Obituary

Spreitzer, Hans ptype

Fink, J

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Zeitschrift für Geomorphologie Volume 18 Issue 2 (1974), p. 159 - 161

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published: Jun 25, 1974

DOI: 10.1127/zfg/18/1974/159

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ArtNo. ESP022001802002, Price: 29.00 €

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Kurzfassung

Am Allerseelentage des abgelaufenen Jahres wurde o. Prof. Dr. Hans Spreitzer in seinem Geburtsort St. Lambrecht in der Obersteiermark zu Grabe getragen. Am 15.8.1897 hier geboren, begann er am Stiftsgymnasium, bald aber kam er nach Graz; dann nach Klagenfurt, wo er 1915 mit Auszeichnung maturierte und sofort als Kriegsfreiwilliger ins Feld zog. Bei der Brussilow-Offensive 1916 kam er in russische Gefangenschaft. Er nützte die Zeit der Mühen und des Wartens, lernte die Sprache und legte den Grundstein für einen sehr bedeutenden Teil seiner späteren Forschung. Nach der Rückkehr begann er in Graz mit dem Studium der Geographie und Geschichte - schon am Gymnasium inspiriert von seinem Lehrer für Geographie und Geschichte, dem nunmehr als Privatdozent am Institut tätigen Johann Solch und betreut von dem von ihm verehrten Robert Sieger, bei dem er über die Almsiedlungen des Murauer Gebietes mit Auszeichnung dissertierte. Nach einigen Jahren des Schuldienstes geht er 1927 als Assistent zu Erich Obst an die TH Hannover, habilitiert sich dort 1930 mit einer morphologischen Arbeit über das Flußgebiet der Innerste, welcher eine überaus exakte Feldarbeit zugrunde lag, und wird 1936 a. o. Professor. Er vertritt den Ordinarius während dessen Reise nach Südafrika und später Hans Kinzl in Innsbruck, als dieser in Südamerika forscht. 1939 erfolgt die Berufung an den geographischen Lehrstuhl der Karls-Universität in Prag und 1940 die Ernennung zum Ordinarius und Direktor. Unter Zurücklassung allen wissenschaftlichen Materials, insbesondere seiner Reisetagebücher, mußte er 1945 wieder in seine nähere Heimat zurück, wo er nach kurzem Wirken in Klagenfurt 1947 zum Ordinarius am Geographischen Institut der Universität Graz ernannt wurde. In der Folge lehnte er einen Ruf an die TH München ab, nimmt aber dann als letzte Station seiner akademischen Wanderjahre den Ruf auf den traditionsbeladenen Lehrstuhl für Physische Geographie in Wien an. Schon ein Jahr später wird er wirkliches Mitglied der österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien, ist außerdem Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und korrespondierendes Mitglied jener in Göttingen. Räumlich und thematisch breit gestreut ist sein Arbeitsfeld, das nachfolgend nur kursorisch dargestellt zu werden braucht, da von Gerhart Bartsch eine eingehende Würdigung „Hans Spreitzer und sein wissenschaftliches Werk“ in der Festschrift, die die Geographische Gesellschaft in Wien anläßlich seines 60. Geburtstages herausgebracht hatte (Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft Wien, Heft II/III, Bd. 99 und Heft I, Bd. 100, Wien 1957), vorliegt. Dort findet sich auch das Schriftenverzeichnis bis 1957, welches bis 1966 fortgesetzt ist, im Anschluß an die Laudatio, die Randolf Rungaldier ihm verfaßte (Mitteilungen der österreichischen Geographischen Gesellschaft Bd. 109, 1967) und schließlich jene des Referenten zum 75. Geburtstag (Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft Bd. 114, Heft III, 1972), die bis 1971 reicht. Es zeugt für den bis zuletzt klaren Kopf und unbeugsamen Willen des Verstorbenen, daß er selbst dann, als der körperliche Verfall immer stärker wurde, noch seine Verpflichtung bei der Bibliographie Géographique Internationale erfüllte und seine letzte Arbeit zur Landeskunde der Türkei (Baedekers Autoreiseführer, 3. Auflage, 1973) in der gewohnten sorgfältigen Art verfaßte. Einige Schwerpunkte seiner Forschung seien hervorgehoben: So die Quartärstudien in der Sowjetunion, insbesondere im Raum zwischen Oka und oberer Wolga, einem Raum, der als Schlüsselstelle hinsichtlich der Frage des Alters und der Ausdehnung jüngerer Vereisungen gilt. Seine Beobachtungen und Diskussionen mit russischen Fachkollegen vermitteln ein Bild, wie es bisher kein Forscher aus dem nichtrussischen Sprachraum gewinnen konnte. Mit wenigen Sätzen sei des Menschen HANS SPREITZER gedacht: Seiner bäuerlichen Abstammung entsprach ein unermüdlicher Arbeitseifer, gleichzeitig auch ein zögerndes Abwägen und eine kritische Prüfung all dessen, was durch seine Hände ging. Das vorangestellte Bild wird diesem Charakterzug gerecht. An sich selbst legte er den strengsten Maßstab an, gegenüber anderen war er konziliant und verständnisvoll. Selten hat ein akademischer Lehrer darob so ungeteilte Achtung bei Kollegen und Schülern gefunden.

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