Cover image of: Werner Käss - Das Donau-Aach-System Die Versickerung der oberen Donau zwischen Immendingen und Fridingen (Südwestdeutscher Jurakarst)

Werner Käss:

Das Donau-Aach-System

Die Versickerung der oberen Donau zwischen Immendingen und Fridingen (Südwestdeutscher Jurakarst)

[The water loss of the Upper Danube river between Immendingen and Fridingen (Southwest German Jurassic Karst)]

2021. 270 Seiten, 138 Abbildungen, 14 Tabellen, 7 Tafeln, 21x28cm, 1270 g
Language: Deutsch

(Geologisches Jahrbuch Reihe A, Band A 165)

ISBN 978-3-510-96862-6, gebunden, price: 39.80 €

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Keywords

Quartär • Neogen • Ober-Jura • Fluss • Versickerung • Karst • Quelle • Schüttung • Einzugsgebiet • Hyrodynamik • Tracer • Wasserwirtschaft • Aach • Donau • Hegau • Baden-Württemberg • Buch • Donauversickerung

Contents

Beschreibung top ↑

Im Südwesten Deutschlands ist in geohistorischer Zeit ein "Wettstreit" um die Europäische Wasserscheide entbrannt, also zwischen dem Einzugsgebiet des Rheins in Richtung Nordsee und der Donau in Richtung Schwarzes Meer. Stets war die Donau auf der Verliererseite. Der letzte schwerwiegende Verlust geschah vor rd. 20.000 Jahren durch die "Anzapfung" der Feldberg-Donau durch die Wutach.

Übrig blieb nur die Aitrach in einem für das kleine Flüsschen viel zu breiten Tal. Weiter talab verliert die Donau zwischen Immendingen und Fridingen Wasser in den kalkigen, verkarsteten Untergrund.

Der Autor stellt das bekannte Phänomen der Versickerung der Oberen Donau zusammenfassend dar. Zahlreiche Markierungsversuche in den letzten fast 150 Jahren haben gezeigt, dass der größte Teil des versickernden Donauwassers zur Aachquelle fliesst, der wasserreichsten Quelle Deutschlands.

Die unglückliche Grenzziehung zwischen den alten Ländern Württemberg und Baden führte zu langjährigem, erbittertem Streit um das Aachwasser, der auch die Erforschung dieses Phänomens (wegen des Verbleibs des Donauwassers) angeregt hat. Die Versickerung des Donauwassers ist in trockenen Sommern so intensiv, dass das Flussbett oft vollständig trockenfällt.

Das Gebiet zwischen der Donau und der Aachquelle wird eingehend im Hinblick auf Geologie, Hydrogeologie, Wasserbeschaffenheit und Wasserwirtschaft beschrieben. Ein signifikanter Teil der Ausführungen ist den immerhin 41 Markierungsversuchen, durchgeführt zwischen 1869 und 2001 mit unterschiedlichen Substanzen gewidmet, an denen der Autor zum Teil selbst federführend beteiligt war und deren Ergebnisse hier z. T. neu bearbeitet wurden.  Eine Bewertung der Markierungsversuche beschließt diese Abhandlung.

Synopsis top ↑

In the southwest of Germany, a "competition" for the European watershed broke out in geohistorical times, between the catchment areas of the Rhine river running off towards the North Sea and the Danube river towards the Black Sea. The Danube was always on the losing side. The most recent serious loss was inflicted on the Danube river about 20,000 years ago when the Feldberg-Danube was "tapped" by the Wutach river.

All that remained was the river Aitrach in a valley that was much too wide for the small river. Further downstream, between Immendingen and Fridingen, the Danube loses considerable amounts of water into the calcareous, karstified subsoil.

The author summarizes the current knowledge of the well-known phenomenon of the infiltration of the Upper Danube. Marker tests have shown that the major part of the seeping Danube water flows towards the Aach spring, the water-richest spring in Germany.

The unfortunate demarcation of the border between the old states of Württemberg and Baden led to many years of bitter (legal) dispute over the rights to the water of the Aach river, which at the same time stimulated research (tracer experiments) of this phenomenon (to determine the whereabouts of the "lost" Danube water). The infiltration of the Danube water is so intense in dry summers that the river bed often dries up completely.

