Cover image of: Dieter Kelletat - Physische Geographie der Meere und Küsten Eine Einführung

Dieter Kelletat:

Physische Geographie der Meere und Küsten

Eine Einführung

2013. 3. neu bearbeitete und erweiterte Auflage, 290 Seiten, 234 Abbildungen, 22 Tabellen, 14x21cm, 460 g
Language: Deutsch

(Studienbücher der Geographie)

ISBN 978-3-443-07150-9, brosch., price: 29.90 €

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Keywords

kontinental • Küstenraum • Meerterrasse • Geologie • quartär

Contents

Inhaltsbeschreibung top ↑

Obwohl die Meere rund 71 % der Erdoberfläche bedecken, beschäftigt sich die Geographie meist mit den kontinentalen Bereichen.

Der vorliegende Band führt in die wesentlichen Zusammenhänge und Prozesse in Meeren und Küsten in verständlicher und komprimierter Form ein und erläutert sie anhand zahlreicher Abbildungen und Tabellen. Er gliedert sich in zwei Teile: Der erste Teil beschreibt in kompakter Form die Meere, ihre Hydrologie, Geologie und Biologie.

Der zweite Teil beschäftigt sich mit den Küsten und wurde in dieser 3. Auflage deutlich ausgeweitet, um dem hohen Anteil der Küstenforschung in Deutschland Rechnung zu tragen: Er wurde um 88, teilweise farbige Abbildungen und 2 Tabellen erweitert.

Die Kapitel über quartäre Meeresterrassen, den Einfluss des Menschen auf die Küsten, deren Gefährdungspotential sowie die Klassifikation der Küstenformen und –formungsprozesse sowie der Ausblick für die Meeres- und Küstenforschung wurden ergänzt und aktualisiert. Auch die wirtschaftsgeographische Bedeutung der Meeres- und Küstenräume wird knapp dargelegt. Ein ausführliches Literatur- und Sachregister rundet den Band ab.

Bespr.: Bodenschutz 2/2017 top ↑

In der Reihe „Studienbücher der Geographie“ beschäftigt sich dieser Band in dritter, vollständig überarbeiteter und erweiterter Auflage mit der physischen Geographie der Meere und Küsten, und damit mit schwer zugänglichen, Wasser bedeckten Teilen der Erde und ihren Übergängen zu terrestrischen Systemen. Während Küsten auch in anderen geographischen Abhandlungen berücksichtigt werden, ist das für die Meere weniger der Fall, obwohl sie 71 % der Erdoberfläche bedecken, ein Alleinstellungsmerkmal für diesen Band. Das Buch stellt sich als komprimierende Zusammenfassung dar und richtet sich sowohl an Studierende geowissenschaftlicher und verwandter Studiengänge als auch an interessierte Nichtfachleute. Der Aufbau in kurzweiligen Kapitel- und Abschnittseinheiten, die zu dem gut bebildert, informativ und auflockernd sind, sowie der gut verständliche Sprachstil werden beiden Leserschichten gerecht. Leser, die sich vertiefend mit der Materie beschäftigen möchten, bietet der Band ein umfangreiches, aktuelles Literatur- und Sachregister.
Der erste Teil beschreibt die Meere. Wesentliche Aspekte sind Topographie, Morphologie, Geologie, Hydrologie, einschließlich Energie- und Stoffhaushalt, Bewegungsvorgänge im Meer und Meeresspielschwankungen. Der zweite Teil ist den Küsten gewidmet. Gerade dieser Teil wurde aufgrund stark wachsender Kenntnisse aus der Küstenforschung erheblich erweitert. Wesentliche Aspekte bilden die Vielzahl verschiedener Küstenformen und die an der Küstenformung beteiligter Prozesse. Obwohl der Schwerpunkt auf diesen physisch-geographischen Inhalten liegt, werden auch anthropogene Eingriffe in den Formenschatz behandelt, womit der Anthropozäncharakter des Holozäns unterstrichen wird.
Neben den Kernteilen bietet das Buch auch einen Überblick über die Wissenschaftsgeschichte, ein Aspekt, der in vielen Lehrbüchern zu kurz kommt, aber von großer Bedeutung ist, da die Gegenwart nur aus der Vergangenheit verständlich wird. Interessant ist darüber hinaus das Kapitel zu offenen Forschungsfragen, die mit dem geschichtlichen Überblick gut klar werden lassen, dass der Stand der Forschung nicht manifest ist, sondern sich entlang einer Zeitachse verändert. Für viele Leser ist sicherlich auch die Gegenüberstellung von englischen und deutschen Fachtermini hilfreich.
Obwohl, wie bei jedem anderen physisch-geographischem Lehrbuch, ein Buch die originäre Begegnung nicht ersetzen kann, bietet dieser Band einen gut lesbaren Einstieg in die Geographie der Meere und Küsten, der durch hervorragende Bebilderung unterstützt wird. Im deutschsprachigem Raum gibt es dazu keine Alternative.

