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Der gewaltige Aufschwung der Süßwasserforschung in den letzten
Dezennien, der in erster Linie durch das Heranziehen der Ergebnisse
und Hilfsmittel anderer Forschungszweige charakterisiert werden kann
und zur Begründung der modernen Limnologie im weiteren Sinne des
Wortes führte, weist eine Fruchtbarkeit auf, die fast ohne Beispiel in
der Geschichte der Wissenschaft steht. Es dürfte nicht als
Übertreibung gelten, wenn man behauptet, daß zu dieser Fruchtbarkeit
auch das Eindringen des chemischen Ideenkreises in das Gebiet der
Limnologie in nicht geringem Maße beitrug. Es ist ja bekannt, daß bei
der Lösung der zur Zeit im Vordergrund stehenden ökologischen und
produktionsbiologischen Fragen die Gesichtspunkte der Chemie mit
entscheidendem Gewicht in die Wagschale fallen.
In jedem Zweige der Wissenschaft, der es mit der Chemie zu tun hat,
beruht die Richtigkeit der empirisch festgestellten Tatsachen auf der
Zuverlässigkeit der zur Anwendung kommenden analytischen Methoden. In
dieser Hinsicht tauchen aber eben in der Limnologie recht
beträchtliche methodologische Schwierigkeiten auf, indem die hier
brauchbaren Verfahren spezielle Vorbedingungen erfüllen müssen. Und
zwar verlangt man von diesen Methoden, daß sie sich erstens zu
Massenanalysen, zweitens zu Untersuchungen eignen, die an Ort und
Stelle zur Ausführung gelangen und drittens, daß diese nebenbei
möglichst genau und zuverlässig sind. Wie leicht einzusehen ist,
besteht zwischen den beiden ersten und der dritten dieser Forderungen
ein gewisser Gegensatz, indem durch die Massenanalysen, die unter
freiem Himmel meistens in einem Boot auszuführen sind, einerseits die
auf den Einzelversuch entfallende Zeit, anderseits die Benutzung von
Laboratoriumsgeräten bedenklich beschränkt wird. Diese
Beschränkungen würden bei gewöhnlichen Laboratoriumsverfahren zu
Konzessionen führen, die nur auf Kosten der Genauigkeit gemacht werden
könnten, welcher Umstand aber in der Limnologie nicht zulässig
ist. Deswegen kann der Limnologe sich bei seiner Arbeit nur spezieller
limnologischer Methoden bedienen, die den oben angeführten
Bedingungen in jeder Hinsicht genügen. Diese sind die sogenannten
hydrochemischen Feldmethoden.