The area between the Danube and the source of the river Aach is described in detail in terms of geology, hydrogeology, water quality and water management. A significant part of the explanations is dedicated to the 41 tracer experiments, carried out between 1869 and 2001 with different substances, for which the author himself was partly responsible and whose results were partly revised here. A re-evaluation and re-interpretation of the results of these marker tests concludes this paper.

Laichinger Höhlenfreunds top ↑

Das Büchlein ist sehr unterhaltsam geschrieben und empfehlenswert. Es zeigt sich, dass es auf der Schwäbischen Alb noch viele schöne Flecken außerhalb der ausgetretenen Premiumwege gibt.

Ach so, falls es jemanden interessiert: Upflamör ist ein Teilort von Zwiefalten und liegt ca. 5 km südwestlich davon.

— Richard Frank

Käss, Werner: Das Donau-Aach-System. Die Versickerung der Oberen Donau zwischen Immendingen und Fridingen. - Geologisches Jahrbuch, Reihe A, Heft 165, 268 S.; Stuttgart (Schweizerbart) 2020; 39,80 €.

Als Mitteleuropas größte Flussschwinde ist die Donauversickerung unweit von Tuttlingen weit über die Schwäbische Alb hinaus bekannt. Jeder kennt das Bild des trockenen Flussbettes, das sich alljährlich für einige Monate bei Vollversickerung ergibt. Die Donau entschwindet unterirdisch nach Süden und gelangt in der 12 km entfernten Aachquelle, Deutschlands schüttungsreichster Karstquelle, wieder ans Tageslicht. Auf engem Raum sind hier der Verkarstungsprozess und seine Folgen veranschaulicht. Er drückt sich aus im fortwährenden Kampf um die europäische Wasserscheide zwischen Rhein und Donau. Jeder weiß, dass dieser zu Ungunsten der Donau ausgehen wird.

Das Einzugsgebiet der Aachquelle vereint geologische Highlights und Superlative, die seit langem das Interesse der Wissenschaft wecken. Allerdings war nicht die wissenschaftliche Neugier der ursprüngliche Antrieb für ihre Erforschung, sondern es waren vielmehr praktische wasserwirtschaftliche Aspekte. Denn um das versickernde Wasser entwickelte sich ein Streit, nachdem mit der aufkommenden Industrialisierung die Wasserkraft der Donau immer mehr in den Fokus geriet.

Donauversickerung und Aachquelle wecken bei Werner Käss schon seit den 1960er Jahren großes Interesse. Beide Naturphänomene sind seither zum Schwerpunkt seiner Lebensarbeit und seines wissenschaftlichen Wirkens geworden. So lag es nahe, die Beobachtungen, Messungen, Auswertungen und Erkenntnisse zusammenzuführen und angereichert mit viel Lokalwissen und entsprechendem Literaturüberblick in einem Band zu dokumentieren. Neben einführenden Übersichtskapiteln zur Flussgeschichte der Donau und zur Geschichte der Erforschung des Donau-Aachsystems liegt der Schwerpunkt des Buches in der historischen Aufarbeitung des Streits um das Wasser der Donau sowie in der Beschreibung der Versickerungsstellen und weiterer Karstformen (Erdfälle und Höhlen, wobei die Aachhöhle ein eigenes kleines Unterkapitel erhält. Informationen zu ihrer Erforschung enden etwa 2011). Der wichtigste Abschnitt im Buch handelt von den im Einzugsgebiet der Aachquelle zwischen 1869 und 2001 durchgeführten Markierungsversuchen. Diese 41 Versuche werden detailliert beschrieben und interpretiert, ergänzt durch Fotos und Graphiken. Zugleich arbeitet das Kapitel auch ein Stück weit Wissenschaftsgeschichte auf. Denn ausgelöst vom Streit ums Wasser führte hier der Textilfabrikant Ten Brink bereits 1869 einen ersten, allerdings ergebnislosen Markierungsversuch durch. Erst acht Jahre später gelang dem in Karlsruhe lehrenden Professor Adolph Knop der Nachweis zwischen Donauversickerung und Aachtopf, als er das versickernde Wasser mit 20 Tonnen Steinsalz, 1.200 Kilogramm Schieferöl und schließlich 10 Kilogramm Natriumfluorescein - heute als Uranin bekannt - versetzte. Adolph Knops Versuche gelten als die ersten wissenschaftlich konzipierten und qualifiziert ausgewerteten Markierungsversuche überhaupt. Im Hinblick auf die methodische Entwicklung des Markierungsversuchs als klassisches Erkundungswerkzeug in der Hydrogeologie sind die Ausführungen des Autors zu den Versuchen, die im Rahmen der „2. Internationalen Fachtagung zur Untersuchung unterirdischer Wasserwege“ durchgeführt wurden, mindestens ebenso interessant. 100 Jahre nach dem ersten Versuch im Einzugsgebiet der Aachquelle hat eine Gruppe von Fachleuten unter federführender Beteiligung des Autors ein möglichst umfangreiches Spektrum an Markierungsmitteln erprobt. Es ist schon bemerkenswert, was man damals neben den fluoreszierenden Tracern zum Einsatz brachte, so z.B. den Duftstoff Isobornylacetat, 50 Tonnen (!) Steinsalz oder auch Tenside, deren Nachweis nicht nur über die analytische Bestimmung der Konzentration, sondern auch durch Messung der Schaumbildung bzw. Schaumhöhe ermittelt wurde, die sich nach Schütteln des Probenahmegefäßes ergab.

