Bei dieser hervorragenden Arbeit handelt es sich um die Dissertation
von J. Barnasch an der Naturwissenschaftlichen Fakultät III der
Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg aus dem Jahr 2009. Die
Gutachter waren Prof. Dr. G. H. Bachmann und Dr. M. Geluk.
Auf der Basis von komplexen und detaillierten lithologischen und
kleinzyklischen Bearbeitungen, der Auswertung von über 750
geophysikalischen Logs, der Berücksichtigung biostratigraphischer
Kriterien, der Fazies und Faziesänderungen in E-W-Richtung legte der
Verf. erstmalig eine detaillierte Korrelation des gesamten Keupers im
Westteil des Zentraleuropäischen Beckens von Deutschland, der
Niederlande, Dänemark, Ostengland und angrenzende Gebiete der Nordsee
vor und dokumentierte die diskontinuierliche Sedimentation, Litho-,
Zyklo-und Sequenzstratigraphie hervorragend. Herausragende Ergebnisse
sind (1) die Korrelation der Newark-Gipse von Ostengland (die man
z. T. bergmännisch abbaut) über die mächtigen Anhydritfolgen der
Nordsee, Anhydrite in der oberen Arnstadt-Formation
Nordwestdeutschlands mit der oberen Arnstadt Formation in deren
Typusgebiet im Thüringer Becken, wo es nur noch wenige
Anhydrit-/Gipsknollen gibt; (2) die Mächtigkeitskarten des gesamten
Keupers und seiner 6 Formationen für das gesamte westliche
Zentraleuropäische Becken; (3) die abgedeckten geologischen Karten zu
den Diskordanzen an der Basis des Schilfsandsteins (Diskordanz D 2),
an der Basis der Arnstadt-Formation („Altkimmerische Hauptdiskordanz“
= Diskordanz D 4) und an der Basis der mittleren Exter-Formation
(Diskordanz D 6); (4) die Korrelation von Leithorizonten im gesamten
westlichen Zentraleuropäischen Becken, wie die genaue Position und
Korrelation von Salzlagern in der Grabfeld- und Weser-Formation oder
die Korrelation von wichtigen Gipshorizonten, wie der Heldburggips in
Deutschland mit dem Tutbury Gips in England.
Wichtig für das Verständnis der Arbeit ist die im einleitenden Teil
Kenntnisstand unter Lithostratigraphie aufgelistete
lithostratigraphische Gliederung in den einzelnen
Untersuchungsgebieten, einschließlich eines kurzen historischen
Überblicks über die Entwicklung der Lithostratigraphie in diesen
Bereichen. Zahlreiche gute Abbildungen erleichtern das Verständnis
der Lithostratigraphie in den einzelnen Untersuchungsgebieten sowie
die Korrelation zwischen den Ablagerungsgebieten. Darüber hinaus
werden in diesem Abschnitt auch die im Keuper auftretenden
Schichtlücken (Diskordanzen), die Biostratigraphie,
Zyklostratigraphie, Chronostratigraphie und Sequenzstratigraphie kurz
behandelt. Auf Seite 27 bezeichnete man Ost-England in der
Überschrift versehentlich als UK Offshore-, im Text dann richtig als
Onshoregebiet. Zuvor taucht die Englische Nordsee in der Überschrift
korrekt als UK Offshore auf.
Der Abschnitt Lithostratigraphie, diskontinuierliche Entwicklung,
Zyklound Sequenzstratigraphie behandelt die einzelnen Formationen des
Keupers und diskutiert dabei die regionale Beschreibung und
Korrelation ausführlich. Auf Grund der detaillierten Korrelation aller
Keuper-Formationen im westlichen Teil des Mitteleuropäischen Beckens
und angrenzenden Teil des Dänischen Beckens konnte man erstmalig für
dieses große Gebiet Mächtigkeitskarten der einzelnen Keuper-
Formationen und des gesamten Keupers erstellen. Die
Mächtigkeitsverteilung zeigt sehr klar den Einfluss wichtiger
Strukturelemente auf die Mächtigkeit und lässt im Umkehrschluss die
Aktivität wichtiger Strukturelemente in den einzelnen Zeitabschnitten
erkennen. Deutliche Änderungen in den Strukturen finden sich von der
Erfurt-Formation zur Grabfeld-Formation im untersuchten Anteil des
Dänischen Beckens und zwischen der norischen Arnstadt-Formation und
der überwiegend rhätischen Exter-Formation im Dänischen Becken und im
anschließenden nördlichen Teil des Mitteleuropäischen
Beckens. Interessante fazielle Interpretationen runden diesen
Abschnitt der Arbeit ab (z. B. gut begründete Ausführungen zur
Entstehung der Keuper-Salzlager).
Zahlreiche Abbildungen erleichtern das Verständnis in diesem Teils der
Arbeit. Bemerkenswert ist für diesen Abschnitt die Verschiebung des
Kielsberg-Members von der oberen Arnstadt-Formation in die untere
Exter-Formation. Dies ist von der lithologischen Ausbildung und der
Position des Kielsberg-Members oberhalb der Diskordanz D 5 zu
begrüßen. Es erleichtert die Abgrenzung von Arnstadt- und
Exter-Formation und macht sie beckenweit einheitlich. Im Abschnitt
Diskontinuierliche Entwicklung sind die Diskordanzen innerhalb des
Keupers ausführlich diskutiert. Mehrfach erfolgt ein Hinweis auf
amalgamierte Diskordanzen, die zu einer Überbewertung an einzelnen
Diskordanzen in bestimmten Gebieten führen können. Interessant ist die
Aussage zur „Altkimmerischen Hauptdiskordanz“ (Diskordanz D 4), dass
sie im Großteil des Beckens zu keiner nennenswerten Erosion
führte. Das bestätigen Conchostraken-Studien, die nennenswerte
Schichtlücken im Becken außerhalb der Randgebiete und auf Schwellen
ausschließen. Das bestätigt die Aussage von Barnasch, dass „an die
Diskordanz D 4 geknüpfte Abtragung nur an den Beckenrändern und auf
eng begrenzte Schwellen nachgewiesen worden“ ist. Sehr anschaulich
sind die abgedeckten Karten der Diskordanzen D 2, D 4 und D 6.
Sehr gelungen ist auch die Verknüpfung der Zyklostratigraphie des
Keupers mit dem sequenzstratigraphischen Modell des Keupers, wobei
zunächst die unterschiedlichen Arten von Zyklen anschaulich erklärt
werden. Das Literaturverzeichnis ist ausführlich und enthält alle
relevanten Arbeiten. Die gesamte Arbeit ist durch zahlreiche,
z. T. farbige Abbildungen hervorragend erläutert.
Das vorliegende Werk sollte für alle Geologen, die sich mit der Trias
des Mitteleuropäischen Beckens (Germanisches Becken) und speziell mit
dem Germanischen Keuper befassen, eine Pflichtlektüre sein. Sie
bedeutet einen erheblichen Kenntniszuwachs und spricht auch Themen an,
die noch weiterer intensiver Studien bedürfen, ohne vorschnell
Lösungen zu präsentieren.
Heinz W. Kozur, Budapest
Zentralblatt für Geologie und Paläontologie Teil II Jg. 2012 Heft 5/6