Der Verfasser schildert in packender und fachlich fundierter Weise die
Entdeckung der großen Lagerstätten von Platin und Chrom sowie von Gold
und Diamanten im südlichen Afrika durch den in Deutschland
ausgebildeten Geologen und Bergmann Hans Merensky in der ersten Hälfte
des 20. Jahrhunderts. Das jetzt in englischer Sprache vorgelegte Buch
ist nicht nur in geologischer und lagerstättenkundlicher Hinsicht von
weit reichendem Interesse, sondern auch wegen seiner lebendigen
Darstellung eines Mannes, der ein Leben voller Höhen und Tiefen
durchlebt hat. Das Buch erzählt aufregende Abenteuer und dokumentiert
zugleich ein Stück Industriegeschichte.
Hans Merensky personifiziert für Südafrika in mehrfacher Hinsicht eine
der prägenden Gestalten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er war
der erfolgreichste Entdecker von Erz- und Edelsteinlagerstätten, den
es weltweit je gegeben hat. Südafrika und auch Namibia haben von
seinen Entdeckungen sehr profitiert. Merensky starb 1952, 81-jährig,
auf einer seiner vorbildhaft geführten Farmen in Transvaal als reicher
Mann, Industrieller und engagierter Mäzen. Durch sein wegweisendes
Testament und eine Stiftung wirkt er bis heute für die Menschen im
Land am Kap der Guten Hoffnung.
Im einzelnen beschreibt Machens die Jugendund Ausbildungszeit, die er
als Sohn des deutschen Missionars Alexander Merensky zunächst in
Transvaal erlebte und die er als Geologie- und Bergbaustudent in
Breslau und Berlin erfolgreich abschloss. Während seiner Militärzeit
in Preußen, die dem Studium vorausging, wurde ihm zunehmend deutlich,
dass sein zukünftiger Beruf der eines Geologen und Bergmanns sein
sollte. Er versprach sich davon die größtmögliche persönliche
Unabhängigkeit. Tatsächlich hat sich Merensky in seinem späteren
Berufsleben nie in eine abhängige Stellung begeben. Er hat sein Leben
lang als Selbstständiger eigenverantwortlich gearbeitet, sei es als
Geologe und Bergingenieur oder später als Farmer und Unternehmer.
Nach Abschluss seiner Referendarzeit und der Ernennung zum Königlich
Preußischen Bergassessor ließ Merensky sich „vorübergehend“ aus dem
Staatsdienst beurlauben mit der Begründung, einen Bericht über die
Grubentätigkeiten in Südafrika erstellen zu wollen. Spannend wie ein
Kriminalroman liest sich die Schilderung der Zeit Merenskys ab 1904
als „Beratender Geologe und Bergingenieur“ in Johannesburg, wo er
während der „Goldgräberphase“ gleichermaßen für Farmer, Industrielle
und Banken tätig war. Schon bald gelangte er zu Ruhm und Ansehen in
der Fachwelt, als er seinen Auftraggeber, die Rothschildgruppe,
rechtzeitig von einer kostspieligen Fehlinvestition abhielt. Nach
Begutachtung eines hoch gepriesenen Goldvorkommens in Madagaskar
warnte er vor dem Erwerb der Abbaurechte, indem er seine Einschätzung
des Vorkommens telegraphisch mit dem Einsilber „Faul“
übermittelte. Wenig später bekräftigte er seine Beurteilung durch ein
weiteres Telegramm mit dem Wortlaut „Oberfaul“. Innerhalb weniger
Tage stürzten die Madagaskar-Papiere ins Bodenlose und verschwanden
dann für immer vom Johannesburger Börsenzettel.
So schnell das Geld damals hereinkam, so schnell verlor Merensky sein
bereits beachtliches Vermögen bald darauf durch einen Börsenkrach.
Seine kurz danach mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs erfolgte
Internierung hat ihm physisch und psychisch stark zugesetzt. Erst
mehrere Jahre danach folgten seine großen Lagerstättenentdeckungen:
Platin (Merensky Reef). Dieses Edelmetall kam bis dahin fast
ausschließlich aus Russland, und seine Entdeckung in Südafrika
verschaffte Merensky schlagartig Weltruhm.
Diamanten an der Atlantikküste, südlich des heutigen Namibia. Es war
das an Steinen mit Schmucksteinqualität weltweit reichste
Diamantenlager, das je gefunden wurde. Seine Entdeckung machte ihn zum
Millionär.
Gold im Oranje-Freistaat. Dieser Fund verhalf dem damals im Niedergang
befindlichen südafrikanischen Goldbergbau zu neuer Blüte.
Chromerze im „Bushveld“ (nördliches Transvaal). Diese Lagerstätten
beherrschen heute den Weltmarkt und stellen knapp 73 % der heutigen
Weltreserven an Chromerzen dar. Noch als 75-jähriger Mann entdeckte
er nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs die große
Phosphatlagerstätte Phalaborwa im Nordosten Transvaals. Ihre
Erzvorräte (Apatit) reichen aus, Südafrikas Bedarf an Rohphosphat für
hundert Jahre zu decken. Diesen bedeutenden Prospektionserfolg, der
einen gigantischen Lagerstättenwert darstellt und den er aus eigenem
Vermögen finanziert hatte, übergab Merenky als sein
„Abschiedsgeschenk“ an alle Südafrikaner.
Abschließend würdigt der Verfasser mit großem Respekt das Lebenswerk
Merenskys im Hinblick auf die seinen Namen tragende Stiftung und die
daraus hervorgegangenen sozialen Impulse und Einflüsse. Im Anschluss
erörtert er die nachhaltige, weltweite Bedeutung der von ihm
entdeckten Großlagerstätten.
Erwähnung verdienen auch zwölf „Textboxes“, in denen der Verfasser
Randthemen abhandelt, deren Kenntnis für das Verständnis einzelner
Situationen im Leben Hans Merenskys hilfreich ist. Dazu gehören die
Genese einzelner Lagerstätten, Erläuterungen der Prospektionsmethoden,
die Geschichte des Platins und der Diamanten, die Bedeutung des
Eukalyptus als Nutzholz, aber auch weiter ab gelegene Themen, wie das
biblische Goldland Ophir oder die erstaunlichen Parallelen zwischen
dem Leben von Hans Merensky und einigen der Goldgräbergeschichten von
Jack London. Obwohl knapp gehalten, sind diese Beschreibungen sehr
instruktiv. Der Verfasser erweist sich dabei als erfahrener und
praxisorientierter Kenner des afrikanischen Kontinents, auf dem er
selbst ein Jahrzehnt lang prospektiert hat. Zugleich sorgt die
Herauslösung und separate Präsentation der „Textboxes“ dafür, dass die
eigentliche Lebensbeschreibung Merenskys leicht und zügig lesbar
bleibt.
Das Buch wird ergänzt durch ausführliche Literaturhinweise, ein
Personenregister, ein Ortsverzeichnis und ein umfassendes
Sachverzeichnis. Gut gewählte Abbildungen und Übersichtskarten runden
das Werk ab. Insgesamt bleibt sehr zu hoffen, dass diese lesenswerte
Biographie bald auch in deutscher Sprache erscheinen möge und dann
vielen jungen Geologen und Bergleuten zur Lektüre an die Hand gegeben
wird.
Assessor des Bergfachs Gerhard Florin, Bonn
Der Anschnitt 63, 2011 H. 1