In den zwei Kapiteln „Über das Donauwasser und das Aachquellwasser“ und „Das Karstwasser im Donau-Aach-Gebiet“ werden die hydrochemische Beschaffenheit der Wässer und ihr Temperaturverhalten beschrieben. Weiter wird auf die Lage und Größe des Einzugsgebiets eingegangen. Wer tiefer in die Materie einsteigen will, bedient sich der mehrseitigen Tabellen im Text und im Anhang, so zur Wasserbeschaffenheit, zur Wasserbilanz (mit Abflusshöhen und Niederschlägen) sowie zu den Vollversickerungstagen der Donau seit 1884.

Das von Werner Käss vorgelegte Buch, das mit monographischem Charakter als Band 165 in der Zeitschriftenreihe „Geologisches Jahrbuch“ erscheint, ist für Interessenten der regionalen Hydrogeologie Baden-Württembergs und der Karstlandschaft Schwäbische Alb eine fundierte Grundlage, rasch einen Überblick über das weltweit bekannte Karstphänomen der Donauversickerung zu bekommen. Gleichzeitig bietet es eine Fülle an Daten und Informationen für denjenigen, der sich ins Detail vertiefen will.

— Wolfgang Ufrecht, "Laichinger Höhlenfreunds" (Jahrgang 54, Ausgabe 2020, S. 71-72; Laichingen. Hrsg.: Höhlen- und Heimatverein Laichingen)

Besprechung in WasserWirtschaft (Nummer 6, 111. Jahrgang, ISSN 0043 0978) top ↑

Der Autor stellt das bekannte Phänomen der Versickerung der Oberen Donau in den kalkigen, verkarsteten Untergrund zwischen Immendingen und Fridingen in einer beeindruckenden Weise zusammenfassend dar.

Zahlreiche Markierungsversuche in den letzten fast 150 Jahren haben gezeigt, dass der größte Teil des versickernden Donauwassers zur südlich gelegenen Aachquelle fließt, der wasserreichsten Quelle Deutschlands. Die unglückliche Grenzziehung zwischen den alten Ländern Württemberg und Baden führte langjährigem, erbittertem Streit um das Aachwasser, der auch die Erforschung dieses Phänomens angeregt hat.

Die Versickerung des Donauwassers ist in trockenen Sommern so intensiv, dass das Flussbett oft vollständig trockenfällt. Das Gebiet zwischen der Donau und der Aachquelle wird in diesem Werk eingehend im Hinblick auf Geologie, Hydrogeologie, Wasserbeschaffenheit und Wasserwirtschaft beschrieben, das der Autor über lange Zeit intensiv untersucht hat.

Besprechung in WasserWirtschaft | Im Zeichen der Klimaentwicklung | Nummer 6 | 111. Jahrgang

Besprechung in Geowissenschaftlichen Mitteilungen (84, Juni 2021) top ↑

Im Südwesten Deutschlands spielt sich der ungleiche Kampf um die Europäische Wasserscheide ab, welcher zwischen der Donau und dem Rhein ausgetragen wird. Stück für Stück gräbt der erdgeschichtlichjüngere Rhein der Donau mehr und mehr von ihrem Einzugsgebiet ab. Zwischen Immendingen und Fridingen versickert die Donau teilweise vollständig. Durch die verkarsteten Schichten des Weißen Jura fließt sie dann nicht mehr in das Schwarze Meer, sondern über den Aachtopf, Bodensee und Rhein in die Nordsee.