Luise Giani, Universität Oldenburg

Bodenschutz 2/2017

Bespr.: Jahrbuch des Nassauischen Vereins für Naturkunde Band 138 top ↑

Die Geographie hat sich bisher im physischen Bereich überwiegend zu einer Wissenschaft der festen Erdoberfläche entwickelt. Dieser Band aus der Reihe „Studienbücher der Geographie“ beschäftigt sich zwar auch mit den Meeren und Ozeanen, die rd. 71 % der Erdoberfläche bedecken, der Focus liegt aber auf den Küsten (Kap. 3), denen 110 von insgesamt 290 Seiten gewidmet sind.
Absicht des Autors ist es, möglichst eine breite Leserschaft anzusprechen. Wegen der Komplexheit und der extremen Zahl der beteiligten Prozesse sah er daher bewusst von der Darbietung von Spezialwissen ab und nahm eine Stoffauswahl vor. Der Charakter einer Einführung, die auch für interessierte Nichtfachleute verständlich bleiben soll, ist somit gewährleistet. Ein vertieftes Studium soll durch die Nennung von rd. 560 Literaturquellen (S. 258−285) erleichtert werden.
Nach einem kurzen wissenschaftsgeschichtlichen Überblick (Kap. 1) werden in Kap. 2 („Gliederung, Gestaltung und Potential der Meeresräume“) zunächst ihre physische Geographie und ihre Eigenarten beleuchtet. Anschließend wird über die Topographie und Morphologie des Meeresbodens und seine Sedimente informiert. Schließlich werden die physikalischen und chemischen Eigenschaften des Meerwassers, das Eis der Meere, Bewegungsvorgänge im Meer, Stoff- und Energiehaushalt sowie Meeresspiegelschwankungen angesprochen.
In Kap. 3 („Küsten und Küstenformung“) wird zunächst „Küsten“ definiert und in die physische Geographie der Küstenräume eingeführt. Es folgen die Beschreibung der an der Küstenformung beteiligten Prozesse und der resultierenden natürlichen Küstenformen mit den Schwerpunkten Ingressionsküsten, Abtragungsformen und -vorgänge sowie Aufbauformen und -vorgänge.
Die nachfolgenden, weniger umfangreichen Kapitel dienen der Informationsergänzung und haben die Überschriften „Relikte quartärer Meeresspiegelstände“ (Kap. 4), „Anthropogene Eingriffe in den Formenschatz und das Prozessgefüge und Gefährdungspotentiale der Küsten“ (Kap. 5), “Natürliches Gefährdungspotential der Küsten“ (Kap. 6), „Systematik und Klassifikation der natürlichen Küstenformen“ (Kap. 7), „Das Problem der Zonalität von Küstenformen und Küstenformungsprozessen“ (Kap. 8) und „Einige offene Fragen der physischen Meeres- und Küstenforschung“ (Kap. 9). Das bereits angesprochene umfangreiche Literaturverzeichnis und ein Sachregister runden den Band ab.
Das empfehlenswerte Buch von Prof. i. R. Dieter Kelletat, zuletzt Universität Duisburg-Essen, zeichnet sich durch eine Fülle von didaktisch gut aufbereiteten Informationen aus, die auch für den Nichtfachmann verständlich sind. Die kompakte Form der Wissensvermittlung ist kein Nachteil, eher ein Vorteil, das Buch lässt sich besser lesen. Der Rezensent hätte sich aber gewünscht, dass mehr als nur 39 von 234 Abbildungen farbig sind, viele s/w-Fotos wären in Farbe noch aussagekräftiger gewesen.

