Am 13. Februar 1810 wurde in Preußen die 'Pegel-Instruction'
eingeführt. Damit begann die systematische Wasserstandserfassung in
Preußen. Aus diesem Anlass wurde das Buch 'Wasser – Grundlage des
Lebens' herausgegeben. In diesem Buch werden die vergangenen gut 200
Jahre der Hydrologie in Deutschland beleuchtet und es gibt einen
Ausblick auf die mögliche weitere Entwicklung der Hydrologie. Es
stellt in übersichtlicher Form den Wandel der Anforderungen an die
Hydrologie dar.
Das Buch gibt einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung der
hydrologischen Dienste und wie sich ihre Aufgaben im Laufe der Zeit
geändert haben. Vorgestellt werden ebenso die Messprinzipien zu
verschiedenen Elementen (Niederschlag, Verdunstung, Wasserstand,
Abfluss und Grundwasser) wie auch deren technische Entwicklung. Nicht
verschwiegen werden dabei die Schwierigkeiten, die sich bei den Mühen
um genaue Messungen ergeben. Die einzelnen Geräte und Anlagen sind mit
anschaulichen Bildern illustriert und ermöglichen ein gutes
Verständnis der Messverfahren.
Der Weg der Hydrologie von der reinen Hilfswissenschaft des
Wasserbaus, die Aussagen zu Wasserständen und Abflüssen machen soll,
um Deiche, Wehre und Talsperren zu bauen, hin zu einer eigenständigen
Wissenschaft, die interdisziplinäre Ansätze verfolgt, wird
nachgezeichnet. Es wird immer wieder gezeigt, vor welchem Problem die
Hydrologie stand und wie eine Lösung dafür gefunden wurde. Waren die
hydrologischen Interessen anfangs nur auf die Wasserversorgung
bezogen, so wurde mit der zunehmenden Verstädterung und
Industrialisierung auch das Problem der Abwasserentsorgung
relevant. Wie die Probleme der Trink- und Brauchwasserversorgung, aber
auch der Abwasser- und Niederschlagswasserentsorgung in Angriff
genommen wurden, wird ebenfalls dargestellt. Damit ergaben sich
wiederum neue Herausforderungen durch die Gewässerverunreinigung. Es
wird der Weg von ersten systematischen Untersuchungen dieser Art in
großen Flusssystemen von den Anfängen bis zum heutigen Stand
beschrieben. Es wird auch gezeigt, wie sich die Sichtweise auf den
Hochwasserschutz und die Hochwasservermeidung entwickelt hat.
Die Wasserstraßen sind wichtige Transportwege, und so wird auch in
diesem Buch die Entwicklung der Wasserstraßen nachgezeichnet und wie
die Weiterentwicklung der Technik, zum Beispiel die Einführung des
Dampfschiffes, sich auf diese auswirkte.
Ein ganzes Kapitel widmet sich den Herausforderungen an die Hydrologie
der Zukunft. An Beispielen wird gezeigt, wie die Sicherheit der
Trinkwasserversorgung ganzer Regionen mit Millionen von
Wasserverbrauchern gewährleistet werden soll. Es wird aber auch in
verschiedene Regionen weltweit geschaut, welche Probleme dort bestehen
und welche Lösungsansätze es gibt, da Wasser ein limitierender Faktor
der wirtschaftlichen Entwicklung ist und Konflikte verursacht. Zum
Beispiel kann in Trockengebieten mit historischen und neuen Techniken
der Oberflächenabfluss bei Niederschlägen reduziert und die
Grundwasserneubildung erhöht werden. Auch kann durch Anpassung der
Feldfrüchte das verfügbare Wasser effektiver genutzt werden, so dass
der überregionale und globale Handel zu einer effizienteren
Wassernutzung führen können. Bisher wurde hauptsächlich die Nutzung
des Wassers betrachtet, aber nicht die Ökologie der Gewässer.
Ökologisch intakte Gewässer sind von großer Bedeutung, und so wird auf
die Herausforderungen des Wasserbaus im Hinblick auf die Erhaltung der
Ökologie der Gewässer eingegangen. Die Schwierigkeiten, aber auch die
Leistungen in der historischen Entwicklung der Hoch- und
Niedrigwasservorhersagen werden beschrieben. Ausgiebig wird sich mit
den Auswirkungen des Klimawandels, auch anhand von Beispielen, auf den
Wasserhaushalt der Zukunft beschäftigt.
Verschiedene Hydrologen wurden gefragt, wie sie die Zukunft der
Hydrologie sehen. Ihre Antworten geben die Bandbreite der Aufgaben der
Hydrologie der Zukunft wieder.
Das Buch insgesamt ist leicht und verständlich zu lesen und gibt einen
guten Überblick über die Hydrologie. Die Abbildungen helfen beim
Verständnis des Textes. Es ist ein Buch, das einen Überblick über die
Themenbereiche der Hydrologie gibt, aber kein Lehrbuch! Zum weiteren
Einstieg muss der Leser sich in die weitere Fachliteratur einlesen.
Markus Ziese
Mitteilungen der DMG 02/2012