Der Verein Freunde der Aachhöhle e. V. erforscht seit Jahrzehnten den unterirdischen Karst und steht dabei in engem Kontakt mit Werner Käss. In schwierigen Tauchgängen und mit aufwendigen Grabungsaktionen ist es dabei gelungen, einem Teil des Höhlensystems einige Geheimnisse zu entlocken. Mehrere offene Fortsetzungen lassen auf große Neuentdeckungen hoffen. Die Erforschung des Rätsels um die verschwundene Donau reicht jedoch fast 200 Jahre zurück. Lange bevor den ersten Tauchern der Zutritt in dieses unterirdische Entwässerungssystem gelang, wurde mit Färbeversuchen die hydrologische Verbindung zwischen den Versickerungsstellen und der Karstquelle belegt.

Das umfangreiche Buch von Werner Käss dokumentiert detailliert die Färbeversuche, die Geologie, die Hydrologie und den Wasserchemismus im Donau-Aach-System. Die Höhlen werden hier nur relativ knapp behandelt. Vielmehr liegt ein weiterer Schwerpunkt des Werkes auf der historischen Aufarbeitung des wasserwirtschaftlichen Konflikts. Durch die Lage der Donauversickerung im Grenzbereich zwischen den damals eigenständigen Bundesländern Baden und Württemberg kam es hier im Zuge der Industrialisierung zu veritablem Streit um die Wasserrechte. Dieser hatte bereits früh den Boden für die Forschung bereitet und Färbeversuche reichen bis in das Jahr 1869 zurück.

Werner Käss ist Autor des Standardwerkes „Geohydraulische Markierungstechnik“, zählt zu den besten Kennern der hydrologischen Verhältnisse des Donau-Aach-Systems und war selbst an vielen der Färbeversuche federführend beteiligt. In den letzten knapp 150 Jahren wurden 41 Färbeversuche durchgeführt, die jeweils einzeln beschrieben werden. Man darf wirklich erstaunt sein ob der Kreativität und Vielfalt an Markierungsstoffen, die hier zum Einsatz kamen: Anilinrot 1869, Schieferöl 1877, Steinsalz 1877, Uranin 1904, Duftstoff-Dipenten 1969, Bärlappsporen 1978, Eosin 1996, fluoreszierende Kügelchen 2001 - um hier eine Auswahl zu nennen. Neben den jeweiligen Eingabepunkten und Laufzeiten werden dem Leser auch viele hydrologische Daten in der Form von Tabellen und Grafiken an die Hand gegeben, die dieses Buch zu einer wichtigen Quelle auch mit Blick auf künftige Forschungen machen. Die Messergebnisse werden hier zum Teil neu analysiert und ausgewertet und sind für Wissenschaftler von Wert. Ein gutes Drittel des Buches stellt darüber hinaus das Donau-Aach-Karstsystem vor und ist reich bebildert. Auch die Leistungen der ehrenamtlichen Höhlenforschung werden gewürdigt. Für viele Höhlenforscher ist es eine Einladung, sich an den wissenschaftlichen Forschungen weiter zu beteiligen.

Matthias Lopez Correa , Erlangen/Bologna & Rafael Grimm, Rielasingen www gmit-online.de