Jahrbuch des Nassauischen Vereins für Naturkunde Band 138

Bespr.: Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2017 top ↑

Im Borntraeger Verlag ist schon vor einiger Zeit eine neue Auflage der „Physischen Geographie der Meere und Küsten“ erschienen. Der Autor bemühte sich insbesondere, aktuelle Entwicklungen und Erkenntnisse in das Buch einzuarbeiten und auch die Themen neu zu gewichten. Allerdings enthält das Buch nach Meinung des Verfassers dieser Besprechung einige Unwuchten.
Es beginnt bereits mit dem Titel. Da auch der Autor im Vorwort darauf hinweist, dass sich ganz bewusst auf die Küsten konzentriert wurde und die offenen Meere nur am Rande gestreift werden, wirkt der Titel des Buches, der Meere und Küsten einschließt, eher überambitioniert. Wer wirklich an den Meeren, insbesondere an den küstenfernen Gebieten interessiert ist, wird in diesem Buch keine ausreichenden Informationen vorfinden. So ist das Kapitel 2, welches sich mit dem Meeresräumen befasst, auch nur als überblicksmäßige Einführung in den Naturraum offenes Meer zu verstehen. Insbesondere die hydrologischen Parameter der Weltmeere werden hier nur recht kurz behandelt. Etwas mehr Platz hingegen wurde der Gliederung und Topographie des Meeresbodens eingeräumt.
Anders hingegen in den Kapiteln 3 und 4, in denen es um die Küsten und ihre Veränderlichkeit geht. Hier sind sowohl die Prozesse, die zur Gestaltung der Küsten beitragen, als auch die daraus resultierenden Küstenformen recht ausführlich dargestellt. Sowohl die aufbauenden als auch die Abtragungsküsten werden im Kapitel 3 gut und klar gegliedert behandelt. Das Kapitel 4 beschäftigt sich mit den Paläoküsten. Diese und auch die nachfolgenden Kapitel, die sich mit dem Thema Mensch und Küste auseinandersetzen, werden dem Anspruch des Buches gerecht.
Es muss allerdings noch auf ein bedeutendes Manko des Buches hingewiesen werden: seine Illustration. Da der Verfasser dieser Besprechung als Hochschullehrer tätig und an guten Abbildungen für Lehrveranstaltungen stets interessiert ist, stört die mangelnde Abbildungsqualität in diesem Buch ganz erheblich den Gesamteindruck. Ausgeklammert von dieser Kritik werden ausdrücklich die vom Autor bzw. von Fachkollegen desselben stammenden Fotos von Küstenabschnitten. Diese sind qualitativ ansprechend und man kann klar erkennen, worauf es dem Autor ankommt. Aber vor allem auf den Zeichnungen tauchen sehr häufig Moiré-Effekte auf. Sie wirken damit wie schnell und oberflächlich aus den älteren Auflagen eingescannt und wieder eingefügt. Eine Neuzeichnung, eventuell mit einer zeitgemäßen Farbgestaltung hätte die Qualität der Abbildungen deutlich verbessert. Weiterhin gibt es sehr viele aus Google Earth übernommene Screenshots. Diese mögen am Bildschirm beeindruckend wirken; im Kleinformat und als Ausdruck hingegen kann man oft nicht erkennen, auf welche Formen oder Prozesse es dem Autor wirklich ankommt. Bearbeitete Fotos mit erläuternden Pfeilen und Beschriftungen oder Zeichnungen sind hier meist sachdienlicher als die nur knapp beschrifteten Screenshots.
Fazit: Das Buch zeigt viel Licht - vor allem im Kapitel zu den Küsten – aber auch einiges an Schatten – vor allem bei der Abbildungsqualität.

