Original paper
Gletschererosion und -akkumulation im Münsterland und angrenzenden Gebieten
[Glacier erosion and accumulation in the Münsterland and adjacent areas]
Thome, Karl N.

Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie - Abhandlungen Band 166 Heft 1 (1983), p. 116 - 138
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published: May 16, 1983
DOI: 10.1127/njgpa/166/1983/116
ArtNo. ESP155016601008, Price: 29.00 €
Kurzfassung
Am Südrand des Münsterlandes erreichten sowohl das Inlandeis der Elster- als auch das der Saale-Eiszeit den Haarstrang. Beide wurden an diesem Höhenrücken aufgestaut, die inglazialen Wässer strömten über den Höhenrücken ins Ruhrtal. Südlich Werl lagen die Überläufe etwa 200 m über NN. Daraus folgt, daß östlich davon entlang dem gesamten Inlandeisrand bis jenseits des Elbe-Einzugsgebiets der Wasseraufstau mindestens bis ins gleiche Niveau, wahrscheinlich aber - nach Osten zunehmend - noch höher reichte. Der Abfluß der großen, sich ansammelnden Wassennengen erfolgte entlang dem Eisrand teils subaerisch, teils (stellenweise fast gänzlich) subglazial. Durch kombinierte subglaziale Wasser- und Eis-Erosion wurden entlang den sperrenden Gebirgssträngen Wiehengebirge, Osning und Haarstrang in den angrenzenden Ebenen weite Wannen, in den sperrenden Bergrücken Überlaufkerben erodiert. An Ablagerungen hinterließen die rand- und subglazialen Flüsse vorwiegend Sand, in der Nähe der Bergzüge auch Kies, in den Stauseebereichen vorwiegend Schluff. Tonablagerungen als Zeichen sehr ruhigen Seewassers fehlen meist, da infolge der großen Abflußmengen solche stagnierenden Seewasserbereiche selten waren. Wie der Münsterländer Kiessandzug durch einen subglazialen Fluß aus der Kerbe der Steinfurter Aa westlich Rheine gebildet wurde, so entstand der Ravensberger Kiessandzug durch einen subglazialen Fluß aus der Kerbe der Gr. Aue im Wiehengebirge bei Rödinghausen. Die Enden beider Kiessandzüge biegen nach Osten um, dies zeigt das Schwächerwerden der östlich der Kiessandzüge fließenden Gletscherteile gegenüber den westlich davon fließenden an. Als Grund ist bei beiden stärkeres Schmelzen durch erwärmtes Wasser des Weserberglandstausees anzunehmen. Die Ausgestaltung der Überlaufkerben in den sperrenden Gebirgswällen zeigt noch Beziehungen zu Wassermenge und Einwirkungsdauer: Am geringsten sind die Eintiefungen am Haarstrang und in den Ruhrhöhen - don war die Zeit des Eismaximums am kürzesten. Am stärksten sind die Einkerbungen im Osning ausgebildet, hier stand die größte Wassermenge und infolge der von Norden nach Süden vorrückenden Eisfront eine nach Südosten abnehmende, aber insgesamt verhältnismäßig lange Erosionsdauer zur Verfügung. Die Kerben im Wiehengebirge zeigen eine Zunahme der Tiefenerosion in dem nach Süden vorspringenden Bogen des Höhenrückens bei Rödinghausen. Er bewirkte eine Konzentration der nördlich des Gebirges sich ansammelnden subglazialen Wassermengen während des Eisvorstoßes. Der Hochstau des Wassers von der Ruhrmündung (in den Rhein) bis jenseits des Elbegebiets hatte nachhaltige Wirkungen auf das Verhalten des Eisrandes. Die nach Süden gerichteten Eisvorstöße durch die sperrenden Gebirgswälle Wiehengebirge, Osning und Haarstrang lassen sich in mehrere Abschnitte unterschiedlicher Fließbedingungen für das Inlandeis und seinen Wasserinhalt untergliedern.
Abstract
The ice sheets of the Saalian and the Elsterian Glaciations grew in the Münsterland to the same extension, although they were different in size. The reason for it was the updamming along the Haar Ridge at the southern border. The inglacial water, bearing a part of the ice burden, caused a better mobilisation of the fringing glacier parts, compared with glaciers without high levels of inglacial water. The updamming of water to about 200 m over sealevel at the Haar Ridge allows the conclusion, that the water level along the whole icefront east of that ridge, until beyond the Elbe Region, must have had the same elevation - or -probably - yet more. The ice dammed lakes along the iceborder gathered the discharge of mountainrivers and ice melt and guided it to the west along the iceborder and - partly entirely - below fringing glacier parts. The big amount of the discharge mainly left sand and silt, nearly no clays. The heat content of the lake water caused remarkable meltings in parts of the icesheets. Spectacular it became visible in the asymmetrical melting of the eastern parts of the Münsterland Glacier (Warendorfer Teilgletscher) and the Porta Glacier. The long ridges of Wiehengebirge, Osning and Haarstrang caused large updammings of the advancing ice and its watercontent, guided the flowdirections, while combined water- and iceerosion cut wide channeIs into the plains along the ridges and deep incisions into the ridges. The result of the erosion seems to be proportional to the amounts of water- and iceflow and the lengths of the erosion time. The updamming of water from the Ruhr River to the Elbe River was of great influence to the movement of the ice sheet. The ice movement to the south against the ridges of the Wiehengebirge, Osning and Haar Ridge allows a subdivision in parts with different flow conditions for ice and water.
Keywords
Lower Pleistocene (Elsterian Glaciation) • Middle Pleistocene (Saalian Glaciation) • glacier (Münsterland Glacier • Osnabrücker Glacier • Porta Glacier) • ice-dammed lakes • meltwater sediments • sand • gravel • silt • mountain ridge • overflow channel • glacial erosion • valley (Weser • Ems • Lippe • Helweg • Ruhr); Nonh-German Mesozoic Hills • Rhenish-Westphalian Basin • North-Rhine Westphalia.