Contribution

Geschlecht und Gender in der Medizin

Alt, Kurt W.; Strohmenger, Silke; Welpe, Ingelore

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Anthropologischer Anzeiger Volume 63 No. 3 (2005), p. 257 - 269

57 références bibliographiques

publié: Sep 1, 2005

DOI: 10.1127/anthranz/63/2005/257

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ArtNo. ESP140006303001, Prix: 29.00 €

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Abstract

Gender specific medicine is a part of gender-research, which has been insufficiently considered up to the present in medicine, sanitation and politics. Part of the scientific medicine simply ignores the knowledge that men and women are different in feeling, thinking and social acting without any question. Doctors often incline to treat all their patients as if there was just one gender: i. e. the male one. It is without dispute that men and women vastly suffer from the same diseases, but they often go through them quite differently. The female body seems to work differently from the male one in nearly all respects - starting with the brain, going on with the heart, cardiovascular, lungs, stomach and intestines and ending up with the skin and immune order. Identical cases of illnesses bring about different symptoms on both sides. Therapeutics therefore have to be appropriate for the specific gender. This however demands complete thinking in preventive measures, therapy, development of one's education and research. Exactly for this reason the new "gender-model" is absolutely important and necessary in medicine as a new pattern of thinking. Only in this way one can realize a comprehensive revaluation of health and disease of both sexes. Pre-eminently one has to convince people that the embedding of "gender" both in medicine and the surrounding area is much more useful than costly from the scientific, political and individual point of view.

Kurzfassung

Genderspezifische Medizin ist ein Teilaspekt von Gender, der bis dato in der Medizin, im Gesundheitswesen und in der Politik keine angemessene Berücksichtigung gefunden hat. Geschlecht und Gender sind vielfältig miteinander verknüpft und vor dem Hintergrund, dass Männer und Frauen zweifellos verschieden fühlen, denken und handeln, sind Gesundheit und Krankheit neu zu bewerten. Eine solche Sichtweise wird von Teilen der Schulmedizin aber schlicht ignoriert und abgelehnt. Einige Ärzte neigen dazu, alle ihre Patienten so zu behandeln, als existiere nur ein einziges, nämlich das männliche Geschlecht. Geschlechtsspezifisch auftretende Gesundheitsprobleme und ein stark differierendes Körper- und Krankheitsbewusstsein verlangen jedoch ein am Geschlecht orientiertes Anforderungsprofil der Gesundheitssysteme. In vielerlei Hinsicht scheint der weibliche Körper nämlich anders zu funktionieren als der männliche - angefangen beim Gehirn, über Herz, Kreislauf, Lunge, Magen und Darm bis hin zur Haut und zum Immunsystem. Da gleiche Erkrankungen unterschiedliche Symptome bei den Geschlechtern hervorrufen, müssen Therapiemaßnahmen notwendigerweise geschlechterspezifisch sein. Eine solche Sichtweise erfordert einen ganzheitlichen Denkansatz in Prävention, Therapie, Weiterbildung und Forschung. Deshalb ist Gender als neues Denkmodell in der Medizin wichtig und notwendig. Nur auf diesem Wege scheint eine umfassende Neubewertung von Gesundheit und Krankheit von Mann und Frau realisierbar. Primär ist hier zu vermitteln, dass die Verankerung von Gender innerhalb der Medizin und in ihrem Umfeld wissenschaftlich, gesundheitspolitisch und individuell betrachtet ungleich mehr Nutzen schafft als Kosten verursacht.

Mots-clefs

Gender specific medicine • sex • gender • revaluation of health and disease • Genderspezifische Medizin • biologisches Geschlecht • soziales Geschlecht • Neubewertung von Krankheit und Gesundheit