Olaf Juschus

Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2017

Bedspr.: GeoLoge volume 2-2018 top ↑

Die Geographie der Küsten und Meere wurde in der Vergangenheit eher vernachlässigend in deutscher Sprache behandelt, doch die dritte neu bearbeitete und erweiterte Auflage „Physische Geographie der Meere und Küsten. Eine Einführung“ von Prof. Dr. Dieter Kelletat, verschafft eine vertiefende, deutschsprachige Übersicht über die Hydrologie, Geologie und Geomorphologie der Meere sowie über allgemeine Prozesse in den Ozeanen und an den Küsten. Besonderer Schwerpunkt wurde in diesem Band auf die Küstenprozesse (mehrheitlich physisch, aber auch geringfügig anthropogen) gelegt, da hier der größte Bedarf an kurzen Zusammenfassungen besteht. Herausgegeben wurde die Literatur von den Professoren Dr. Baumhauer, Dr. Gebhardt, Dr. Bendix und Dr. Reuber in der Reihe „Studienbücher der Geographie“ (früher: „Teubner Studienbücher der Geographie“). Das 2013 erschienene Buch ist für Studierende der Geographie aber auch für Laien geeignet, da die Sachverhalte logisch verständlich und anschaulich mit zahlreichen Abbildungen (234, teilw. schwarz-weiß, teilw. bunt) und Tabellen (22) dargestellt werden. Die Vereinfachung von Themen kann jedoch auch zu Missverständnissen führen, worauf später noch eingegangen wird. Schon im Vorwort wird allerdings daraufhin gewiesen, dass aufgrund der Komprimierung des Stoffes, einige Themenbereiche sehr oberflächlich bis teilweise gar nicht behandelt werden.
Nun, mancher Leser dieser Rezension wird sich vielleicht fragen, warum es überhaupt wichtig ist, die Meere und Küsten vermehrt in die Geographie zu integrieren. Ganz davon abgesehen, dass die Ozeane mehr als 70% der Erdoberfläche bedecken, über die Hälfte aller Menschen an Küsten leben und die Meeresgeographie schon alleine deshalb hohe Relevanz besitzen sollte, kommen in naher Zukunft im Hinblick auf den Klimawandel und dem damit verbundenen Meeresspiegelanstieg sowie zunehmende Sturm- und Überflutungsgefahr an Küsten, Ozeanversauerung und Korallenbleiche; globale, nationale, regionale als auch lokale Probleme auf Geographen und Geographinnen zu. Gerade im Bereich des Risikomanagements und der Prävention von Naturgefahren wird es hier im Themengebiet der Geographie sehr interessant. Doch auch in der Geovisualisierung und Fernerkundung wird es spannend, denn gerade im marinen Management ist ein Anstieg des Bedarfes an Experten, die mit GIS Programmen (ArcGIS) umgehen können, zu verzeichnen. Genau deshalb sollte das Studium der Ozeane und Küsten nicht den Ozeanographen und den Meeresökologen alleine überlassen werden.
Das Fachbuch ist auf 257 Seiten in neun Oberkapitel eingeteilt, wobei Kapitel 2 „Gliederung, Gestaltung und Potential der Meeresräume“ und Kapitel 3 „Küsten und Küstenformung“ zahlreiche Unterkapitel aufweisen und damit auch den Hauptteil des Buches einnehmen. In diesen beiden Kapiteln finden sich auch die meisten Abbildungen und Tabellen. Im ersten Kapitel „Geographie der Meere und Küsten“ wird ein knapper wissenschaftlicher Überblick über die Geschichte der Ozeanforschung gegeben. Zudem wird auf die wachsende Relevanz der Meeres- und Küstenforschung für die Geographie hinsichtlich der Fernerkundung