Besprechung in Berichte, Geographie und Landeskunde 4 (2021) top ↑

Eine der aus geowissenschaftlicher Perspektive Top-Sehenswürdigkeiten Deutschlands, die zeit­weise vollständige Versickerung der Donau rund um Tuttlingen, hat mit der jüngst vorgelegten Zusammenstellung eine attraktive neue Übersicht aller Daten und Befunde erhalten. Mittlerweile durchschnittlich die Hälfte jeden Jahres fällt zwischen Immendingen und Fridingen das Flussbett trocken, und das Wasser überwindet durch Karstwasserbahnen die Wasserscheide von der Donau/Mittelmeer zum Einzugsgebiet des Rheins und in die Nordsee. Die sich überkreuzenden Bahnen der zahlreichen Versickerungsstellen im Donaubett finden zum größten Teil einen Auslass im Aach-Topf, Deutschlands stärkster Quelle. Doch auch aus humangeographischer Sicht weist die Thema­tik interessante Aspekte auf, denn die Versickerung fand in Württemberg statt, während das Wasser in Baden wieder an die Oberfläche kam und intensiv genutzt werden konnte. So erklärt es sich auch, dass Plombierungen der Versickerungsstellen oder der Bau eines Umleitungsstollens ein Politikum wurden, denn das für Mühlenbetriebe dringend in Württemberg benötigte Wasser fehlte in Baden. In welchem Maße sich in den letzten rund 150 Jahren die Zahl der Tage mit Vollversickerung erhöht hat, auf welche Art und Weise die Karströhrensysteme wuchsen und miteinander verbunden sind, und wie sich die Streitigkeiten um das Wasser entwickelten, wird mit Sorgfalt und Liebe zum Detail in diesem Band vorgestellt.

Das umfangreiche und durchgehend attraktiv farbig illustrierte Werk schildert auf 40 Seiten die Entwicklung der Streitigkeiten um das Wasser als Einleitung. Auf den nachfolgenden 70 Seiten werden die Komponenten des Karstsystems vorgestellt, ehe eine gleichlange Dokumentation der Markierungsversuche als Methode zum Nachweis der Verbindungen von Versickerungsstellen und Karstquellen folgt. Ein umfangreiches Schriftenverzeichnis, Datentabellen als Belege zu Zunahme der Anzahl der Vollversickerungstage der Donau sowie geologische Karten und Profile runden die Zusammenstellung ab. Auf den Berichterstatter wirkte dabei die sehr umfangreiche Dokumenta­tion aller Daten zu den zahlreichen Markierungsversuchen im Zeitraum 1869–2001 zunächst nur bedingt attraktiv. Doch wird hierdurch deutlich, auf welchem Wege es möglich war, die verschlun­ genen und sich kreuzenden Wege des Wassers im Untergrund zu erforschen und schrittweise er­fassen. Hier wirkt sicherlich die berufliche Tätigkeit des Autors als geochemischer Laborleiter und Autor einschlägiger Lehrbücher zu hydrogeologischen Markierungstechniken durch.

Jürgen Herget, Bonn
Berichte, Geographie und Landeskunde | Band 94 | Dezember 2021 | Heft 4| pp 356-356 Franz Steiner Verlag

