Das enzyklopädische Projekt »Bausandsteine« widmet sich nahezu allen
in Vergangenheit und Gegenwart genutzten Bausandsteinen in
Deutschland. Inzwischen ist der dritte von insgesamt sechs Bänden
erschienen. Der Doppelband beschäftigt sich mit den vielfältigen
Bausandsteinen in Niedersachsen (Band 3A) und Nordrhein-Westfalen
(Band 3B). Herausgeber sind Angela Ehling und Jochen Lepper. 19
Autoren sind beteiligt. Beide Teilbände beginnen jeweils mit einer
kurzen Übersicht über die jeweiligen Bundesländer. Eine Karte zeigt
die Verbreitung der Bausandstein-führenden Einheiten, die in einer
stratigraphischen Tabelle benannt sind. Die historischen und aktiven
sowie die Anzahl der untersuchten Steinbrüche sind aufgelistet. Die
einzelnen Werksteintypen werden zunächst allgemein charakterisiert und
geologisch eingeordnet. Wichtig ist auch die Auflistung verschiedener
weiterer, zum Teil historischer Bezeichnungen. Mit einer geologischen
Verbreitungskarte und Diskussion der Genese werden die einleitenden
Angaben vervollständigt. Den Kern der Einzelkapitel bilden die
Ergebnisse der petrographischen Untersuchung. Die Sandsteine werden
makroskopisch und mikroskopisch charakterisiert. Zur Datenbasis
gehören u.a. die Anzahl der untersuchten Steinbrüche und die jeweils
angewandten Untersuchungsmethoden. Textur und Struktur, Komponenten,
Bindung und Porenraum beschreiben die Autoren textlich und in
Tabellen. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Geochemie der
Sandsteine, dem die Angaben zu gesteinstechnischen Daten
folgen. Schließlich skizzieren die Verfasser das
Verwitterungsverhalten und nennen auch jeweils ähnliche
Sandsteine. Anschließend erläutern sie den Abbau der Sandsteine und
ihre Verwendung heute und in der Vergangenheit mit
Anwendungsbeispielen. Herausragend ist der Bildteil für jedes
Vorkommen mit Aufnahmen einzelner Objekte und Nahaufnahmen von
Verwendungsbeispielen sowie von Dünnschliff-Mikrofotos. Ein
umfangreiches Literaturverzeichnis sowie ein Sach- und Ortsregister
schließen beide Teilbände ab.
Für Anwender von Naturstein - Allerdings vermisst man eine Liste der
nicht immer auf Anhieb verständlichen Abkürzungen (wie sie etwa Band 2
beigegeben ist). Die sehr große Zahl der Gewinnungsstätten ist zwar in
Übersichtskarten dargestellt, zum Auffinden im Gelände fehlen jedoch
die geographischen Koordinaten. Auch die Namen der Steinbruchbetriebe
sind nicht immer aufgeführt. Die begriffliche Gleichsetzung von
lithostratigraphischer Einheit und Gesteinstyp, wie etwa bei
»Buntsandsteine« oder »Schilfsandsteine«, ist problematisch, wenn auch
gelegentlich praktiziert. Kleinere Fehler und Kritikpunkte fallen
jedoch gegenüber dem Ertrag nicht ins Gewicht. Der Doppelband wendet
sich wie die übrigen in erster Linie an Anwender wie Denkmalpfleger,
Restauratoren, Bau- und Wirtschaftshistoriker, Architekten oder
Archäologen. Das zwingt zu einer für alle verständlichen Sprache,
worunter gelegentlich die begriffliche Schärfe leiden muss. Der
Geologe hätte sich ein wenig mehr Fotos von Aufschlüssen und
Steinbrüchen gewünscht.
Unverzichtbares Kompendium - Mit dem neuen Band wird die Buchreihe zu
Bausandsteinen weiter vervollständigt. Im ersten Band wurden die
Untersuchungsmethoden und die regionale und stratigraphische Verteilung
behandelt, im zweiten die Bausandsteine in Sachsen-Anhalt, Sachsen und
Schlesien. Nach ihrem Abschluss wird die Buchreihe zu einem
unverzichtbaren Kompendium über die Bausandsteine in Deutschland
zählen. Sie ist vorzüglich geeignet, bei der Identifikation
vorhandener oder der Wiederherstellung verlorener Bausubstanz
behilflich zu sein. Die beiden Teilbände sind ausgesprochen schön
gestaltet und jeden Preis wert. Man darf den weiteren Bänden in
ungeduldiger Erwartung entgegensehen.
Prof. em. Dr. Gotthard Kowalczyk
Naturstein 07/19, Seite 66