eingegangen. Im zweiten Kapitel „Gliederung, Gestaltung und Potential der Meeresräume“ werden die Physik, die Geologie und die Geomorphologie des Meeres genauer beschrieben. Kapitel 2 ist des Weiteren in neun Unterkapitel gegliedert. Hier werden Themenbereiche von der Topographie (Submarine Canyons, Mittelatlantische Rücken etc.) über die Eigenschaften des Meerwassers (diese werden jedoch nur sehr knapp erläutert) hin zu den Gezeiten und Strömungen der Ozeane behandelt. Besonders positiv zu benennen ist hier anfangs eine Tabelle, die deutsche und englische Bezeichnungen der submarinen Formen abbildet. Dies ist äußerst hilfreich, da doch die meiste weitergehende Literatur in Englisch verfasst ist. Auffällig ist eine unscharfe Abbildung über die thermohaline Zirkulation, welche qualitativ besser hätte dargestellt werden können. Zudem sind alle Abbildungen im zweiten Kapitel in schwarz-weiß, wobei es bei der einen oder anderen Darstellung durchaus hilfreicher gewesen wäre, diese in Farbe zu wählen. Doch muss berücksichtigt werden, dass das Buch mit 29,90€ sehr preiswert und dadurch die Anzahl an farbigen Illustrationen limitiert ist. Es ist anzumerken, dass keinerlei mathematische Formeln aufgezeichnet werden, weshalb das Buch für den Laien sehr geeignet erscheint. Für jemanden, der sich mit dem Thema schon vermehrt auseinandergesetzt hat, weist dies jedoch auf fachlich-inhaltliche Mängel hin. Auffallend positiv sind die aufgezeigten Quellenhinweise zu einzelnen Themenbereiche, die den Leser zum vertiefenden Studium anregen. Diese sind für jedes Unterkapitel aufgeführt. Zudem wird zu dem aktuellen Thema der Meeresspiegelschwankungen die Forschung einzelner Studiengebiete vorgestellt.
Im dritten Kapitel, welches in vier Unterkapitel mit jeweils wieder mehreren Unterkapiteln aufgeteilt ist, geht es um die Physik und Geomorphologie der Küsten. Anhand zahlreicher räumlicher Beispiele werden hier unterschiedliche Küstenformungen und deren Prozesse aufgezeigt und erklärt, wie z. B. endogen bestimmte Küsten, Ingressionsküsten etc. Auf die Entstehung des deutschen Wattenmeeres wird dagegen nur kurz eingegangen, da es in diesem Bereich genug literarische Veröffentlichungen gibt. Es werden sowohl Abtragungs- als auch Aufbauvorgänge ausführlich erläutert. Diese werden vor allem in dem Gebiet der Geomorphologie genauer erklärt, jedoch werden ebenfalls biogene Prozesse aufgeführt, so z. B. die Beteiligung von Seegras und Seetang, Mangroven als auch Korallen. Im Unterkapitel „Organische Gesteinsbildungen: Korallenriffe“ könnte es zu einem Missverständnis kommen, da keine Unterscheidung zwischen Warm- und Kaltwasser-Korallen gemacht wird und der Leser somit den Anschein bekommt, dass Korallen nur in warmen Meeren leben. Allerdings macht der Autor an sich keinen Fehler, da er nur von riffbildenden Korallen spricht, welche ebenso genannte Warmwasser-Korallen sind und in Symbiose mit Zooxanthellen leben. Positiv ist die Nennung von englischen Begriffsbezeichnungen im Text selbst, wodurch die Literatur internationaler wirkt.
