal 2000 m und maximal von 4000 m abgeschätzt. Für die Richtung der natürlichen remanenten Magnetisierung des Gesteins, das die Anomalie verursacht, ist die Deklination D=190° und die Inklination I=-40° ermittelt worden; sie ist also dem heutigen Feld fast entgegengesetzt.
In einer Zusammenschau werden Schlußfolgerungen über die Bildung der Anomalie gezogen, bei der das thermische Feld eine wichtige Rolle spielt. Ein Modell geht davon aus, daß in kretazischer Zeit ein Intrusionskörper in die Schwarzwaldgneise eingedrungen ist. Dabei hat der Intrusionskörper eine Wärmeaureole gebildet und durch Erhitzen über den Curiepunkt das Magnetfeld in inverser Richtung fixiert. Als weitere Modelle werden diskutiert: Wärmezufuhr aufgrund aufsteigender zirkulierender Wässer; geothermische Effekte in Zusammenhang mit tektonischen Prozessen. Keineswegs in Widerspruch hierzu stehen neueste reflexionsseismische Beobachtungen der Programme KTB und DEKORP, wonach im Zartener Becken starke, geneigte Reflektoren in Tiefen von 2, 5 bis 7,5 km nachgewiesen worden sind.