In der vom Verlag Gebr. Borntraeger, Stuttgart, herausgegebenen
„Sammlung geologischer Führer“ ist nun der Band 60 „Trier und
Umgebung“ erschienen. Er erfährt seine 3. Auflage und wurde völlig neu
bearbeitet. Vier ausgewiesenen Kenner der Geologie des Trierer Raumes
einschließlich der Süd- und Westeifel, der unteren Saar sowie des
Maarvulkanraumes präsentieren mit der Neuauflage eine Arbeit, die
einen Einblick in die Geologie vermittelt, wie sie bislang in dieser
Form und Detailtreue noch nicht vorlag.
Der Einleitungsteil stellt den geologischen und landschaftlich
abwechslungsreichen Raum zwischen Gerolstein, Cochem und Saarburg vor
und gibt einen Überblick über dessen geologische Entwicklung und
Entstehungsgeschichte der letzten 400 Millionen Jahre.
Die Verfasser stellen in den Folgekapiteln die im betrachteten Raum
vorkommenden geologischen Formationen vor, beginnend mit dem Devon,
über Perm, Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper, Jura, Kreide, Tertiär
und Quartär.
Neu und erstmals beschrieben ist das devonische Grundgebirge, dessen
Untergrund und Struktur anhand neuer geophysikalischer Tiefenprofile
im Zusammenhang mit Platten-, Überschiebungs- und Deckentektonik. Zwei
weitere tektonische Großstrukturen, der permo-triassische (Trier)-
Wittlicher Graben und die Trier-Bitburger Mulde (Trias, Lias), prägen
die Umgebung von Trier. Sie werden von Bruchstufen durchzogen und sind
die Quelle der Formenvielfalt der Landschaft. Die Kombination
unterschiedlicher Gesteine (Devon, Mesozoikum) mit alter und rezenter
Tektonik hat hier die welt- bekannten Fluss-bzw. Mäanderlandschaften
von Saar und Mosel gebildet.
Eingehend wird der Vulkanismus der Westeifel und mit ihren Maaren
behandelt. Neuere Forschungen dokumentieren durch Untersuchung von
Maarseeablagerungen die Klimageschichte der jüngeren
Vergangenheit. Dazu wurden spezielle Sonden entwickelt, die eine
weitgehend ungestörte Entnahme von Sedimentkernen ermöglichen. Die
Auswertung der Sedimente ergab z. B. eine Chronologie von 23.000
Jahren.
Von den nutzbaren Gesteinen um Trier an der Mosel werden die
Dachschiefervorkommen bei Fell und die Anhydrit- und Gipslagerstätten
bei Ralingen und Wellen beschrieben. Prägender Baustein für Trier und
viele Ortschaften an Mosel und Saar ist der Buntsandstein. Er gehört
in die Formation des Unteren Buntsandstein und eignet sich vorzüglich
für Mauer- und Bruchsteine, wie sie z. B. auch an der römischen
Nordwand des Trierer Doms zu erkennen sind.
Für Weinfreunde gibt es ein Kapitel „Stein und Wein“, in dem über den
Einfluss der Geologie auf den Weinbau unterrichtet wird. Die
Standortbedingungen der Weinberge spielen eine große Rolle für Aroma
und Qualität des Weins. Der vorwiegend an Mittelmosel und Saar
angebaute Riesling erhält seine berühmte Qualität durch den
Devonschiefer, während der mehr an der Obermosel vorkommende Elbling
auf Trias-Muschelkalkstein typisch trocken ist. Die Autoren empfehlen
dem Leser, dies unter Zuhilfemahme dieses Buches in angenehmen
Praxistests zu überprüfen.
Zur Erkundung der im Buch beschriebenen Geologie sind 16
Exkursionsvorschläge erarbeitet worden, die im einzelnen mit ihrer
Besonderheiten dargestellt sind. Sie reichen von Saarburg im südlichen
Teil bis Gerolstein im Norden sowie von Bitburg bis Cochem. Für den
Fußgänger (Naherholungssuchenden) wurden in der geologischen Karte der
Umgebung von Trier im Maßstab 1:10.000 fünf Routen zur Erwanderung der
unmittelbaren Geologie des Stadtumfeldes eingearbeitet, so dass ein
genaues Einsehen in die geologischen Strukturen möglich ist.
Der neue Führer „Trier und Umgebung“ ist schon lange erwartet
worden. Die 2. Auflage zur Geologie des Trierer Raumes war lange
vergriffen. Es hat nun 25 Jahre bis zur3. Auflage gedauert. Nun ist
ein Werk entstanden, das den neuesten geologischen Forschungen und
Erkenntnissen entspricht. Das Literaturverzeichnis, das 530 Titel
enthält, bietet Anregung, sich noch weiter zu informieren.
Der reich illustrierte und bebilderte Band bietet dem Fachmann genau
wie dem interessierten Laien eine hilfreiche Erläuterung und ist
gleichzeitig ein regionalgeologisches Nachschlagewerk. Orts- und
Sachregister sowie die beiliegenden geologischen Karten runden den
Band ab.
Prof. Dr.-Ing. H. W. Wild
Zeitschrift zur Geschichte des Berg- und Hüttenwesens
Fischbacher Hefte, 18. Jg., Heft 1/2012