Kapitel 4 behandelt die „Relikte quartärer Meeresspiegelstände“ und ist in nur zwei Unterkapitel aufgeteilt. Das erste befasst sich mit den pleistozänen Meeresterrassen und –ablagerungen und geht auf die unterschiedlichen Meeresspiegelschwankungen in der Vergangenheit ein. Ein deutlicher Fokus wird auf das zweite Unterkapitel „Holozäne Meeresspiegelschwankungen“ gelegt, da dieses Thema die Menschheit aktuell beeinflusst. Es wird auf Schwächen in der Forschung hingewiesen, wie beispielsweise die Bestimmung früherer Meeresspiegel nach nicht einheitlichen Indikatoren. Auf genauere Prognosen hinsichtlich des zukünftigen Meeresspiegelanstiegs wird nicht eingegangen, da das Thema sehr umstritten ist. Stattdessen wird zusammengefasst, dass wissenschaftliche Übereinstimmung über einen globalen Anstieg des Meeresspiegels seit min. 100 Jahren besteht. Der kontroverse Diskurs wird zudem durch eine Tabelle mit je nach Quelle verschiedenen Werten, unterstützt.
In Kapitel 5 werden die anthropogenen Eingriffe an den Küsten von der Vergangenheit bis zur Gegenwart erläutert. Küstenschutzmaßnahmen wie Deichbau, Tetrapodenwälle etc., Abbau von Rohstoffen an den Küsten, Aquafarming sowie Maßnahmen landeinwärts, die die Küste indirekt beeinfl ussen (wie bspw. Staudämme in Flüssen, Landwirtschaft etc.) werden kurz und knapp benannt und deren Auswirkungen erklärt. Diese werden zudem mit Abbildungen veranschaulicht. Auf die Verschmutzung der Meere und den anthropogenen Treibhauseffekt wird ebenfalls kurz eingegangen, dies jedoch nur sehr oberfl ächlich. Etwas irritierend ist die Äußerung über die Versauerung der Meere und der Korallenbleiche, welche im Absatz der Verschmutzung der Meere platziert ist. Diese hätte weitaus besser in den Absatz des Treibhauseffektes gepasst, da die Versauerung der Meere durch einen weltweiten CO2-Anstieg in der Atmosphäre erfolgt und die Korallenbleiche überwiegend durch Warm- und Kaltwasser Ereignisse ausgelöst wird (zu geringen Teilen auch durch Verschmutzung). Diesen beiden, sehr wichtigen Themen, wird mit der kurzen Erwähnung jedenfalls nicht gerecht und lassen einige Fragen beim Leser offen.
Im sechsten Kapitel werden Gefährdungspotentiale der Küsten durch Wellen und Sturmeinfl üsse beschrieben. Die Autoren erläutern die Entste- hung, Verbreitung und Wirkungsweise tropischer Wirbelstürme und die Funktionsweise heutiger Frühwarnsysteme. Die genetische Küstenklassifikation auf geomorphologischer Grundlage wird im siebten Kapitel beschrieben. Im vorletzten Kapitel befasst sich der Autor mit der Problematik der Zonierung von Küsten in der Forschung, da Uneinigkeit hinsichtlich der Merkmale, an denen diese festgemacht wird, besteht. Im letzten Kapitel nennt der Autor noch viele ungeklärte Fragen und Themen in der physischen Küsten- und Meeresforschung, welche einen Ausblick auf weitere Forschungsmöglichkeiten geben.
Zwar liegt der Schwerpunkt dieses klassischen Lehrbuches auf der Physischen Geographie der Meere und Küsten, doch dadurch, dass in den letzten Kapiteln anthropogene Auswirkungen, Gefährdungspotentiale etc. aufgeführt werden, ist es abwechslungsreich und anregend. Trotzdem werden einige Fragen offengelassen, welche dem beschränkten Textumfang des Buches zuzuschreiben ist. Allerdings werden dem Leser genug Möglichkeiten und Anregungen zum Weiterstudium geboten. Zusammenfassend ist dieses komprimierte Fachbuch ein Gewinn für die Physische Geographie und deren Studierende.

