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Das Quartär, auch treffend als „Eiszeitalter" bezeichnet, umfaßt etwa die letzten 2 Millionen Jahre und wird in Deutschland von extremen Klimawechseln geprägt, begleitet im N durch das mehrfache Vordringen riesiger Inlandeismassen von Skandinavien bis an den Mittelgebirgsrand sowie im S durch Gletscher von den Alpen bis in das Vorland. In den Mittelgebirgen dazwischen herrschte, abgesehen von Gebieten mit einer eigenen, zeitweisen Vergletscherung (wie z.B. Harz, Schwarzwald), in langen Zeiträumen ein periglaziales Klima mit z.T. tiefen Dauerfrostböden. Zwischen diesen Kaltzeiten kam es zur Ausbildung von Interstadialen und Interglazialen, mit wärmeren Abschnitten als heute. Entsprechend diesem Klimagang und den damit verbundenen Verwitterungen und vielfältigen Abtragungs- bzw. Akkumulationsprozessen entwickelte sich das heutige Landschaftsbild.
Die bis mehrere hundert Meter mächtigen quartären Sedimente haben aber auch große wirtschaftliche Bedeutung: Aus eiszeitlichem Sand und Kies wird bevorzugt Trink- und Brauchwasser bezogen, gewinnt die Steine- und Erden Industrie Massenrohstoffe (z.B. für die Bauindustrie). Auf quartären Schichten werden Wohn-, Industrie- und Verkehrsbauten sowie Deponien für unsere Massenabfälle errichtet, und nicht zuletzt bilden quartäre Sedimente das Substrat der Böden, unsere Lebensgrundlage schlechthin. Zum ersten Mal fand im August 1995 in Deutschland die Tagung der Internationale Quartärvereinigung (INQUA) statt, zu diesem 14. Kongreß wurde dieses Buch herausgegeben.
Unser heutiges Wissen über das Quartär Deutschlands ist hier von 35 Autoren sachkundig zusammengetragen worden. Die Ablagerungen, die Geländeformen, die Entwicklung des Gewässersystems, die Vereisungsgeschichte im norddeutschen Flachland, in den Mittelgebirgen und in den Alpen werden ausführlich, auch für den Nichtspezialisten verständlich, geschildert. Viele gute Abbildungen ergänzen den Text. Ein Beitrag über die Urgeschichte unseres Landes mit einem wichtigen Zeitabschnitt für die Evolution des Menschen ergänzt das Buch.