Contribution

Problematic issues of cladistics: 12. Phylogenetic relationship

Reif, Wolf-Ernst

Abstract

Traditional systematists have regarded phylogenetic relationship as a quantifiable relational property. Two species have a relationship of 70 % because their phenotypes or their genotypes have a similarity of 70 %. HENNIG (1950, 1966) introduced a completely different paradigm by defining phylogenetic relationship in terms of heterobathmy, i. e. relative recency of divergence. The question of the relationship of two taxa becomes nonsensical. On the other hand HENNIG restricted the meaning of phylogenetic relationship to synchronous (Recent) groups, thereby automatically excluding any connotation of ancestor-descendant relationship, in favor of sister-group relationship. This has caused considerable confusion.

Kurzfassung

In Analogie zum Begriff der Verwandtschaft unter biologischen Individuen wurden zwei völlig verschiedene Konzepte phylogenetischer Verwandtschaft in die systematische Biologie eingeführt. Das ältere Paradigma sieht den Verwandtschaftsgrad als ein messbares relatives Merkmal zwischen Taxa an. Zwei Arten haben einen Verwandtschaftsgrad von 70 %, weil ihr Genotyp oder ihr Phanotyp zu 70 % übereinstimmen. Nach dem zweiten Paradigma, im Prinzip vorgeschlagen durch HENNIG (1950, 1966), geht man ganz anders vor und definiert die Verwandtschaft nach der Heterobathmie, also dem relativen Alter der Divergenz (Artaufspaltung des letzten gemeinsamen Vorfahren). Angesichts dieses Paradigmas macht es keinen Sinn, nach dem Verwandtschaftsgrad von zwei Arten zu fragen, man kann nur die relative Verwandtschaft zwischen mindestens drei Taxa bestimmen. HENNIG (1950, 1966) beschränkte aber das Konzept der phylogenetischen Verwandtschaft auf synchrone (rezente) Gruppen, wobei er automatisch die Vorfahren-Nachkommen-Beziehung zugunsten der Schwestergruppen-Beziehung ausschloss. Dies hat zu beträchtlicher Verwirrung und einer heftigen Kontroverse über die theoretische und empirische Bedeutung von Vorfahren-Taxa und ihre Erkennbarkeit geführt.

Mots-clefs

Heterobathmie • phylogenetic • Phanotyp • Heterobathmie