Erstmals wird mit diesem Band eine flächendeckende regionale Beschreibung
der Hydrogeologie Deutschlands vorgelegt. Die Beschreibung erfolgt in Anlehnung
an die Systematik der hydrogeologischen Raumgliederung Deutschlands in drei
hierarchischen Ebenen unterschiedlichen Detaillierungsgrades, die das Bundes-
gebiet in zehn hydrogeologische Großräume, 36 hydrogeologische Räume und 247 hydrogeologische Teilräume unterteilt. Diese Unterteilung wird der Forderung der im Dezember 2000 in Kraft getretenen EU-WRRL gerecht, eine Bestandsaufnahme und Zustandsanalyse aller Grundwasserkörper vorzulegen und hierzu entsprechende homogene Raumeinheiten auszuweisen, die in dem vorliegenden Band wie folgt definiert werden:
Als hydrogeologische Großräume gelten große Bereiche der Erdkruste mit ähnlichen
hydrogeologischen Eigenschaften und ähnlichen Grundwasserverhältnissen, die auf derselben geologischen Entstehungsgeschichte und einem einheitlichen tektonischen Baumuster beruhen. Hydrogeologische Räume sind Bereiche der Erdkruste, deren hydrogeologische Eigenschaften aufgrund ähnlichen Schichtenaufbaus, ähnlicher geologischer Struktur, ähnlicher Morphologie und ähnlicher Grundwasserbeschaffenheit einheitlich sind. Hydrogeologische Teilräume sind einzelne oder mehrere hydrogeologische Einheiten, die einen regional einheitlichen Bau aufweisen und die aufgrund ihrer Petrografie, Textur oder Struktur einheitliche hydrogeologische Eigenschaften aufweisen und durch Schichtgrenzen, Faziesgrenzen, Erosionsränder oder Störungen begrenzt sind.
Nach diesen Begriffsdefinitionen schließen sich in der Einleitung des Bandes all
gemeine Hinweise zur Benutzung und eine anschauliche Übersichtkarte der zehn hydrogeologischen Großräume und 36 hydrogeologische Räume in Deutschland an, bevor in den folgenden zehn Kapiteln – entsprechend der hydrogeologischen Großräume – alle hydrogeologischen Räume und Teilräume im Detail beschrieben werden. Hierzu dienen jeweils kurze Texte zur Lage und zu den wesentlichen (hydro-)geologischen Merkmalen der Großräume und Räume sowie vergleichsweise ausführliche Beschreibungen der Teilräume nach einem einheitlichen Gliederungsschema: Nach Hinweisen zur räumlichen Verbreitung und den wesentlichen geologischen und hydrogeologischen Merkmalen folgen Beschreibungen von Gesteinsart, Hohlraumart, Verfestigung, hydraulischer Durchlässigkeit und geochemischem Gesteinstyp der wichtigsten Grundwasserleiter. Es schließen sich Erläuterungen zum Stockwerksbau, zur Grundwasserdynamik, zur Charakterisierung der Schutzfunktion der Grundwasserüberdeckung sowie zur wasserwirtschaftlichen Nutzung/Bedeutung an.
Jeweils zu Beginn eines „RaumKapitels“ ist eine farbige Übersichtskarte des entsprechenden hydrogeologischen Raums mit den enthaltenen Teilräumen dargestellt. Neben den – in der gebotenen Kürze – sehr informativen Texten bereichern Farbbilder von Landschaften oder geologischen Aufschlüssen den ohnehin hervorragend gestalteten Band. Je nach Verfügbarkeit in den ausgewerteten Quellen ergänzen hydrogeologische und geologische Profilschnitte die Erläuterungen im Text.
Der Band endet mit einem Verzeichnis der zugrunde liegenden Fachliteratur und einer Auflistung gedruckter und digitaler hydrogeologischer Übersichtskarten von Deutschland sowie ausgewählter Kartenserver und Informationssysteme.
Im Anhang befinden sich ein Glossar der wichtigsten Fachbegriffe, eine geologische Zeittafel, ein alphabetischer Index der hydrogeologischen Großräume, Räume und Teilräume sowie eine Auflistung aller Autoren und Ansprechpartner nach Bundesländern.
Insgesamt ist den Autoren eine ausgezeichnete Übersicht der regionalen Hydrogeologie von Deutschland gelungen, die eine seit langem beanstandete Lücke in der hydrogeologischen Fachliteratur schließt. Der aufwändig gestaltete Band beeindruckt durch anschauliche Karten, Fotos, Profilschnitte sowie die kurzen und informativen Texte. Ein Fachmann mit regionalen Detailkenntnissen wird zu seinem Heimatraum sicherlich nur wenige neue Informationen finden. Doch das ist auch nicht der Anspruch des Bandes.
Stattdessen ist er an geowissenschaftlich interessierte Laien gerichtet, die eine Übersicht zu den großen hydrogeologischen Raumeinheiten erhalten möchten und auf die eine oder andere Hilfestellung angewiesen ist. Darüber hinaus ist der Band für Fachleute zu empfehlen, die zur Erschließung eines noch unbekannten Raumes auf der Suche nach kurzen, hydrogeologisch relevanten Sachinformationen sind. Für diesen Adressatenkreis wäre es jedoch hilfreich gewesen, die regional relevanten Literaturquellen in dem jeweiligen Teilkapitel aufzulisten und nicht – ohne regionale Zuordnung – am Ende des Bandes im Verzeichnis aller Quellen.
Stefan Harnischmacher, Marburg
Berichte.Geographie und Landeskunde Bd. 90, H. 1, 2016, S. 85-86