Inhaltsverzeichnis top ↑

1 Einleitung 12
1.1 Zur Flussgeschichte der Donau 14
1.2 Geschichte der Erforschung des Donau-Aach-Systems 16
2 Der Streit um das Donauwasser 20
2.1 Voraussetzungen, Vorgeschichte und Eskalation des Streits 20
2.2 Versuche zur Lösung des Streits 37
2.3 Die Streitlage zwischen den Kriegen 1914/18 und 1939/45 43
2.4 Die Entwicklung nach 1945 48
2.5 Rückschau 56
3 Der Karst im Donau-Aach-Gebiet 60
3.1 Flussversickerungen allgemein 60
3.2 Geologisch-hydrologischer Überblick über das Donau-Aach-Gebiet 64
3.3 Die Versickerungsstellen im Donautal 65
3.3.1 Die Wasserverluste der Donau bei Immendingen 65
3.3.2 Die Donauhauptversickerung am Brühl 68
3.3.3 Vollversickerungstage zwischen Immendingen und Tuttlingen-Möhringen 71
3.3.4 Das Donautal zwischen dem Brühl und Fridingen 76
3.3.5 Die Donauschleife bei Fridingen 78
3.4 Das Karstgebiet zwischen Donau und Aachquelle 82
3.4.1 Trockentäler und Bachversickerungen 82
3.4.2 Erdfälle im Donau-Aach-Gebiet 84
3.4.3 Höhlen im Donau-Aach-Gebiet 95
3.5 Die Aachquelle 97
3.5.1 Die Aachquellhöhle 101
3.5.2 Versickerung und Aachquellschüttung 103
3.5.3 Schüttung der Aachquelle 103
3.5.4 Wann ist die Aachquelle entstanden? 104
3.5.5 Über das Donauwasser und das Aachquellwasser 105
3.5.6 Zur Karbonatauflösung 108
3.6 Das Karstwasser im Donau-Aach-Gebiet 110
3.7 Geohydraulik 120
3.7.1. Druckpotenziale 120
3.7.2 Der Speicherraum zwischen Donau und Aachquelle 121
3.7.3 Das Einzugsgebiet der Aachquelle 122
3.8 Tektonik 122
3.9 Isotopenhydrogeologie 125
3.9.1 Tritium 125
3.9.2 Radiokohlenstoff 126
3.9.3 Stabile Isotope 127
3.9.4 Zusammenfassung 129
4 Die Markierungsversuche (1869–2001) 132
4.1 Brühl, 1869 (Anilinrot) 133
4.2 Brühl, 22.09.1877 (Schieferöl) 134
4.3 Brühl, 24.09.1877 (Steinsalz) 135
4.4 Brühl, 09.10.1877 (Fluoreszein) 139
4.5 Tuttlingen, 14.11.1904 (Uranin) 140
4.6 Brühl, 06.08.1907 (Uranin) 141
4.7 Fridingen, 26.08.1907 (Uranin) 142
4.8 Fridingen, 11.11.1908 (Steinsalz) 144
4.9 Wasserburger Tal, 04.05.1928 (Uranin) 151
4.10 Emmingen ab Egg, 22.06.1928 (Uranin) 152
4.11 Kriegertal, 31.07.1928 (Uranin) 152
4.12 Fridingen, 27.08.1957 (Steinsalz) 153
4.13 Neuhausen ob Eck, 02.12.1958 (Uranin) 157
4.14 Neuhausen ob Eck, 14.03.1962 (Uranin) 158
4.15 Worndorf, 09.12.1963 (Uranin) 160
4.16 Im Tal oberhalb von Engen, 13.06.1966 (Uranin) 162
4.17 Krebsbach/Eigeltingen, 15.12.1967 (Uranin) 162
4.18 Immendingen, 26.08.1969 (Kaliumchlorid) 164
4.19 Immendingen, 26.08.1969 (Duft- und Geschmacksstoff Dipenten) 165
4.20 Hegaublick, 26.08.1969 (Amidorhodamin G) 166
4.21 Im Tal, 26.08.1969 (Bromid) 167
4.22 Fridingen, 26.08.1969 (51Chrom) 168
4.23 Fridingen, 26.08.1969 (Lanthan) 169
4.24 Liptingen, 26.08.1969 (Tenside) 171
4.25 Liptingen, 26.08.1969 (Duftstoff Isobornylacetat) 173
4.26 Buchheim, 26.08.1969 (Uranin) 174
4.27 Brühl, 26.08.1969 (Serratia marcescens) 176
4.28 Brühl, 26.08.1969 (braune Bärlappsporen) 179
4.29 Tuttlingen, 26.08.1969 (Streusalz) 181
4.30 Neuhausen ob Eck, 26.08.1969 (grüne Bärlappsporen) 183
4.31 Immendingen, 30.10.1971 (Uranin) 184
4.32 Aachnebenquelle, 31.10.1971 (Uranin) 186
4.33 Brühl, 26.12.1978 (Acridinorange-fluoreszierende Bärlappsporen) 187
4.34 Brühl, 26.12.1978 (Uranin) 189
4.35 Gönninger Höfe, 28.12.1978 (Uranin) 190
4.36 Heudorf im Hegau, 24.06.1993 (Uranin) 190
4.37 Brühl, 28.08.1995 (Uranin) 193
4.38 Brühl, 28.08.1995 (Lithium) 193
4.39 Brühl, 10.09.1996 (Uranin) 196
4.40 Fridingen, 10.09.1996 (Eosin) 197
4.41 Erdfall Harresser, 14.06.2001 (Uranin und fluoreszierende Kügelchen) 198
5 Zusammenfassung und Ausblick 202
6 Schriftenverzeichnis 210
Anlagen:
anlage 1: Datenlücken am Brühl (01.11.1944–31.10.1945) 228
Anlage 2: Vollversickerungstage der Donau zwischen Immendingen und
Tuttlingen-Möhringen (1884–2019) 240
Tafeln:
Tafel I: Geologischer Profilschnitt entlang der Donau von Immendingen bis zur Bronner Mühle 252
Tafel II: Geologische Übersichtskarte über das Donau-Aach-Gebiet 254
Tafel III: Geologischer Profilschnitt Brühl – Aachquelle – Hegau 256
Tafel IV: Geologischer Profilschnitt von der Fridinger Donauschleife zur Aachquelle 258
Tafel V: Die wichtigsten Karstwasservorkommen im Donau-Aach-Gebiet 260
Tafel VI: Aktive Isotope Tritium und Radiokohlenstoff 262
Tafel VII: Darstellung der Markierungsversuche im Donau-Aach-Gebiet (1869–2001) 264

