Bespr.: Pollichia Kurier Jahrgang 23, Heft 3 (Juli-Sept. 2007), S. 51 top ↑
Mit dem vorliegenden Band wechselte die Reihe "Stratigraphie von Deutschland" vom "Courier Forschungsinstitut Senckenberg" zur "Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften". Erfreulicherweise hat dieser Wechsel des Herausgebers zu einem etwas erträglicheren Preis, zum Beispiel im Vergleich zum Oberkarbon-Band, geführt.
Das Werk beginnt mit einem Kapitel zur Erforschungsgeschichte, gefolgt von einem Beitrag zur Abgrenzung und Untergliederung des Unterkarbons. Desweiteren folgen jeweils ein Beitrag zur Geologischen Zeitskala und Stratigraphie, sowie zu Paläogeographie, Paläoozeanographie und Fazies des Unterkarbons. Die folgenden 14 Kapitel befassen sich auf insgesamt 202 Seiten mit den im Unterkarbon nachgewiesenen Tiergruppen, bevor in drei Kapiteln (59 S.) unser aktuelles Wissen über die Flora des Unterkarbons dargestellt wird. Dieser paläontologische Abschnitt des Buches ist teilweise sehr detailliert und sehr gut bebildert, sodass dieses Werk im Gegensatz zu anderen Bänden der Reihe "Stratigraphie von Deutschland" auch als Einführung in die Paläontologie des Unterkarbons verwendet werden kann. Dem paläontologischen Teil folgt dann ein regional-stratigraphischer Teil in welchem die verschiedenen deutschen Unterkarbonvorkommen mal mehr, mal weniger detailliert und umfassend beschrieben und interpretiert werden. Den Abschluss des Werkes bilden zwei kurze Kapitel zum Vulkanismus im Unterkarbon des rheinischen Schiefergebirges, sowie zur mitteldeutschen Kristallinschwelle, die hier im Gegensatz zur etablierten geologischen Lehrmeinung nur als variszische Deckeneinheit interpretiert wird.
Der durchaus sehr positive Gesamteindruck den dieses Werk hinterlässt, erhält jedoch an einer Stelle einen kleinen Dämpfer: im regionalen Teil basiert wohl der sehr kurze Abschnitt über die pfälzischen Unterkarbon-Vorkommen nur auf (älteren) Literaturdaten, offensichtlich ohne das dem Autoren die (noch vorhandenen) Aufschlüsse im Bereich des Haardtrandes wirklich bekannt waren. So findet man hier den "tief eingeschnittenen Speyerbach" mit den dadurch angeschnittenen Unterkarbonvorkommen irrtümlicherweise beim Stadtteil Haardt. Hier hat der Autor offensichtlich die in der älteren Literatur (19. Jahrhundert) häufiger vorkommende Angabe "Neustadt/Haardt" nicht mit dem früher gebräuchlichen Namen "Neustadt an der Haardt", sondern mit dem Neustadter Stadteil Haardt assoziiert. Karbonvorkommen (auch fossilführend) findet man zwar in Neustadt im Speyerbachtal, aber nicht im Stadtteil Haardt. Wer nähere Informationen zu den pfälzischen Unterkarbonvorkommen sucht, sei hier auf die 2005 erschienene "Geologie von Rheinland-Pfalz" verwiesen. Auf den Umfang des ganzen Buches hochgerechnet, handelt es sich hier aber nur um eine sehr geringe Fehlerquote, die nicht über die durchweg hohe Qualität der einzelnen Beiträge hinweg täuschen sollte.
Trotz dieser kleineren Unzulänglichkeit im regionalen Teil ist der vorliegende Band der Stratigraphie von Deutschland nicht nur für im Paläozoikum arbeitende Wissenschaftler, sondern auch für speziell am Unterkarbon interessierte Laien als Referenzwerk zur Paläontologie dieser Epoche der Erdgeschichte zu empfehlen.
PD Dr. Dieter Uhl, Neustadt an der Weinstraße
Pollichia Kurier Jahrgang 23, Heft 3, Juli-Sept. 2007, S. 51