Professor Schönwiese vom Institut für Atmosphäre und Umwelt an der
Goethe- Universität Frankfurt am Main dürfte manchen Lesern im
Zusammenhang mit dem Klimawandel bekannt sein. Die Auswertung von
meteorologischen Messwerten und der in Klimamodellen anfallenden Daten
erfordert die korrekte, sinnvolle und genaue Anwendung statistischer
Analysenmethoden. Es ist daher nicht überraschend, dass der Autor
sich mit seinem Buch, das in 1. Auflage 1985 erschien und in der
aktuellen 5. Auflage 2013, sich primär an Meteorologen und
Geowissenschaftler wendet. Es kann aber auch von allen anderen
Naturwissenschaftlern und ebenso von Wirtschafts- und
Geisteswissenschaftlern, die umfangreiche Daten auswerten müssen,
erfolgreich genutzt werden.
Das Buch gliedert sich in 14 Kapitel mit zusammen 272 Seiten, einen
Tabellenanhang (A) mit 11 Seiten, einen Literaturteil (B) mit 8
Seiten, eine Symbolliste und ein Stichwortverzeichnis.
Beim Leser dieses Buches werden keine vertieften mathematischen
Vorkenntnisse vorausgesetzt, wohl aber ein Verständnis für die
Möglichkeiten und fast noch mehr für die Grenzen der Statistik. Die
den meisten Kapiteln vorgestellte Einführung in die jeweilige Thematik
weist daher auf die Problematik hin. Das erste Kapitel dient einer
generellen Einführung in die Statistik. Die folgenden Kapitel 2 bis 9
sind eher statischen Standardverfahren gewidmet, die anschließenden
Kapitel 10 bis 14 befassen sich laut Aussage des Autors mit
weitergehenden bzw. speziellen Methoden, die jedoch in nicht wenigen
wissenschaftlichen Disziplinen teilweise eher Standard sind wie
z. B. Clusteranalyse, Korrelations- und Regressionsrechnungen oder
Faktorenanalyse.
Das 1. Kapitel dient einer Einführung in die allgemeinen Grundlagen
der Statistik. Das 2. Kapitel befasst sich mit der eindimensionalen
Stichprobenbeschreibung (u. a. Mittelung, Quantile, Variation,
empirische Häufigkeitsverteilung, Momente und Erwartungswert). Im
3. Kapitel werden mehrdimensionale Stichproben beschrieben (u. a.
Mittelungsmaße, Variationsmaße, empirische Häufigkeitsverteilung). Der
Focus des 4. Kapitels liegt auf den theoretischen Verteilungen
(u. a. Rechteckverteilung, Binominalverteilung, Student-Verteilung,
WEIBULL-Verteilung). Das 5. Kapitel geht auf Schätzverfahren wie
Punktschätzung und Intervallschätzung ein. Das 6. Kapitel ist mit
Fehlerrechnung überschrieben. Angesprochen werden
Fehlerverteilungsgesetze, Fehlerschätzung, Fehlerübertragung sowie
Nachweisgrenze. Das 7. Kapitel handelt das Problem der Repräsentanz ab
(Repräsentanz der Punktaussage sowie örtliche und zeitliche
Repräsentanz. Das 8. Kapitel führt in das Prinzip statistischer
Hypothesenprüfungen ein. Spezielle Prüfverfahren wie u. a. Vergleich
zweier Stichprobenmittelwerte oder die Bildung von Vertrauensbereichen
werden erläutert. Das 9. Kapitel beschäftigt sich mit der
Varianzanalyse (u. a. einfache und doppelte Varianzanalyse,
Homogenitätsuntersuchungen von Stichproben). Das 10. Kapitel führt in
die Cluster- Analyse ein. Das 11. Kapitel ist der Korrelation und
Regression gewidmet. Abgehandelt werden u. a. die zweidimensionale und
mehrdimensionale lineare Korrelation und Regression von Stichproben,
die nichtlineare Korrelations- und Regressionsrechnung,
Hypothesenprüfverfahren sowie Polynome und Transformation. Das
12. Kapitel führt in die empirischen Orthogonalfunktionen (EOF), in
die Anwendung der Hauptkomponenten- und Faktorenanalyse sowie in die
kanonische Korrelationsanalyse ein. Ebenfalls sehr knapp wird im 13.
Kapitel auf neuronale Netze eingegangen. Das abschließende
14. Kapitel befasst sich mit der Zeitreihenanalye (u. a. Homogenität
und Inhomogenität von Zeitreihen, Trendanalysen, spektrale
Varianzanalyse, Kreuzspektrum- und Kohärenzanalyse sowie
Extremwertanalyse).
Manche Kapitel bzw. darin angesprochene statistische Verfahren sind
nach Meinung des Rezensenten zu knapp ausgefallen und wären daher
womöglich verzichtbar gewesen. Hinweise auf die relevante
weiterführende Literatur gleichen diesen Mangel nicht aus. Die
wichtigsten statistischen Methoden sind jedoch ausführlich und
verständlich beschrieben. Unbedingt positiv zu bewerten sind die grau
unterlegten 110 Rechenbeispiele aus der meteorologischen und
geowissenschaftlichen Praxis, die den Rechenweg aufzeigen und die
statistische Arbeitsweise erläutern. Die vielen aussagekräftigen
Abbildungen und Tabellen sind zusammen mit dem gut formulierten Text
alles in allem ein hilfreicher Leitfaden für alle diejenigen, die sich
mit Statistik „herumplagen“ müssen.
Benedikt Toussaint
Mitteilungen Nr. 65 des Nassauischen Vereins für Naturkunde