Besprechung in Belegheft Mitteilungen des VdHK 2/2021 top ↑

Im Südwesten Deutschlands spielt sich der ungleiche Kampf um die
Europäische Wasserscheide ab, der zwischen der Donau und dem Rhein
ausgetragen wird. Stück für Stück gräbt der erdgeschichtlich jüngere
Rhein der Donau mehr und mehr von ihrem Einzugsgebiet ab. Zwischen
Immendingen und Fridingen versickert die Donau teilweise
vollständig. Durch die verkarsteten Schichten des Weißen Jura fließt
sie dann nicht mehr in das Schwarze Meer, sondern über Aachtopf,
Bodensee und Rhein in die Nordsee.


Der Verein Freunde der Aachhöhle e.V. erforscht seit Jahrzehnten den
unterirdischen Karst und steht dabei in engem Kontakt mit Werner
Käss. In schwierigen Tauchgängen und mit aufwendigen Grabungsaktionen
ist es dabei gelungen, einem Teil des Höhlensystems einige Geheimnisse
zu entlocken. Mehrere offene Fortsetzungen lassen auf große
Neuentdeckungen hoffen. Die Erforschung des Rätsels um die
verschwundene Donau reicht jedoch fast 200 Jahre zurück. Lange bevor
den ersten Tauchern der Zutritt in dieses unterirdische
Entwässerungssystem gelang, wurde mit Färbeversuchen die hydrologische
Verbindung zwischen den Versickerungsstellen und der Karstquelle
belegt.


Das umfangreiche Buch von Werner Käss dokumentiert detailliert die
Färbeversuche, die Geologie, die Hydrologie und den Wasserchemismus im
Donau-Aach-System. Die Höhlen werden hier nur relativ knapp
behandelt. Vielmehr liegt ein weiterer Schwerpunkt des Werks auf der
historischen Aufarbeitung des wasserwirtschaftlichen Konflikts. Durch
die Lage der Donauversickerung im Grenzbereich zwischen den damals
eigenständigen Bundesländern Baden und Württemberg kam es hier im Zuge
der Industrialisierung zu veritablem Streit um die
Wasserrechte. Dieser hatte bereits früh den Boden für die Forschung
bereitet und Färbeversuche reichen bis in das Jahr 1869 zurück.


Werner Käss ist Autor des Standardwerks „Geohydraulische
Markierungstechnik“, zählt zu den besten Kennern der hydrologischen
Verhältnisse des Donau-Aach-Systems und war selbst an vielen der
Färbeversuche unmittelbar und federführend beteiligt. In den letzten
knapp 150 Jahren wurden 41 Färbeversuche durchgeführt, die jeweils
einzeln beschrieben werden. Man kann wirklich erstaunt sein, ob der
Kreativität und Vielfalt an Markierungsstoffen, die hier zum Einsatz
kamen: Anilinrot 1869, Schieferöl 1877, Steinsalz 1877, Uranin 1904,
Duftstoff Dipenten 1969, Bärlappsporen 1978, Eosin 1996,
fluoreszierende Kügelchen 2001 - um eine Auswahl zu nennen. Neben den
jeweiligen Eingabepunkten und Laufzeiten werden auch viele
hydrologische Daten in Form von Tabellen und Grafiken dargestellt, die
den Band zu einer wichtigen Quelle auch mit Blick auf künftige
Forschungen machen. Die Messergebnisse werden zum Teil neu analysiert
und ausgewertet. Ein gutes Drittel des Buchs stellt darüber hinaus das
Donau-Aach-Karstsystem vor und ist reich bebildert. Auch die
Leistungen der ehrenamtlichen Höhlenforschung werden gewürdigt. Für
viele Höhlenforscher ist der Band eine Einladung, sich an den
wissenschaftlichen Forschungen weiter zu beteiligen.


Rafael Grimm und Matthias López Correa