Ilka Beith, B.Sc. Geographie (Ruhr-Universität Bochum)

GeoLoge volume 2-2018

Inhaltsverzeichnis top ↑

1 Geographie der Meere und Küsten 9
1.1 Wissenschaftsgeschichtlicher Überblick 9
2 Gliederung, Gestaltung und Potential der Meeresräume 11
2.1 Einführung in die physische Geographie der Meeresräume 11
2.2 Gliederung der Meeresräume 13
2.3 Topographie und Morphologie des Meeresbodens17
2.3.1 Die Schelfregionen 17
2.3.2 Kontinentalabhang und Kontinentalfußregion 21
2.3.3 Submarine Canyons 24
2.3.4 Mittelozeanische Rücken 27
2.3.5 Einzelerhebungen im Tiefseebereich (Abyssal hills, Seamounts
und Guyots) 30
2.3.6 Tiefseebecken, -tröge, -schwellen und -fächer 33
2.3.7 Tiefseegräben 33
2.4 Die Sedimente des Meeresbodens 37
2.5 Eigenschaften des Meerwassers 43
2.5.1 Die physikalischen Eigenschaften des Meerwassers 44
2.5.2 Die chemischen Eigenschaften des Meerwassers 47
2.6 Das Eis der Meere 52
2.7 Wichtige Bewegungsvorgänge im Meer 57
2.7.1 Wellen 57
2.7.2 Gezeiten 65
2.7.3 Strömungen 69
2.8 Einige Aspekte des Stoff- und Energiehaushaltes 75
2.9 Meeresspiegelschwankungen 81
3 Küsten und Küstenformung 89
3.1 Definition „Küsten“ – Lage und Ausdehnung der Küsten 89
3.2 Einführung in die physische Geographie der Küstenräume 91
3.3 Die an der Küstenformung beteiligten Prozesse 98
3.3.1 Meeresspiegelschwankungen (vgl. auch Kap. 2.9) 98
3.3.2 Zerstörungsprozesse 99
3.3.3 Aufbauvorgänge 102
3.4 Die natürlichen Küstenformen 104
3.4.1 Endogen bestimmte und Vulkanküsten 104
3.4.2 Ingressionsküsten 106
3.4.2.1 Ingressionsformen glazial gestalteter Küstenabschnitte107
3.4.2.2 Ingressionsküsten überwiegend fluvialer Genese109
3.4.2.3 Andere Ingressionsformen 113
3.4.3 Abtragungsformen und -vorgänge 117
3.4.3.1 Abtragung durch (mechanische) Abrasion 117
3.4.3.2 Abtragung durch Schmelzwirkung 123
3.4.3.3 Abtragung durch Eiseinwirkung 125
3.4.3.4 Abtragung durch chemische und biogene Vorgänge 127
3.4.4 Aufbauformen und Aufbauvorgänge 137
3.4.4.1 Aufbauformen durch fluviale Vorgänge: Schwemmlandebenen
und Deltas 138
3.4.4.2 Akkumulationsformen durch Brandungswirkung:
Strände, Strandwälle, Haken und Tombolos 144
3.4.4.3 Akkumulationsformen durch Wind: Küstendünen,
Nehrungen und Nehrungsinseln 159
3.4.4.4 Akkumulation durch Gezeitenwirkung: die Watten der
mittleren und hohen Breiten 166
3.4.4.5 Aufbauformen durch Eiswirkung 172
3.4.4.6 Aufbauformen mit sekundärer Verfestigung (Äolianit
und Beachrock) 173
3.4.4.7 Aufbauformen und -prozesse mit Beteiligung von
Organismen 176
4 Relikte quartärer Meeresspiegelstände 199
4.1 Pleistozäne Meeresterrassen und -ablagerungen 199
4.2 Holozäne Meeresspiegelschwankungen 205
5 Anthropogene Eingriffe in den Formenschatz und das Prozessgefüge
und Gefährdungspotentiale der Küsten
223
6 Natürliches Gefährdungspotential der Küsten 234
7 Systematik und Klassifikation der natürlichen Küstenformen 248
8 Das Problem der Zonalität von Küstenformen und Küstenformungsprozessen
250
9 Einige offene Fragen der physischen Meeres- und Küstenforschung 255
Literaturverzeichnis 258
Sachregister 286